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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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    „Bei uns gibt es auch diesen Tag. Es ist der ‚Namenlose Tag’.“ Gura griff in die Mitte des Kästchens und lupfte dort, wo Skaia nichts außer blauem Samt bemerkt hatte, ein Deckelchen. Darunter war ein extrem dunkler Stein, der fantastisch funkelte, eingebettet. „Die schwarze Perle“, sagte Gura und nahm sie heraus. „Sie glüht nur für Menschen, die an diesem einen, besonderen Tag geboren sind.“
    Noch bevor Gura ihr die Perle in die Handfläche legte, wallte es warm durch Skaias Körper. Den Stein in der Hand zu halten, war reine Wonne. Skaia fühlte sich wie im Bett zwischen ihren Eltern. Sie musste nur die Augen zumachen. Daunen, Haut und ein flauschiger Stoff um sie herum. Und nicht der kleinste Luftzug hauchte sie an.
    „Wer am Namenlosen Tag geboren ist, ist der dunklen Königin verbunden. Er lebt ein Leben der Herausforderung. Er kann Großes bewirken.“
    Mikolo flüsterte Gura zu: „Stimmt ― sie hat mich gerettet, als ich im roten Licht gefangen war.“
    „Skaia, geh deinen Weg. Hab Vertrauen!“ Guras Worte schienen zu schweben. Schienen so leicht, dass Skaia sich gar nicht vorstellen konnte, ihnen je folgen zu müssen.
     
    Schlafen und Wachen, Proben und Auftreten ― die Zeit verging rasch bei den Theaterleuten. Skaia verspürte die Versuchung, bei der Truppe zu bleiben, doch wenn sie an Aldoro dachte, wusste sie, dass sie bald wieder aufbrechen musste.
    Mikolo erzählte allen, dass er eine Eschenpersönlichkeit sei. Die meisten hörten ihm freundlich zu, manche gaben preis, was ihr eigens Mondzeichen war und welcher Blume und welchem Tier sie deshalb besonders nahe stünden. Mikolo freute sich, dass er es mit dem Buschwindröschen besser getroffen hatte als der Weißdorn-Typ Squenz, der sich mit Sauerklee zufrieden geben musste. Mit seinem Tier, der Möwe, war Mikolo nicht recht glücklich. Denn Schlucker konnte immerhin sagen: „Mein Tier ist der Regenbogenfisch“, und Tabbi bezeichnete sich mit funkelnden Augen als „Herrin des Grünen Drachens“.
    Skaia wäre eine Möwe sympathisch gewesen. Mehr jedenfalls als das finstere Tier, das Gura ihr genannt hatte: „Der schwarze Rabe ― achte auf ihn.“
    Sollte Skaia etwa den Himmel absuchen nach einem Leitvogel, der ihr den Weg zur Königin der Nacht wies?
    „Weiß denn niemand aus der ganzen Truppe, wo die Königin der Nacht ihren Palast hat?“, hakte sie bei Papa nach.
    „Nein, leider nicht“, gab er zurück und stocherte, ohne aufzusehen, weiter mit einem Stöckchen in die Löcher der Pappmascheewand, aus denen bei der Vorstellung die blutigen Tränen kamen. Schnock, der lockere Bretter des Bühnenbodens festhämmerte, schüttelte den Kopf, und Schnauz, der ihm die Nägel hinhielt, erklärte: „Wir kommen zwar viel herum, aber auf die Königin sind wir nie gestoßen. Ihr Palast steht nicht mehr. Ist zerfallen in seine Einzelteile. Steine kannst du da noch sehen, die herumliegen zwischen den Ruinen. Zerbrochene Säulen, Kapitelle, Stufen. Oft sind Ornamente drauf, züngelnde Lindwürmer und so. Aber die Königin ist weg. Verbannt in ewige Finsternis, heißt es ja. Aber am Ende lebt sie gar nicht mehr ...“
    „Natürlich lebt sie noch! Lunetta, die Katze, wollte mich zu ihr bringen.“
    Der Prinzipal hielt mit dem Stochern inne. „Du willst sie wirklich suchen?“
    Skaia nickte mit bitterer Miene.
    „Na dann, schau zu!“ Schnock ließ den Hammer über die Bretter schlittern. Knapp vor dem Bühnenrand blieb er liegen. Schnock stellte sich in die Bühnenmitte, zog seine Jacke aus und knotete die Ärmel vor dem Bauch zusammen. Wie ein Röckchen hing der Rest um seine Hüften. Die Haare verwuschelt und sich kleiner machend, deutete Schnock auf Skaia und dann auf sich selbst. Suchend blickte er um sich, bis er am Boden eine silberne Spur fand, die Schnauz rasch mit den Nägeln gelegt hatte.
    „Dem Bach folgen, der hinter dem Wagenlager vorbeifließt?“ Skaia war sich nicht sicher.
    Aber Papa machte bestätigend „M-hm!“
    Schnauz hatte mittlerweile einen Schuh ausgezogen und vor Schnock auf den Boden gestellt. Der hielt sich die Nase zu, machte einen großen Schritt über den Schuh hinweg und wandte sich nach rechts.
    „Besser nicht die Schuhe ausziehen?“, fragte Skaia mit gerunzelter Stirn.
    „Das sowieso. Aber es gibt auch einen Ort: Überzeh. Direkt hinter dem letzten Haus muss man gleich rechts auf einen schmalen Pfad einbiegen.“
    „Soll das eine Wegbeschreibung werden?“
    Schnock und Schnauz

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