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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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falsche Stichwörter zu, war klar, nach welcher Art von Frechdachs man Ausschau halten musste, um seine Strafpredigt loszuwerden. Doch die einzige, deren Ermahnungen sie ernst nahmen, war Gura. Auch wenn Paparazzo dabei grinste und Papabella mit derart unschuldigen Blicken um sich warf, dass zumindest Skaia ihr nie hätte böse sein können.
    „Na ja, sie sind halt so“, gab Gura zu, als sie aus ihrem Wagen kam. Schnaufend ließ sie sich auf einem hockerhohen Ei nieder und verhüllte mit ihrem wallenden Rock die pastellblaue Schale. Skaia saß daneben in eine Decke gekuschelt.
    Eben hatte Gura die Kleinen ins Bett gebracht und ihnen von einer Nachtigall erzählt, die wegen einer Krankheit wie gerupft aussah, aber im Schutz der Dunkelheit immer noch alle mit ihrem Lied bezaubern konnte. Im Laufe der Gute-Nacht-Geschichte hatten die Papageni immer seltener dazwischengequasselt, bis sie schließlich ganz ruhig geworden waren.
    Und jetzt war Skaia diejenige, die aufmerksam Guras Worten lauschte.
    „Weißt du, Skaia, ganz früher hat man die Papageni, wenn sie groß genug waren, in alle Reiche der Welt ausgeschickt, auf dass die Lustigkeit nirgends ausgehe. Aber seit Tag und Nacht geschieden wurden, na, du weißt ja selbst ...“
    „Was meinst du?“ Skaia hatte keine Ahnung von anderen Reichen und auch nicht von der Geschichte Moxós. Aber sie konnte nicht einfach danach fragen. Es war besser, wenn niemand ihre Herkunft kannte. Die Musiker, bei denen sie sich in der „UNVERMEID-BAR“ verplappert hatte, schienen glücklicherweise nichts herumerzählt zu haben.
    Arglos erklärte Gura weiter: „Na ja, die Solterraner waren die ersten, die sich irgendwann sträubten. ‚Brauchen wir nicht! Was bringen denn Albernheit und Gelächter?’, hieß es. Andere, wie das Reich Regálien, nahmen die Papageni gefangen, wenn sie es zu bunt trieben. Und zu bunt wurde es vielen rasch. Fatálien und Surprésien, auch Notellánien nehmen noch welche, aber Javónien hat sich schon lange komplett abgekapselt. Früher stand in der Nähe der Lichterblumen eine Hütte mit Glasdach. Durch die ist man hinübergekommen. Aber eines Tages ist sie verschwunden. Seitdem gibt es auch keine Möglichkeit mehr, Papageni nach Javónien zu schicken.“
    „Also bleiben immer mehr in Moxó?“ Mit leichtem Schaudern stellte sich Skaia ganze Dörfer vor, die von ausgewachsenen, aber keineswegs vernünftig gewordenen Papageni belästigt wurden.
    „Sicher, aber du siehst ja, dass unsere jetzigen Kinderchen schon ganz schön groß sind. Es ist Jahre her, dass wir auf ihre Eier gestoßen sind. Das hier“, sie tätschelte liebevoll ihren über das Ei gespannten Rock, „ist das erste seit langem.“
    „Und woher kommen sie?“
    „Dass du so wenig weißt für dein Alter ... Obwohl ― wer weiß schon viel über die Eier?“ Gedankenverloren wanderte Guras Blick über Skaias Gesicht und weiter zur schwarzen Stundenkugel an Skaias Hals.
    „Tja“, raffte sich die Alte wieder auf, „sie liegen einfach da. Unter Büschen, in hohlen Baumstämmen oder unter Felsvorsprüngen. Wenn sich niemand um sie kümmert, vertrocknen sie und zerbrechen. Aber wenn man sie lang genug wärmt, schlüpfen die Kleinen.“
     
    Rot und rasend wie die Feuerwehr tauchte Tabbi vor ihnen auf. Sie zerrte Mikolo hinter sich her. „Gura, kannst du den mal bei dir behalten? Sein blödes Blaulicht steckt mir noch alles in Brand.“
    „Scht!“, machte Mikolo und hielt sich den Finger vor den Mund. „Man soll es nicht ärgern.“
    „Wer ärgert hier wohl wen?“, gab Tabbi zurück. „Das geht nicht, dass ihr dauernd in den Kostümen herumkramt, während ich nicht da bin.“ Sie ließ Mikolo los, machte auf dem Absatz kehrt und entschwand mit wehender Mähne.
    Mikolo sah drein, als ob er noch mehr Schelte fürchtete, aber Gura sagte nur: „Bist bestimmt eine Esche. Mit denen kann Tabbi nie.“ Dabei kicherte sie ein wenig.
    Diesmal war es an Mikolo, Gura groß anzuschauen.
    „Dein Mondzeichen!“
    Mikolo lächelte unsicher.
    „Scheint heute die Nacht der Erklärungen zu sein ...“
    Wenige Minuten später hatte sie aus dem Wagen ein dunkelbraunes Kästchen geholt. Aber anstatt es zu öffnen, deutete sie in den Himmel hinauf.
    „Also, was sehen wir da oben?“
    „Den Mond und die Sterne“, kam es sofort von Mikolo.
    „Richtig. Und vielleicht ist es euch aufgefallen: Die Sterne wandern ganz langsam und zeigen sich immer wieder in anderen Anordnungen. Vor allem die Wandelsterne,

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