Prinzessin meines Herzens
Atem geraubt. Ein unglaubliches Verlangen hatte sie vollkommen erfasst – und sie hatte das Gefühl gehabt, dass es richtig gewesen war. Danach war sie sogar bereit gewesen, ihn zu heiraten. Irgendwie schockierend! Doch wie hatte er sie bloß so zärtlich küssen können? Immerhin hatte er dafür die Verlobung mit der Frau lösen müssen, mit der er eigentlich sein Leben verbringen wollte.
Als sie den Palast erreichten, dämmerte es bereits. Der Chauffeur öffnete die Tür. Nico stieg aus und reichte Lily die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
Sie rief sich in Erinnerung, dass er nur eine Rolle spielte. Genauso wie er es auf der Gangway getan hatte, als er sie festgehalten hatte. Der Kuss vor dem Standesbeamten – es war alles ein Spiel. Und als Playboy hatte Nico darin ja viel Erfahrung. Trotzdem schob sie ihre Hand in seine. Dabei versuchte sie, das wohlige Kribbeln zu unterdrücken, das sie überlief.
Während sie über das Kopfsteinpflaster gingen, wurde Lily auf einen Hubschrauber aufmerksam. Der Helikopter flog ziemlich tief.
„Das ist die Presse“, erklärte Nico, der weiterhin ihre Hand hielt. „Ich dachte, wir hätten noch ein, zwei Tage. Aber scheinbar ist die Nachricht durchgesickert.“
„Du meintest doch, dass jemand aus dem Juweliergeschäft die Presse verständigt hätte. Wieso überrascht es dich, dass die Journalisten schon hier sind?“
Nico wirkte aufgewühlt. „Es ist nicht nur die Sache mit dem Ring. Jemand muss ihnen verraten haben, dass wir heute schon zurückfliegen.“
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte sie. Der Hubschrauber war eine Kurve geflogen und kam nun wieder näher.
„Wir machen weiter wie geplant.“ Nico legte einen Arm um sie und führte sie zum Eingangsportal. Die beiden Palastwachen salutierten und hielten ihnen die Türen auf.
Die Empfangshalle wartete mit einer prunkvollen Kassettendecke auf. Sobald sie den Raum betreten hatten, ließ Nico den Arm sinken und wich von Lily ab. Sie bemühte sich, nicht enttäuscht zu sein – und ärgerte sich darüber, dass sie überhaupt so empfand. „Und jetzt?“, wollte sie wissen.
„Wir haben gerade geheiratet, Liliana. Wir werden nun alle davon überzeugen, dass wir überglücklich sind. Zumindest in der Öffentlichkeit wirst du die Rolle der glücklichen Ehefrau spielen.“
„Wie bitte? Ich habe gefälligst glücklich zu sein? Und du?“
„Ich bin es gewöhnt, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Ich brauche keine Anweisungen“, gab er zurück und kam ihr in diesem Moment sehr arrogant vor.
„Das heißt also, dass ich tue, was du sagst. Stimmt’s?“
„Si. Das wäre das Beste.“
„Hast du dir jemals überlegt, dass ich Pläne für mein Leben hatte, bevor du dich eingemischt hast?“
„Aber jetzt stehst du viel besser da. Du brauchst nie mehr zu arbeiten, Lily. Viele Frauen würden alles geben, um mit dir zu tauschen.“
Bitter lachte Lily auf. „O ja, natürlich. Da draußen stehen sie schon Schlange. Und ich würde sofort mit jeder tauschen.“
Nico biss die Zähne zusammen. Dann drehte er sich um und steuerte auf seine Gemächer zu. Lily eilte ihm nach, was in den hochhackigen Schuhen gar nicht so einfach war. Sobald Nico seine Privaträume erreichte, blieb er wie angewurzelt stehen. Lily stieß mit ihm zusammen und schimpfte leise. Doch dann drang aus dem Apartment Kinderlachen an ihr Ohr.
„Danny!“, rief sie und lief los, um ihren Jungen in die Arme zu schließen. „Oh, mein Baby, mein kleiner Schatz! Mommy hat dich ja so vermisst!“
Sie drückte den Kleinen fest an sich und vergrub ihr Gesicht in seinem Haar. Bis zu diesem Augenblick hatte sie ständig befürchtet, ihn vielleicht nie wiederzusehen. Als Danny sich von ihr lösen wollte, hob sie den Kopf. Aufmunternd lächelte sie ihm zu. Er sah sie mit seinen großen blauen Augen an, und plötzlich begann seine kleine Unterlippe zu zittern.
„Ich bin’s, Mommy“, sagte Lily. „Mommy ist wieder da. Oh, wie ich dich vermisst habe, mein Schatz!“
Daraufhin brach Danny in Tränen aus.
Als Danny endlich eingeschlafen war, schloss auch Lily erleichtert die Augen. Sein Weinen hatte ihr Angst gemacht. Aber schnell war ihr klar geworden, dass ihr verändertes Aussehen der Grund dafür gewesen war. Rasch hatte sie den Pferdeschwanz gelöst, sich das Haar ein bisschen zerzaust und wie immer mit Danny gesprochen. Und tatsächlich hatte er sich ein wenig beruhigt. Als er dann quengelig geworden war, hatte sie ihn ins
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