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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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»gesamtes Konzept« zusammenbricht? David findet meine Haare toll. Mehr muss ich gar nicht wissen.
     
    Es ist sieben Uhr am Freitagabend, der Drehtag ist zu Ende, und ich schnappe mir erleichtert meine Tasche. Es war eine anstrengende Woche, und ich sehne mich danach, mich mit einer Tasse Tee im Bett zu verkriechen, die heutige Folge von »Liebe à la carte« zu gucken, die im Videorekorder auf mich wartet, und früh schlafen zu gehen. Gerade will ich die Tür hinter mir ins Schloss ziehen, als das Telefon auf Matthias’ Schreibtisch klingelt. Nein, ich gehe nicht dran. Ich bin schon weg. Ein
Blick auf meine Armbanduhr lässt mich umdenken. Genau genommen ist es nämlich achtzehn Uhr neunundfünfzig. Bis Punkt sieben muss die Presseabteilung erreichbar sein, und zwar jeden Tag, das hat mir Matthias schon am ersten Tag nachdrücklich eingeschärft. Seufzend stoße ich die Tür wieder auf und hechte zum Schreibtisch.
    »Presseabteilung ›Liebe à la carte‹, hier ist Fanny.«
    »Hallo Fanny, hier ist David.«
    »David, hi! Matthias ist schon weg, aber vielleicht kann ich dir weiterhelfen?«
    »Äh, ja, sogar besser als er, nehme ich an.« Er lacht verlegen.
    »Worum geht es denn?«
    »Um heute Abend.« Heute Abend? Ich blättere in Matthias Terminkalender herum. Was ist heute Abend? Eine wichtige Veranstaltung? Irgendeine Modenschau, die Eröffnung einer schicken Boutique in der Innenstadt, eine Filmpremiere oder sonst ein Event, zu dem unsere Schauspieler eingeladen sind? Es ist nichts dergleichen eingetragen. »Ich wollte fragen, nun, ähm, ich …«, stammelt David und lacht wieder sein niedliches Lachen. »Du musst denken, ich bin total bescheuert, hier so rumzustammeln.«
    »Überhaupt nicht. Worum geht es?«
    »Was machst du heute Abend?«
    »Och, nichts, ich wollte früh schlafen gehen«, antworte ich und würde mir am liebsten augenblicklich die Zunge abbeißen. Es ist Freitagabend, und ich will früh ins Bett? Das klingt ja wirklich aufregend. Ich wünschte, ich hätte jetzt eine Fernbedienung und könnte ein paar Sekunden zurückspulen: »Oh, ich treffe erst einen…
nun … guten Bekannten zum Essen«, kleiner Kicherer, »und danach stürzen wir uns wahrscheinlich ins Nachtleben. « Das hätte gut geklungen. Ich bin begehrenswert, die Männer reißen sich um mich und selbstverständlich habe ich am Freitagabend eine Verabredung mit Adonis. Leider habe ich aber keine Fernbedienung. Und deshalb bin ich in Davids Augen jetzt wahrscheinlich eine vertrocknete Jungfer. Könnte auch sein, dass ich das in meinen eigenen Augen bin.
    »Oh, schade«, erklingt es vom anderen Ende der Leitung. »Ich dachte, du würdest vielleicht gerne … ach, schon gut.«
    »Nein, warte.« Ich schreie fast in den Hörer. »Was wolltest du sagen?«
    »Na ja, ich fand es irgendwie total nett mit dir im ›Luna‹. Und deshalb wollte ich fragen, ob du mit mir was trinken gehst.«
    »Ich? Mit dir? Was trinken?«
    »Ich weiß, es ist etwas kurzfristig. Tut mir leid. Also, wenn du keine Lust hast …« Ich und keine Lust? Auf einen Abend mit David? Na, der ist gut. Wie käme ich denn dazu?
    »Doch, doch. Das können wir machen. Gerne.«
    »Prima. Wo wohnst du?« Wie meint er das denn jetzt?
    »Wie meinst du das denn jetzt?«
    »Damit ich dich abholen kann.« Ach so. Wie nett. Ein Gentleman. Ich aber auch immer mit meinen bösen Gedanken.
    »Marktstraße 46.«
    »Um neun?«
    »Gern.«
    »Bis dann. Ich freu mich.« Es tutet eine ganze Weile in
mein Ohr, bis ich mitkriege, dass David aufgelegt hat und das Gespräch beendet ist. Ich kann mein Glück kaum fassen. Ich habe ein Date mit David! Gut gelaunt verlasse ich das Büro. Während ich abschließe, danke ich Matthias im Stillen für seine derzeitige schlechte Laune. Wäre er ein sanftmütiger Chef, der Fehler vergibt, wäre ich sicher nicht noch einmal zurückgegangen, um den späten Anruf entgegenzunehmen.
     
    Um zwanzig vor neun sitze ich geschniegelt und gespornt mit Julia und Felix an unserem Küchentisch. Die beiden wollen sich heute Abend ausführlich über Julias Möglichkeiten bezüglich einer Heilpraktikerausbildung unterhalten, aber im Moment brauche ich noch ihre volle Aufmerksamkeit. Vor lauter Aufregung zittere ich am ganzen Körper.
    »Wir trinken jetzt erstmal ein Glas Prosecco, damit du ein bisschen runterkommst«, beschließt meine Mitbewohnerin und lässt schon den Korken knallen. »Im Übrigen kannst du dich wirklich entspannen. Du siehst toll aus. Stimmt doch, Felix,

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