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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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Tönen des Dunkels entgegenzutreten. Skaia glaubte, sehr leise zu summen, kaum hörbar.
    Dennoch schimpfte es auf einmal in ihrem Kopf: „Wenn du unbedingt Musik machen willst, dann geh wenigstens außer Hörweite.“
    „Ich kann nicht einschlafen.“
    „Prima, dann kannst du ja Wache halten!“
    „Ist das hier notwendig?“ Mit einem Schlag war Skaia hellwach. Mussten sie sich selbst außerhalb des Waldes vor gefährlichen Gesellen in Acht nehmen?
    Von Lunetta kam keine Antwort mehr. Die Katze ließ Skaia mit ihren aufgescheuchten Ängsten allein.
    Zur Unsicherheit, wer in dieser Gegend um ging, kam eine ungewohnte Kühle, die über Skaias Beine kroch. Während sie gelaufen waren, hatte Skaia es als angenehm empfunden, dass es in Moxó bei weitem keine solterranischen Temperaturen gab. Aber jetzt, am Boden sitzend, fröstelte sie. Skaia musste sich unbedingt einen Plan zurechtlegen. Wie konnte sie Yaho überzeugen, mit ihr nach Solterra zurückzukehren? Würde sie ihn überhaupt rechtzeitig abfangen, bevor er den Sonnenkreis der Königin der Nacht übergab?
    So viele Bilder gingen ihr durch den Kopf: Yaho, der stolpert und den Sonnenkreis verliert. Lunetta, vor der sich riesenhafte Tore öffnen. Eine Herrscherin, deren Gesicht überstrahlt ist vom Silbermond in ihrem Haar. Ein Krönchen, das auf Skaia zu kullert und scheppernd gegen ihren Schuh stößt. Die Sonne, die die Dunkelheit zerfetzt.
    Skaia riss die Augen auf. Das war echt gewesen ― nicht geträumt. Wieder blitzte blendende Helligkeit auf. Alles war weiß, fast nichts mehr zu erkennen. Nur einen Lidschlag lang. Dann war alles wieder schwarz.
    „Lunetta, Lunetta!“, rief Skaia.
    Die Katze hatte sich eingerollt, das Schnäuzchen unter die Pfoten gesteckt. Dass sie wach geworden war, konnte man schon am Zucken ihrer Schnurrhaare erkennen, bevor sie unwillig reagierte: „Mmmmh ... Warum eigentlich müsst ihr Menschen immer so schreien?“
    „Lunetta. Es war auf einmal alles ganz hell!“
    „Ja und? Du kennst doch das grelle Licht der Sonne.“
    „Ja, schon ...“
    „Wenn der Sonnenkreis bei uns im Reich der Nacht herumgeistert, hat das natürlich Auswirkungen.“
    Das hieß, dass Yaho tatsächlich im Reich der Nacht unterwegs war.
    „Ja sicher. Der Sonnenkreis und Skaia ― alles eilt zur Königin. Das ist aber kein Grund zum Schreien.“
    Skaia durchlief ein Schauer.
    „Vorhin in der Helligkeit warst du wieder ganz weiß!“
    „Was du nicht sagst.“ Demonstrativ rollte sich die Katze noch enger zusammen, und bald hob und senkte sich ihr Brustkorb gleichmäßig. Skaia brauchte noch lange, bis sie einschlief.
     
    So sehr sich Skaia vor kurzem geärgert hatte, dass sie nicht weiter gehen konnte als bis zu den Toren der solterranischen Burg, so wenig erfreulich fand sie es nach der Nachtruhe und dem erneuten Aufbruch, dass der Weg einfach nicht enden wollte. Wie lange sollte das so gehen: schlafen, gehen, Beeren sammeln und Lunetta beim Mäuse vertilgen zusehen. Skaia wurde nie richtig satt, während sich Lunetta zufrieden das Mäulchen schleckte. Dann wieder gehen, sammeln, essen, schlafen. Sie hatten die öde Staubgegend hinter sich gelassen, waren durch Wiesen mit dunklem Mohn gegangen, an Feldern entlang und um Ortschaften herum, in denen kein einziges Licht brannte. Skaia fragte sich, wie die Menschen so leben konnten. Immer im Dunklen. Warum zündeten sie nicht wenigstens eine Kerze an? Oder waren die Häuser, die sich in die Landschaft duckten, gar nicht bewohnt? Wenn Skaia ehrlich war, sehnte sie sich nach menschlicher Gesellschaft, aber sie sagte nichts. Ihr Magen war es, der sie verriet. Sein Knurren war irgendwann nicht mehr zu überhören. Und Skaia fragte sich, ob es im nächsten Ort wohl eine Gastwirtschaft gebe.
    „Ist ja schon gut“, antwortete die Katze. Kurze Zeit später gingen sie direkt auf die Häuser zu. Auch wenn es im Dorf dunkel war, still konnte man es nicht nennen. Der Bucklige, der ihnen schon kurz hinter dem ersten Haus nachlief, rief beständig: „Ihr seid nicht von hier, ja, ja? Nein, ihr seid nicht von hier, oder?“ Aus einigen Fenstern schauten alte Weiber und blasse, junge Frauen heraus. Wahrscheinlich hatten sie gehofft, dass es sich bei den laut beschrienen Fremden um hübsche Kerle mit Feuer in den Augen handelte. Auf jeden Fall wirkten sie enttäuscht, als sie bei dem Buckligen nur Skaia und Lunetta entdeckten.
    In der Dorfmitte stand ein Baum mit üppiger Krone. Kinder turnten im Geäst herum. Auf

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