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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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könnte ich ganz gut verzichten, allem voran auf die ständig neuen Schlagzeilen in der Klatschpresse. ’tschuldigung, da beschwere ich mich wohl gerade bei der Falschen.«
    »Nein, nein. Ich kann das total verstehen. Und ich verpetze dich auch nicht bei Matthias.« Schelmisch zwinkere ich ihm zu, und er lächelt erleichtert zurück.
    »Danke. Wie gesagt, ich möchte nicht undankbar wirken, aber … Na ja, eigentlich bin ich eher schüchtern und… es ist schon ziemlich anstrengend, wenn man auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Hast du gehört,
was das eine Mädchen beim Weggehen gesagt hat? Ob du Kati bist?« Dann habe ich es also doch richtig verstanden. »Mit jemandem wie mir zusammen zu sein, das ist gar nicht so einfach.« Er sieht mich unsicher an, und ich sehe ebenso verunsichert zurück. Was will er mir denn damit sagen? »An Nadja sieht man das ja.«
    »In ihrer Beziehung läuft es wohl nicht so gut«, erkundige ich mich mehr aus Höflichkeit, denn erstens liegt das wohl auf der Hand und zweitens interessiert es mich nicht sonderlich.
    »Nicht so gut ist gut. Es ist eine Katastrophe. Alex kann überhaupt nicht damit leben, in der Öffentlichkeit verleugnet zu werden. Und ich kann das sogar verstehen. Die Alternative wäre aber, von allen Zeitschriften durchgehechelt zu werden, was ich auch nur bedingt empfehlen kann.« In diesem Moment bekomme ich einen kleinen Schreck und sehe mich unauffällig um. Nicht, dass mein Foto am Montag die Titelseite des BLATTs ziert. Darüber wäre mein Chef bestimmt alles andere als amüsiert. David scheint meine Gedanken zu erraten, denn er legt mir beruhigend die Hand auf den Arm: »Keine Sorge, Paparazzi gibt es nur in Hollywood.« Ich starre auf seine Hand, die er daraufhin schnell wegzieht. Mist. So hatte ich das nun wirklich nicht gemeint. »So, jetzt habe ich dir aber genug die Ohren vollgejammert. Lass uns lieber über dich reden.«
    »Ach, da gibt es gar nicht so viel zu erzählen.« Na, bravo, Fanny, das klingt ja mal wieder spannend! Ich wünschte, ich hätte mir ein paar lustige Anekdoten auf einen Spickzettel geschrieben, mit denen ich David jetzt beeindrucken könnte. Wozu bin ich schließlich
Schriftstellerin? Stattdessen herrscht in meinem Kopf gähnende Leere.
    »Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen.« Wie kann ein Mensch so entzückend sein? Ich betrachte sein schönes, ebenmäßiges Gesicht und bleibe an seinem Mund hängen. Was würde ich dafür geben, ihn zu küssen? Reiß dich zusammen, Fanny! Du bist die Prinzessin, nicht die Erbse. Denk daran, Männer sind Jäger.
    »Fanny?«
    »Wie? Oh, entschuldige, was hast du gesagt?«
    »Ich habe gefragt, ob du nicht die Stefanie May bist, die ›Im Wandel der Zeiten‹ und ›Kalte Welt‹ geschrieben hat?« Mit offenem Mund starre ich ihn an. Woher hat er das denn jetzt?
    »Äh, ja, doch, die bin ich«, stammele ich. »Wie hast du das denn rausgefunden?«
    »Na, bei Google.« Er hat mich tatsächlich gegoogelt? »Und ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt. Das muss ein tolles Gefühl sein, wenn man sein eigenes Buch in den Händen hält.« Stimmt. Das war es auch. In einem anderen Leben.
    »Ja, schon.« Ich würde jetzt lieber das Thema wechseln.
    »Toll, ich habe noch nie eine Romanautorin getroffen.«
    »Ich bin jetzt aber Presseassistentin.«
    »Ja, wieso eigentlich?« Das Gespräch geht irgendwie nicht in die von mir erhoffte Richtung. »Ich bin jedenfalls schon total gespannt auf deine Bücher.«
    »Du willst sie lesen?«
    »Na klar. Schon bei Amazon bestellt.« Er hat mich nicht nur gegoogelt. Er hat meine Bücher bestellt. Das gibt es doch alles gar nicht. Meine Bücher wollte doch
sonst auch niemand lesen. Außer meinen Eltern. Und Julia.
    »Ach, sie sind nicht so gut.«
    »Findest du das wirklich?«
    »Nein, eigentlich nicht«, gebe ich zu. »Eigentlich finde ich sie gut. Aber leider sonst niemand.«
    »Na, immerhin sind sie doch gedruckt worden.«
    »Schon, aber kaum gekauft.« Und dann sprudelt es auf einmal aus mir heraus wie ein Wasserfall. Ich erzähle David, wie ich schon als kleines Mädchen davon geträumt habe, eine berühmte Schriftstellerin zu werden, von meinem Job im Call-Center und meinen durchgeschriebenen Nächten, wie glücklich mich das Schreiben gemacht hat und wie unglücklich die Erkenntnis, dass ich mir offensichtlich selbst etwas vorgemacht habe. Nach meinem minutenlangen Vortrag halte ich plötzlich inne. Was denke ich mir dabei, ihm die Ohren von meiner

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