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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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Ameise ertrank. Schön war es nicht, den Baum bluten zu sehen.
    „Kommt ihr mit? Dann könnt ihr mir die Eimerchen tragen helfen“, schlug der Prinzipal vor.
    Skaia nickte. Mikolo auch.
    „Die Blaukappe gehört zu dir?“
    „Äh ... Nein ...“, gab Mikolo zurück und schaute mit Unbehagen auf das Flämmchen, das neben seinem Kopf in der Luft tanzte.
    „Nicht so schlimm“, sagte der Prinzipal. Er tätschelte Mikolo und seufzte: „Andere schleppen ein Leben lang Hirngespinste oder Nachtmahre mit sich herum. Das sind die wirklich unangenehmen Kleingeister!“
    „Und eine ... Blaukappe?“
    „Du solltest sie nur nicht ärgern!“ Dann stapfte der Prinzipal los.
    Skaia fand es übertrieben, dass Mikolo immer, wenn er zu seiner Blaukappe hinüberblickte ― und er blickte oft hinüber ― wie versteinert lächelte. Was sollte ihm das Flämmchen denn schon tun?
    Vielleicht waren es hundert Meter, vielleicht auch zweihundert, auf jeden Fall standen sie endlich im Freien. Skaia konnte es kaum fassen. Der Zypressenwald lag hinter ihnen. Vor Freude sprang sie wie wild über das Stoppelfeld, das sich vor ihnen auftat. Bis sie vom Prinzipal zurückgepfiffen wurde.
    Der Rest des Wegs schlängelte sich am Waldrand entlang. Ihr Ziel tauchte auf in Form einiger Planwagen und Handkarren. Zwei Ochsen grasten vor sich hin, ein Esel schaute interessiert von seinem Wasserbottich hoch.
    „Holla, der Herr und Meister bringt Gäste mit. Na dann, alles aussteigen und absitzen“, rief ein junger Mann mit breiten, blonden Koteletten und schickte ein täuschend echtes Pferdewiehern hinterher. „Zettel“, stellte er sich vor und machte so schwungvoll einen Diener, dass Skaia den Luftzug verspürte.
    „Schnauz“, „Schnock“, „Squenz“, taten es ihm drei weitere Burschen gleich. Sie hätten gut auch „Kikeriki“, „Mäh“ und „Oink“ sagen können, denn der eine trug einen Hahnenkamm auf dem Kopf, einen gekrümmten Schnabel im Gesicht und unter dem Kinn einen roten, schlenkernden Gummilappen. Der zweite hatte einen Ziegenbart, kleine Hörnchen und ein Glöckchen um den Hals. Der dritte war im Gesicht rosa bemalt und näselte durch seinen Schweinchenrüssel: „Papas ‚Papp-Palast’-Theater, allzeit bereit für euer Amüsement, auch wenn vom Palast nur noch die Pappe übrig ist.“
    „He“, rief eine Frau mit scharfer Stimme herüber und schwenkte ein plüschiges, rosa Gewand, „Wir sind noch nicht fertig mit der Kostümprobe!“
    Die drei schauten an sich hinunter, als bemerkten sie erst jetzt, dass sie halb tierisch, halb menschlich aussahen. „Na so etwas, sie hat Recht“, sagte der eine.
    „Wenn wir sie nicht hätten“, meinte der zweite grinsend.
    „Zarter als mein Hähnchenfleisch ist nur noch Tabbis hold’ Gekreisch!“, ergänzte der dritte so laut, dass es jeder auf dem kleinen Platz hören konnte. Dann sprangen sie fort und begaben sich zurück in die Hände ihrer Kostümfrau. Zettel folgte ihnen schlendernd, mit den Händen in den Hosentaschen.
    „Ich bringe euch erst mal zu Gura“, meinte der Prinzipal, setzte seine Eimerchen ab und schob Skaia und Mikolo genau auf den Wagen zu, der längst ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Er war nicht mit einer Plane überdacht, sondern offen. Außerdem waren die Seitenwände heruntergeklappt. Auf dem Wagenboden standen Wände aus Pappmaschee, die einen steinernen Irrgarten andeuteten. Das Ganze war eine rollende Bühne.
    „Und eins und zwei und Ausfallschritt und ... Sprung. Das Handgelenk gerade halten, Papabello! Und Konzentration! Immer auf den Vordermann achten. Paparazzo, pass auf“ Nicht dauernd wo anders hinschauen. Du trittst Paparella noch auf die Zehen.“ Gura war eine rundliche Alte, die mit schnellen Armen einige kleine Kinder übers Parkett dirigierte. Und sie hatte die dunkelste Hautfarbe, die Skaia je gesehen hatte.
    Über die Kinder wunderte sich Skaia allerdings noch mehr: Sie trugen bunte Federkleider. Und die schienen echt zu sein, nicht von Tabbi aus dem Kostümfundus gezogen und übergestreift. Umgekehrt warfen auch die Vogelmenschlein den Ankömmlingen neugierige Blicke zu. Paparazzo tuschelte sogar mit seiner Nachbarin, bis Gura abbrach: „Also gut, eine Viertelstunde Pause. Aber lauft nicht zu weit weg!“ Die Kleinen stoben in alle Richtungen auseinander. Gura stöhnte und lächelte. Zu Skaia und Mikolo gewandt, sagte sie: „Und ihr wollt wohl auch zum Ballett?“
     
    Skaia schloss Gura rasch ins Herz. Und Mikolo hing an ihren

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