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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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gleich.«
    Fünf Minuten später lasse ich mich äußerst schlecht gelaunt neben meinen zwei Freunden auf dem Kinosessel nieder. Vom Film bekomme ich nicht viel mit. Natürlich habe ich David doch angerufen. Aber sein Telefon war ausgeschaltet, so dass ich nur die Mailbox erreicht habe. Jetzt ärgere ich mich über mich selbst, dass ich es überhaupt versucht habe. Und grübele den ganzen Film über darüber nach, wo David wohl stecken mag. Mit wem er sich trifft. Und weshalb er dafür das Telefon abschalten musste.
    Am nächsten Morgen erhalte ich von David eine SMS.
    SORRY, DASS ICH SO PLÖTZLICH WEGMUSSTE. HABE DICH VERMISST HEUTE NACHT. D.
    Einigermaßen besänftigt beginne ich meinen Arbeitstag. Wahrscheinlich hat Julia doch Recht. Ein bisschen Abstand hin und wieder hält die Liebe frisch. Ich schwöre mir, Davids Verabredung von mir aus nicht wieder anzusprechen. Sollte er mir erzählen wollen, was es damit auf sich hatte, bitte sehr. Falls nicht, interessiert es mich nicht. Oder hat man jemals von einer Prinzessin gehört, die die Erbse fragt, wo sie gestern gewesen ist?

    Am Montagabend gehe ich erneut ins Kino, diesmal jedoch nicht in das altmodische, gemütliche Abaton mit seiner kleinen Leinwand, sondern ins Cinemaxx, wo ein Film der Scarlett-Studios Premiere hat. Als die Stars des erfolgreichsten Formats dieser Produktionsfirma sind David und Nadja natürlich auch eingeladen, und ich darf sie begleiten. Eine große Ehre, wie mir Matthias versichert hat. Zunächst fand ich die Idee noch sehr aufregend, gemeinsam mit David auf eine Filmpremiere zu gehen. Habe mir ein schickes, petrolfarbenes Kleid angezogen, dazu hohe silberne Schuhe und eine Handtasche in derselben Farbe. Für meine Verhältnisse sehe ich ausgesprochen gut aus, aber das interessiert hier natürlich niemanden. Nicht einmal David. Immerhin habe ich es kurz in seinen Augen aufleuchten sehen, als wir uns vor dem Eingang des Kinos trafen, aber vor all den Leuten und nicht zuletzt vor Nadja durfte er sich natürlich nichts anmerken lassen. So hat er mir nur einen flüchtigen Kuss auf die Wange gehaucht und sich dann seiner Begleitung zugewandt, die heute mal wieder ganz besonders schlechter Laune ist. Offensichtlich hat sie schon wieder Streit mit ihrem Alex, der sich meiner Meinung nach endlich mal mit seiner Situation abfinden sollte. Schließlich tue ich das doch auch. Beklage ich mich etwa darüber, dass David, mein Freund David Hand in Hand mit einer anderen über den roten Teppich wandert, sie im Blitzlichtgewitter zärtlich an sich zieht und ihr auf Zuruf der Fotografen sogar einen langen Kuss auf den Mund gibt? Nein, ich mache gute Miene zum bösen Spiel, während ich, mit Nadjas Mantel und Tasche über dem Arm, in gebührendem Abstand hinter den beiden herschleiche. Nachdem sie eine halbe
Ewigkeit für die Presse posiert haben, führe ich meine beiden Schützlinge zum Moderator des Abends, der mit ihnen ein Interview, gespickt mit anzüglichen Kommentaren über das neu vereinte Traumpaar, führt.
    »Ich brauche eine Cola«, sagt Nadja danach, während David ihr galant zurück in den Mantel hilft. Ich kämpfe mich durch die Menschenmassen vor bis zur Bar, wo ich nach einer Ewigkeit eine Cola bekomme, nur um mir dann von Nadja sagen zu lassen, sie hätte eine Cola light verlangt.
    »Nein, du hast gesagt Cola, ich bin ganz sicher.« Ich halte ihr das eisgekühlte Getränk hin, und sie rümpft ihr kleines Näschen, als handele es sich um pure Blausäure.
    »In einem Liter normaler Cola sind 110 Gramm Zucker drin«, sagt sie schnippisch. »Wenn ich Cola sage, dann meine ich Cola light.«
    »Das wusste ich nicht. Woher hätte ich das auch wissen sollen?«
    »Mach mal deine Augen auf und sieh mich an, das könnte helfen.« Empört sehe ich David an, der hilflos die Schultern hebt. Plötzlich fühle ich mich unendlich müde.
    »Okay, es tut mir leid. Ich hole dir sofort deine Cola light.«
    »Mit Eis und Zitrone«, ruft sie mir hinterher. Eine Viertelstunde später bringe ich ihr das Gewünschte. Sie beäugt das Glas misstrauisch, nimmt einen Schluck und findet offensichtlich nichts daran auszusetzen. Deshalb lässt sie mich vorerst in Ruhe und beginnt stattdessen, an David herumzunörgeln. »Es wäre nett, wenn du mich das nächste Mal fragen würdest, ehe du mir die Zunge in den Hals steckst.«

    »Nadja, jetzt hör aber auf. Meine Zunge war überhaupt nicht in deiner Nähe«, antwortet David beleidigt und wirft mir einen schnellen

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