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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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oder? Fanny, steh auf!« Gehorsam stelle ich mich auf meine Füße, die in braunen, hochhackigen Stiefeln stecken. Dazu trage ich eine enge Hose in der gleichen Farbe, die mir bis zu den Waden reicht, eine fließende, olivgrüne Bluse mit passendem Halstuch. Die Haare fallen mir dank Julias Glätteisen in weichen Wellen über die Schultern, dazu ein leichtes Make-up. Felix betrachtet mich von oben bis unten und nickt anerkennend.
    »Du siehst super aus.«
    »Auf Nachfrage, na toll«, sage ich nervös, nehme das langstielige Glas mit dem prickelnden Getränk entgegen
und leere es in einem Zug. Dann sehe ich in das etwas irritierte Gesicht meiner Freundin, die ihr Glas am ausgestreckten Arm von sich weghält. Ups, sie wollte wohl mit mir anstoßen.
    »Na, dann halt nicht.«
    »Doch, doch«, widerspreche ich, »ich hatte nur… schrecklichen Durst. Schenk mir nochmal nach!«
    »Durst, soso«, spottet Felix, während Julia mir das Glas erneut bis zum Rand füllt, »ich denke ja, Prosecco ist gegen Durst genauso wirksam wie gegen Aufregung. Nämlich gar nicht.« Pling, unsere Gläser klirren leicht, als wir sie aneinanderstoßen.
    »Auf einen supertollen Abend!«
    »Hoffentlich.« Ich stürze das Getränk hinunter. »Noch mal dasselbe, bitte!« Felix wiegt bedenklich den Kopf hin und her.
    »Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist. Prosecco trinkt man doch eher, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Dein Puls liegt doch sowieso schon bei hundertzwanzig.«
    »Da verbrennst du nebenher gleich noch ein bisschen Fett«, freut sich Julia. Als es an der Tür klingelt, springe ich auf wie von der Tarantel gestochen. Genauso schnell versperrt Julia mir den Weg und drückt mich auf den Stuhl zurück.
    »He, was soll das?« Sie schüttelt energisch den Kopf.
    »Bleib sitzen.« Es klingelt erneut.
    »Ich muss jetzt aufmachen. Womöglich geht er sonst.« Ein unerträglicher Gedanke.
    »Dann ist er es ohnehin nicht wert. Felix, sei so lieb und sag ihm durch die Gegensprechanlage, dass Fanny gleich runterkommt.« Wir sehen Julia verwundert an,
aber Felix leistet ihrem Befehl widerspruchslos Folge. »Er wird sich sofort fragen, wer dieser andere Mann in deiner Wohnung ist«, grinst Julia.
    »Ja, eben.« Besorgt stürze ich Felix hinterher, der den Hörer der Gegensprechanlage abnimmt.
    »Sie wird gleich kommen.« Drei Sekunden später legt er auf.
    »Was hat er gesagt?«
    »Ist gut.« Aha. Na ja, was soll er sonst auch sagen? Julia hält mir ihre taillierte dunkelbraune Lederjacke hin, die sie mir für diesen Abend ausnahmsweise borgt, und schärft mir noch ein paar Verhaltensregeln ein.
    »Ich weiß, du willst ihn unbedingt, aber lass ihn das um Himmels willen nicht spüren, hörst du?«
    »Ja, ja, lass mich endlich gehen.«
    »Damit fängt es schon an. Nun lass ihn doch da unten ruhig ein bisschen schmoren.«
    »Ihr Frauen habt wirklich ganz schön miese Tricks drauf. Der Arme«, mischt sich Felix von hinten in unser Gespräch ein.
    »Der arme Kerl da unten bekommt pro Woche an die hundert Liebesbriefe«, erklärt Julia ihm geduldig ihr Konzept. »Fanny muss seinen Jagdinstinkt ein bisschen ankurbeln. Schlimm genug, dass sie so kurzfristig für eine Verabredung zur Verfügung stand.« Sie sieht mich strafend an, was mich dazu veranlasst, mich zu verteidigen.
    »Wenn ein Mann wie David einen zum Drink einlädt, dann sagt man Ja.«
    »Und ist damit schon sichere Beute für ihn. Ein Nein hätte dich in seinen Augen sehr viel reizvoller erscheinen lassen.«

    »Nun ist es ja zu spät. Musst du mich jetzt noch zusätzlich verunsichern?«
    »Es ist ganz schön kalt draußen«, bemerkt Felix, und ich nicke erschrocken.
    »Das stimmt. Hoffentlich erkältet er sich nicht.«
    »Das wird er schon aushalten«, erklärt Julia gnadenlos.
    »Darf ich jetzt gehen?«
    »In Gottes Namen, dann geh halt. Also, ein letztes Mal: Was bist du?«
    »Die Prinzessin«, sage ich gehorsam.
    »Und was nicht?«
    »Die Erbse.«
    »Sehr gut !« Endlich bin ich entlassen. In der Tür stehend, winken die beiden mir nach.
    »Viel Glück«, wünscht Felix.
    »Und trink keinen Alkohol mehr. Sonst kommst du womöglich noch auf die Idee, mit ihm zu schlafen«, ruft Julia.
    »Natürlich nicht, was denkst du denn von mir?«, frage ich entrüstet und konzentriere mich dann auf die Treppenstufen, die auf diesen Absätzen auch ohne drei Gläser Prosecco eine echte Herausforderung sind.
     
    Als ich die Haustür öffne, schlägt mir die kühle Abendluft entgegen. In

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