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Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition)

Titel: Prinzessin der Nacht - Phantastischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Endl
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die Planeten.“
    Als wolle sie Guras Worte verdeutlichen, schwebte die Blaukappe von Mikolos rechtem Ohr zu seinem linken. Sanft erhellte ihr Licht sein aufmerksames Gesicht.
    „Für jede Zeit im Jahreslauf gibt es ein typisches Sternbild. Und das benennt man nach dem Baum, in dem das Leben gerade besonders pulsiert. Wirst du im Sternbild der Esche geboren, so ist dies dein Mondzeichen, dein Leben lang.“
    „Und was hat man davon?“, hakte Skaia ein.
    Gura wandte sich zu ihr. „Na, es verrät viel über dich. Papa ist ein Efeu. Das sagt uns, dass er ein hemmungsloser Selbstdarsteller ist, aber auch die Verantwortung für seine Leute übernimmt, dass er einfach zur Berühmtheit werden musste, auch wenn ihm der Erfolg nicht immer hold ist.“ Gura strahlte richtig, so freute sie sich über die Aussagekraft des Mondzeichens.
    „Aber das haben wir mehr oder minder auch so mitgekriegt. Dazu braucht man doch kein Mondzeichen“, widersprach Skaia.
    Guras Strahlen verblasste kein bisschen. „Mag sein. Efeu ist ein einfaches Zeichen. Aber es gibt auch andere ... Selbst wenn ein Mensch ein Geheimnis hat: Das Mondzeichen ist der Weg, ihn zu verstehen. Und das Gute daran ist: Jeder hat eines.“
    „Stimmt nicht“, rief Skaia und vergaß alle Vorsicht. „Ich hab keines! Denn bei mir zu Hause gibt es überhaupt keine Sterne und erst recht keinen Mond. Wie soll ich denn da ein Mondzeichen haben?“ Ihr Siegerlächeln blitzte Gura an.
    „Aber das hast du gar nicht gesagt, dass du nicht aus Moxó kommst“, rief Mikolo aus.
    Gura dachte weiter als er. „Du bist aus Solterra?“
    Was blieb Skaia anderes übrig, als zu nicken. Doch es war wider Erwarten nicht einmal schlimm. Im Gegenteil: Eine Woge der Erleichterung schwemmte plötzlich die dauernde Angst fort, sie könne sich verplappern. Und dem Nicken drängte ein Sturzbach an Worten, Sätzen, Schilderungen nach, der direkt aus ihrem Herzen zu strömen schien. Ohne Punkt und Komma hörte sie sich erzählen. Von Lunetta, der Burg, den Eingeweihten, von Aldoro und den Träumen, in denen ihr Bruder hilfesuchend die Hand nach ihr ausstreckte. „Und seit ich Lunetta verloren habe, weiß ich nicht, wie ich zur Königin der Nacht kommen soll, um Yaho mit dem Sonnenkreis abzufangen.“ Sie presste die Augenlider fest aufeinander. Wollte nicht weinen. Sie spürte Guras Hand auf ihrem Kopf. Ließ sich führen. Fallen. Den Kopf an den warmen Körper. An den wollenen Rock, in den die Tränen sickerten.
    Nach einer ganzen Weile, in der sich Skaia stumm an Gura geklammert hatte, erklang eine Melodie. Sie drang aus dem Kästchen, das Gura geöffnet hatte. „Hübsch, das Glockenspiel, nicht wahr?“
    Die Töne klangen wunderschön. Aber mit dem, was das Kästchen außer dem Spielwerk enthielt, konnten sie sich dennoch nicht messen. Auf dunkelblauem Samt glänzten zwölf Kugeln. Sie saßen in kleinen Vertiefungen, damit sie nicht durcheinander rollten. Nur in ihrer Mitte war nichts als das Blau des Samtes zu sehen.
    „Die Kugel, die warm wird in deiner Hand, verrät, welches Zeichen du bist.“
    „Aber ich bin doch ...“, schniefte Skaia.
    Gura fiel ihr ins Wort: „Du bist jetzt still. Und ihr probiert beide einfach mal!“
    Mikolo machte bei der dritten Kugel, die er anfasste, überrascht „Oh“.
    „Na, wer sagt’s denn: Koralle, der Stein des Planeten Neptun und damit der Esche“, freute sich Gura.
    Mikolo strahlte, obwohl niemand behauptet hatte, Eschenpersönlichkeiten wären besondere Menschen.
    Skaia tippte inzwischen den sechsten Stein an, spürte aber nichts. Jaspis, Diamant, Smaragd, Opal, Rubin und Topas ließen sie kalt, ebenso der rote Karneol, bei dem Gura flüsterte: „Das ist mein Stein. Gehört zur Stechpalme.“ Amethyst, Olivin und Mondstein schieden auch aus. Wenn Skaia beim Bergkristall irgendetwas Besonderes verspürt hätte, wäre es noch logisch gewesen, denn er stand für die Sonne. Aber da fühlte sich selbst die nur matt glänzende Pechkohle angenehmer an.
    „Das wäre der Holunder. Der Wein aus seinen Beeren zeigt dir die Zukunft. Seine Zweige vertreiben böse Geister, und sein Holz wird gerne für Särge genommen.“
    Skaia entschied sich dafür, kein Mondzeichen zu haben. „Wenn es bei uns doch auch nur die Sonne gibt und sonst nichts!“
    „Auch keinen Schnee?“, hakte Gura nach.
    „Doch, manchmal fällt Schnee.“
    „Und wenn, dann zum ersten Mal an dem Tag, an dem du Geburtstag hast?“
    Skaia hielt den Atem an. Woher konnte Gura das

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