Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
Vom Netzwerk:
rutschte ein Treppengeländer abwärts, versteckte sich hinter Säulen und Türen, kicherte in sich hinein, als die Robolde suchend herumirrten. Dann überraschte sie die beiden hinterrücks mit umso lauterem Geschrei. Nach etlichen hoch- und runtergehechelten Treppenhäusern zeigte sich, dass die Robolde zumindest Ausdauer hatten. Während Skaia ins Keuchen kam, waren die Robolde kein bisschen erschöpft. Und sie hatten nicht verstanden, was die wilde Jagd kreuz und quer durch die Stockwerke sollte.
    „Ist Umweg“, bemühte sich der eine, Skaia aufzuklären.
    „Bibliothek da!“, gab der andere zu bedenken und deutete schräg nach oben. Aber das interessierte Skaia im Moment nicht. Denn direkt neben ihr war eine hohe Schwingtür, und dahinter wurde einiger Lärm veranstaltet. Endlich mal Leben in der Burg! Bisher hatten die meisten Räume unbewohnt gewirkt, selbst wenn manche von ihnen ähnlich prächtig eingerichtet waren wie ihre eigenen Zimmer.
    „Nur Küche“, schnarrte einer ihrer Begleiter.
    „Umso besser“, gab Skaia zur Antwort und schob die Tür so weit auf, dass sie ihren Kopf hindurchstrecken konnte. Sie staunte nicht schlecht. Gemessen an Länge und Breite des Raumes und angesichts der weiß gekachelten Wände hätte es sich genauso gut um eine Schwimmhalle handeln können, wären nicht überall Bratrohre, Kühlschränke, Rührmaschinen, Saftpressen und andere Gerätschaften in Aktion gewesen. Dazwischen wuselten Robolde umher. Da sie mit ihrem silbrig-metallenen Äußeren der Edelstahleinrichtung recht ähnlich sahen, musste man sehr genau hinsehen, wollte man erkennen, wie sie hier einen Deckel hoben, um irgendeine Flüssigkeit nachzugießen, wie sie dort ein Brett mit Mehl bestäubten oder eine Lauchstange in dreißig exakt gleiche Teile zerstückelten. Viel auffälliger war ein Mann, der einen langen, weißen Kittel trug und auf dem Kopf eine Mütze, die ihn als Koch auswies. Wie eine Furie fegte er durch die Küche, um erst hier, dann dort die Robolde mit lauter Stimme zurechtzuweisen. „Viel schmaler, du Dussel“, rief er, „wie soll der Lauch denn sonst durchs Sieb passen?“ Energisch schwenkte er die gerupfte Gans, die seine Linke an der Gurgel fest umklammert hielt. Schlapp schwankte der käsige Körper jeder seiner Bewegungen hinterher. Beim nächsten Robold probierte der Koch das, was im Topf vor sich hin brodelte. Er schien zufrieden. Dem benachbarten Robold legte er die Gans zum Ausnehmen hin. Dann griff er sich ein Glas, schüttete sich die Hälfte dessen, was darin dunkelrot schwappte, in die Kehle und ließ den Blick über sein Reich schweifen wie ein König. Doch sogleich war es mit der Ruhe wieder aus. „Nischt kneten! Um ’immels Willen!“ Mit dem Glas in der Hand sprang er durch die Küche und schlug dem Robold, der offenbar drauf und dran war, sich an einem Teig zu versündigen, den unförmigen Klumpen aus der Hand. „Wird doch säh! ’olskopf! In den Kühlschrank!“ Der Robold bekam eine Ohrfeige verpasst. Es schepperte, aber der Robold schrie weder auf noch rieb er sich die Wange. Er schaute nicht einmal verstört.
    Dafür entfuhr Skaia ein überraschtes „Oh“, und sogleich verspürte sie den messerscharfen Blick des Kochs.
    „O’?“, ahmte der Koch sie nach. „’aben wir einen Gast?“ Schon stand er neben ihr. „Komm ru’ig ’erein! Aber deine swei Robolde bleiben draußen. Noch mehr von der Sorte kann isch nischt ertragen.“ Er zog Skaia in die Küche. Hinter ihr schloss sich die Schwingtür. „Du bist bestimmt die Schwester des neuen ‚Guten’. Gestatten: Missjö Sufflee ist mein Name. Wie schön, dass du mir einen Besuch abstattest. ’at lange keiner mehr gemacht. Isch könnte ’ier vergammeln, und keiner würde es merken.“
    „Wieso? Dann gäbe es keine Mahlzeiten mehr, und das merkt ja wohl jeder!“, widersprach Skaia.
    „Ach was, isch könnte auf einem Butterfleck ausrutschen, mit dem Kopf im Suppentopf landen und darin ersaufen. Die Blech’einis ’ier würden einfach weiterwursteln. Irgendetwas Essbares bringen sie schon zustande. Und die ’errschaften da oben würden sischer noch nischt einmal den Unterschied bemerken.“
    „Mein Bruder würde es bestimmt bemerken. Der ist nämlich selbst ein guter Koch.“
    „Tatsäschlisch?“
    „Ich kennen keinen, der Bohnen besser zubereiten kann als er!“
    „Ach, ’errje ― du bist das mit den Bohnen! Da ’inten“, er zerrte sie quer durch den Raum zu einer Herdplatte, auf der ein

Weitere Kostenlose Bücher