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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Aber dass Matthias mich gefeuert hat, ist nicht das Schlimmste. Ich hätte sowieso nicht mehr dort arbeiten wollen, bei diesen Methoden.« Sie nickt verständnisvoll. »Aber David. Wie kann er das nur von mir denken? Er muss doch wissen, dass ich so etwas nie tun würde.«
    »Du hast es aber von Felix auch gedacht.« Ich schweige betroffen. Darüber habe ich in meinem ganzen Elend noch gar nicht nachgedacht. Sie hat Recht. Ich habe Felix das Gleiche unterstellt wie David mir. Und dabei hatte er gar nichts damit zu tun.
    »Jetzt fühle ich mich noch schlechter. Was mache ich denn jetzt?«
    »Ruf ihn an und entschuldige dich.« Aber Felix geht nicht an sein Telefon. Nach zweimaligem Klingeln tutet mir das Besetztzeichen ins Ohr.
    »Er hat mich weggedrückt.«
    »Da gibt es nur eine Lösung.« Julia springt von meinem Bett auf und zieht mich in die Höhe. »Du kriechst zu Kreuze.«

    Gemeinsam mit Julia mache ich mich am Abend mit dem Auto auf den Weg zu Felix.
    »Verdammt nochmal, wie kann man bloß direkt an der Reeperbahn wohnen? Hier finde ich ja nie einen Parkplatz«, fluche ich.
    »Doch, da vorne ist einer«, sagt Julia und fügt mit einem Grinsen hinzu: »Habe ich gerade beim Universum bestellt. Das funktioniert immer.« Ich verkneife mir lieber, was das Universum mich mal kann. »Na, dann wollen wir mal.« Ich sitze reglos da und klammere mich am Lenkrad fest. »Fanny?«
    »Er wird mir das nicht verzeihen, es hat ja doch keinen Zweck«, orakele ich düster und weigere mich, aus dem Auto zu steigen.
    »Ach komm schon, wenn David jetzt bei dir vor der Tür stünde, um sich zu entschuldigen, würdest du ihm doch auch verzeihen.«
    »Würde ich nicht.«
    »Natürlich würdest du. Jetzt komm schon.« Sie zieht mich aus dem Wagen und schubst mich die Kastanienallee entlang. Vor dem schrammeligen roten Backsteinhaus mit der Nummer 24 bleiben wir stehen. Während ich noch versuche, die krakelig beschrifteten Klingelschilder zu entziffern, drückt Julia schon den Klingelknopf. Kurz darauf ertönt der Summer, und wir betreten das düstere Treppenhaus. An der mit braunen Fliesen getäfelten Wand lehnt ein verrostetes Fahrrad mit nur noch einem Reifen, neben dem Treppenaufgang steht ein verlotterter, dunkelblauer Kinderwagen. Ich hoffe inständig, dass jemand darin seine Bierdosen transportiert und nicht etwa ein Baby. »Warst du schon mal hier?«

    »Ein paar Mal.« Zielstrebig geht Julia voran und die ausgetretenen Holzstufen hinauf. Gerade erklimmen wir den dritten Stock, als eine Wohnungstür geöffnet wird.
    »Julia. Hallo!« Felix öffnet weit die Tür und lässt Julia eintreten. Dann entdeckt er mich, die ich eben erst um die Ecke biege, und seine Miene verfinstert sich. Er tritt ein Stück zurück. Er will mir die Tür vor der Nase zuschlagen. Geistesgegenwärtig stelle ich meinen Fuß in den Türrahmen. Gerade noch rechtzeitig. Die zuschlagende Tür trifft mit ziemlicher Wucht die Außenkante meines Stiefels. Vor Schmerz jaule ich laut auf.
    »Auuu.« Felix hat notgedrungen die Tür wieder geöffnet, während ich, meinen Fuß mit beiden Händen umklammert, auf einem Bein durch den Flur hüpfe.
    »Tut mir leid.« Er gibt sich keinerlei Mühe, seine Entschuldigung auch nur halbwegs aufrichtig klingen zu lassen. Julia dagegen eilt mir besorgt zur Hilfe. Ich setze mich auf die zweite Treppenstufe zum vierten Stockwerk, und sie löst vorsichtig meine Schnürsenkel, zieht mir den Schuh aus und betastet vorsichtig den Fuß. Ein heftiger Schmerz durchzuckt mich. Wie konnte ich nur so dämlich sein, meinen Fuß in eine mit Schwung zugeworfene Tür zu stellen? Was, wenn er gebrochen ist?
    »Gebrochen ist er nicht, wahrscheinlich nur böse geprellt«, stellt Julia schließlich fest. »Aber wir sollten Eis draufpacken, bevor es anschwillt.« Auffordernd sieht sie Felix an, der noch immer mit verschränkten Armen im Türrahmen steht. »Nun sag ihm schon, was du zu sagen hast, Fanny, damit er uns endlich in die Wohnung lässt.«
    »Es tut mir leid, Felix.« Zerknirscht sehe ich zu ihm
hoch. »Ich hätte wissen müssen, dass du so etwas niemals tun würdest.«
    »Allerdings.«
    »Was muss ich tun, damit du mir verzeihst?«
    »Wie wäre es, wenn er dir die Tür auch noch vor den anderen Fuß knallt?«, schlägt Julia vor und knufft Felix in die Seite. »Wärest du dann wieder versöhnt? Jetzt komm schon, lass dich nicht so lange bitten. Sie hat doch gesagt, dass es ihr leidtut.«
    »Okay.« Erleichtert atme ich auf.
    »Na also.«

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