Prinzessin Emmy und ihre Pferde - Endlich Prinzessin! (German Edition)
Lara.
Auch wenn David sie nicht verstehen konnte, wusste er doch, dass das nur eines bedeuten konnte: „Zurück, seit, schließen … Vor, seit, schließen …“
Emmy machte einen Schritt rückwärts. David folgte ihr. Seiner Freundin schien das Tanzen auf einmal ganz leicht zu fallen. Sie schwebte! Und er schwebte mit ihr. Erst ein paar Mal vor und zurück, dann wirbelten sie unter dem fröhlichen Gewieher aller 26 Pferde im Kreis durch den ganzen Stall.
Die Königin des Ballsaals
D ie wenigen Tage vergingen schnell. Auf den Mittwoch folgte der Donnerstag, auf den Donnerstag der Freitag, und damit war es nur noch ein Tag bis zu dem großen Ball.
Karla von Kandis hatte sich am Nachmittag zum Schreiben ihres Kinderbuchs in eine Kammer auf dem Dachboden zurückgezogen. Im Schloss liefen bereits die Vorbereitungen für das große Fest. Frohlinde Schnuck nahm in der Küche alles in Angriff, was am Vortag für das Büffet erledigt werden konnte, während Sebastian April den Marmorboden in der Halle bohnerte. Das Klappern des Geschirrs und das Surren der Bohnermaschine hallten durch die Räume. Und somit war der Dachboden der einzige Ort im Schloss, an dem Karla von Kandis genügend Ruhe fand.
Durch ein Dachfenster hatte sie einen weiten Blick an Emmys Turm vorbei über den Stall und die Scheune und die dahinter gelegenen Weiden bis zu den Bergen. Sie stellte ihren Laptop auf ein kleines, wackeliges Tischchen unter der Dachschräge. Es war heiß und auch ein wenig stickig in der Kammer, und sie öffnete das Fenster.
Eine leichte, sommerliche Brise wehte herein. Karla von Kandis atmete einmal tief durch.
Diese herrliche Stille, dachte sie.
Kein Geklapper und Maschinengesumme war hier oben zu hören. Nur das Zwitschern der Singvögel draußen. – Doch was war das? Die Königin stutzte. Hörte sie da nicht Musik? Eine sehr schöne Musik! Ein Walzer war das. Und wenn sie sich nicht täuschte, kam die Musik aus dem Stall.
Sie fand, dass das Schreiben warten konnte. Erst einmal wollte sie herausfinden, was es mit den Walzerklängen auf sich hatte. Sie verließ die Kammer, lief in den ersten Stock hinab und weiter über die Empore und die große Marmortreppe in die Halle.
„Sagen Sie, Sebastian“, wandte sie sich an den bohnernden Haus-, Hof-und Stallmeister. „Haben Sie auch diese Musik aus dem Stall gehört?“
„Die Musik? Aber natürlich, Majestät!“, erwiderte Sebastian April ein wenig überrascht. „Das ist Ihre Tochter. Emmy übt doch seit drei Tagen täglich im Stall tanzen.“
Emmy übt tanzen?, wunderte sich Karla von Kandis. Warum denn das? Sie war doch mit dem Tanzunterricht bei Gertrude Zwickelmeier fertig. Das hatte sie ihr vorgestern jedenfalls gesagt. Da musste sie sofort nachsehen!
Sie eilte nach draußen und schlug den Weg in Richtung Stall ein. Die Walzermusik wurde lauter. Außerdem hörte sie, dass Emmys 26 Pferde fröhlich wieherten.
Vorsichtig öffnete Karla von Kandis die Tür. Und da verschlug es ihr die Sprache. Dort war ihr Töchterchen. Sie tanzte mit David zu der Musik, die aus einem tragbaren CD-Player schallte. Alle Pferde schunkelten in ihren Boxen mit. Karla von Kandis hatte gar nicht gewusst, dass Emmys Pferde Musik liebten. Kara und Lara schienen das Tanzpaar sogar mit ihrem Gewieher anzufeuern. Oder täuschte sie sich?
Doch nicht die Pferde waren es, die Karla von Kandis so in Erstaunen versetzten. Es war das Tanzpaar selbst. Die beiden tanzten nicht nur, sie schwebten! Engelsgleich flogen sie über den Steinboden des Stalls. Sie wirbelten im Kreis, pendelten auseinander und wieder zusammen und drehten und drehten sich. Karla von Kandis kamen bei dem Anblick vor Rührung fast die Tränen.
„Himmlisch!“, rief sie, als der Tanz zu Ende war, und applaudierte.
Emmy erschrak, als sie ihre Mutter in der Tür sah. Doch ehe sie etwas sagen konnte, kam Karla von Kandis schon auf sie zugestürmt. Sie nahm ihr Töchterchen in die Arme und drückte und herzte sie.
„Du bist die Königin des Ballsaals!“, rief sie und verbesserte sich lachend: „Na ja, zunächst einmal die Königin des Stallsaals!“
Emmy freute sich zwar über das Lob, hatte aber beim Anblick ihrer begeisterten Mutter sofort ein schlechtes Gewissen. Das hatte sie seit Tagen immer wieder gequält, ohne dass sie es sich selbst hatte eingestehen wollen. Sie hatte ihre Mutter angeschwindelt. Es war zwar eine Notlüge gewesen, aber trotzdem: Geschwindelt war geschwindelt.
„Mama, ich muss dir
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