Prinzessin oder Erbse
zu sehen. »Du hast doch gesehen, wie
sie drauf ist. Ich versuche doch nur, für sie da zu sein. Immerhin ist sie eine gute Freundin.«
»Ist dir mal aufgefallen, dass sich immer alles nur um Nadja dreht? Mag ja sein, dass es ihr schlechtgeht, aber interessiert dich eigentlich auch, wie es mir geht?«
»Natürlich interessiert mich das.«
»Davon merke ich nichts.«
»Was soll ich denn machen? Ich bin doch nicht privat hier.« Natürlich weiß ich, dass er Recht hat. Ich verhalte mich total unprofessionell.
»Wo warst du gestern Abend?« David zuckt zusammen, und mir wird plötzlich heiß und kalt. Warum schaut er mir nicht in die Augen?
»Ich muss wieder rein. Können wir das nicht später …?«
»Nein. Jetzt.«
»Ich kann nicht. Wenn ich Nadja noch länger da drin allein lasse …«
»Natürlich. Wieder deine geliebte Nadja.«
»Du bist doch nicht allen Ernstes eifersüchtig auf sie?«
»Wieso erzählst du ihr nicht von uns beiden?«
»Weil … weil …« Dazu fällt ihm offensichtlich nichts ein.
»Ja? Weil … weil…«, äffe ich ihn nach. Er wirft der Popcornverkäuferin ein entschuldigendes Lächeln zu und tritt dann ganz nah an mich heran.
»Fanny, ich weiß nicht, was du hier gerade tust, aber das hier ist nun wirklich nicht der Ort oder die Zeit dafür. Ich gehe jetzt wieder rein. Kommst du mit?«
»Nein«, sage ich trotzig. »Ich gehe nach Hause, sehe mir einen Film an und trinke normale Cola mit zweitausend Kilogramm Zucker drin.« Kampfeslustig schüttele
ich meinen Becher, dass er überschwappt und mir die Cola über das Handgelenk läuft.
»Viel Spaß«, sagt er, wendet mir brüsk den Rücken zu und geht zurück in den Kinosaal. Fassungslos sehe ich ihm hinterher und halte nur mit Mühe die Tränen zurück.
Mit Koffeinschock und Zuckerhigh liege ich um zwei Uhr nachts in meinem Bett und kann vor Selbstvorwürfen nicht einschlafen. Unruhig werfe ich mich hin und her. Wie konnte ich mich nur so benehmen? Und David mitten auf einer offiziellen Veranstaltung eine Eifersuchtsszene machen? Und dazu auch noch ausgerechnet wegen Nadja. Ich weiß doch, dass zwischen den beiden nichts läuft. Oder? Nun, zumindest bin ich mir fast sicher! Jedenfalls habe ich jetzt wahrscheinlich alles verbockt. Das sagt Julia auch, der ich, kaum dass ich zu Hause war, mein Leid geklagt habe. Statt mir mitfühlend das Köpfchen zu streicheln, hat sie mir eine Standpauke gehalten. War das die Türglocke oder habe ich mich verhört? Verwirrt setze ich mich auf und lausche in die Nacht hinein. War es nur ein Wunschtraum? Dass David vor meiner Tür steht, mitten in der Nacht, um sich mit mir auszusprechen? Ich schlüpfe aus dem Bett und gehe in den Flur. In diesem Moment öffnet sich Julias Zimmertür, und sie streckt ihren verwuschelten Kopf hinaus.
»Was’n los?«, fragt sie schläfrig.
»Nichts. Geh wieder ins Bett.« Ich nehme den Hörer von der Gegensprechanlage. »Hallo?«
»Hallo.«
»Es ist David. Schlaf weiter«, wispere ich Julia zu und drücke gleichzeitig den Türöffner.
»Sei nett«, warnt sie mich und stolpert zurück in ihr
Zimmer. Sekunden später steht David vor mir, in seinem braunen Cordanzug, den er schon auf der Premiere getragen hat.
»Hallo«, sagt er und bleibt zögernd im Türrahmen stehen.
»Hallo.« In meinem rosa Flanell-Pyjama komme ich mir neben seiner perfekten Erscheinung mal wieder ziemlich unzulänglich vor. »Möchtest du reinkommen?« Ich lasse ihn an mir vorbei in den Flur und greife schüchtern nach seiner Hand.
»Vielleicht erwartest du jetzt die große Aussprache, aber ehrlich gesagt bin ich einfach nur erschöpft. Ich habe die letzten drei Stunden damit zugebracht, Nadja vor einem Nervenzusammenbruch zu bewahren. Dieser ganze Beziehungsalptraum macht sie fertig. Sie bekommt von Alex überhaupt keine Unterstützung. Nur Misstrauen. So kann es nicht funktionieren. Verstehst du?« Eindringlich sieht er mich an. Unter seinen schönen Augen liegen dunkle Schatten. Er sieht müde und traurig aus. Plötzlich sind meine Zweifel wie weggeblasen, ich nehme sein Gesicht in beide Hände und küsse ihn sanft auf den Mund.
»Ich verstehe. Und es tut mir leid. Ich werde versuchen, dich zu unterstützen. Und dir zu vertrauen.«
»Ich weiß, es ist nicht so einfach, mit mir zusammen zu sein. Ich finde es auch blöd, dass wir unsere Beziehung verheimlichen müssen, aber das ist doch nicht für immer so. Nur, solange ich noch in der Serie bin. Und mein Vertrag läuft im Herbst
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