Prinzessin wider Willen
lächelte etwas befangen. "Ich jogge morgens und nicht mitten in der Nacht allein. Außerdem ist das etwas anderes", fügte er hinzu.
"Warum? Weil Sie ein Mann sind? Hören Sie, mein Freund!"
Sie beugte sich vor und tippte auf seinen Handrücken. "Dieser chauvinistische Unfug funktioniert bei mir nicht. Ich bin nur ein paar Zentimeter kleiner als Sie und großartig in Form. Niemand legt sich mit mir an. Ich hatte Unterricht in Selbstverteidigung, und bei ein oder zwei Gelegenheiten habe ich mein Können eingesetzt."
"Tatsächlich?" Fasziniert hörte er zu, während sie zwei Vorfälle aus ihrer Zeit in New York City schilderte.
Unerwartet wechselte sie das Thema. "Erzählen Sie mir etwas über sich. Sie wissen alles über mich, aber ich nichts über Sie."
Er füllte ihre Weingläser aus der Flasche, die Petru an dem Tisch zurückgelassen hatte.
"Meine Eltern sind tot. Ich habe zwei Schwestern, die auf alle Thronrechte verzichtet haben. Eine meiner Schwestern hat einen Amerikaner geheiratet. Sie besitzen mehrere Drugstores in Cleveland, Ohio. Ich habe sie auf meinem Weg zu Ihnen in Breckenridge besucht."
Jana lächelte. "Ich stelle mir vor, wie Sie in Ihrem Umhang und mit Ihrem Spazierstock durch Cleveland gegangen sind. Sie müssen eine Sensation gewesen sein."
Er lachte. "Ich hätte ein Hasenkostüm getragen, wenn es ein wenig für Boglandia geworben hätte. Allerdings hat dem Land bisher die Werbung, die wir gemacht haben, nur wenig geholfen."
Sie neigte den Kopf und sah ihn an. "Wissen Sie, Sie scheinen gar kein so schlechter Kerl zu sein, wenn Sie ein wenig lockerer werden."
Ihre Bemerkung freute ihn in geradezu lächerlichem Ausmaß.
"In Boglandia ist ein Umhang ein Rangzeichen. Ein Herzog darf einen Umhang tragen, aber es gäbe einen Skandal, wenn das ein Graf macht."
"Das ist verrückt."
"So ist es immer gewesen."
"Woher wissen Sie, wie es immer war? Das Fürstentum hat lange nicht existiert. Wer erinnert sich noch an die höfische Etikette?"
"Vieles ist Tradition, anderes stammt aus alten Tagebüchern und Zeitungen. Die Herzogin von Vaz hat das Buch über Etikette zusammengestellt, das Sie zweifellos studiert haben."
"Constanza." Jana blickte zum Fenster und fragte nach einer Weile: "Wann ist die Hochzeit?"
"Wir haben über einen Termin kurz vor Weihnachten gesprochen." Er kannte Constanza Menski schon ein Lebenslang und liebte sie wie eine Schwester. Das war das Problem zwischen ihnen. Constanza wollte Feuer und Leidenschaft. Er konnte ihr nur Respekt und Zuneigung, geben.
Jana blickte auf die Serviette, mit der sie spielte. "Warum haben Sie mich gestern Abend geküsst?" fragte sie leise.
"Ich konnte nicht anders", erwiderte er wahrheitsgemäß. "Es tut mir leid, Jana. Es war unangebracht."
"Ich will keine Entschuldigung. Ich wollte nur den Grund wissen."
"Es wird nicht wieder vorkommen." Er hoffte, sein Versprechen halten zu können, auch wenn es ihm schwer fiel.
Sie sah ihm in die Augen. "Ich habe den Kuss erwidert." Ihre Wangen röteten sich. "Vermutlich muss ich mich auch bei Ihnen entschuldigen. Ich weiß, dass Sie und Constanza ..."
Impulsiv griff er nach ihrer Hand und fühlte sofort, dass es ein Fehler war. Er wollte mehr von ihr.
"Nicolas." Sie schlang ihre Finger um seine Hand. "Ich bin weit weg von daheim, ich bin einsam, und ich bin im Moment aus vielen Gründen verwirrt. Sie sind einer der Gründe. Die meiste Zeit verhalten Sie sich, als würde ich Sie ärgern. Dann wiederum sehen Sie mich an, als wären Sie verwirrt. Gestern Abend haben Sie mich geküsst, als wenn ..." Sie sah weg. "Ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll."
"Ich bin Ihr Premierminister und Ihr Diener, Madam." Die Förmlichkeit wirkte albern, wenn sie dabei Händchen hielten.
"Tun Sie das nicht", bat sie leise. "Legen Sie nicht diese Distanz zwischen uns. Ich brauche einen Freund, Nick. Heute frage ich mich zum ersten Mal, ob Sie dieser Freund sein könnten."
Freund! Er wollte so viel mehr sein. "Ist das klug?" fragte er endlich.
"Warum nicht?"
Er zog seine Hand zurück. "Ich wuchs im Exil auf, aber meine Eltern sorgten dafür, dass ich meine Herkunft nicht vergaß. Ich wuchs mit dem Traum von dem Tag auf, an dem das Fürstentum wiederhergestellt sein würde. Ich möchte, dass Boglandia aufblüht, Jana. Ich will Lösungen, ich will Veränderungen. Ich konzentriere mich ganz auf Boglandias Zukunft. Die Wahrheit ist, dass ich noch nicht weiß, ob Sie für das Fürstentum gut sind, oder ob jemand
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