Prinzessin wider Willen
sollen!" Ihre Hand, die sie vor die Augen presste, zitterte. Es schmerzte unerträglich. "Sie wollten mein Freund sein. Und ich war so dumm zu glauben, dass Sie sich ehrlich etwas aus mir machen."
"Verdammt, ich mache mir etwas aus Ihnen! Ich habe Sie nicht belogen! Alles, was ich sagte, ist wahr!"
"Und ich soll das glauben? Jetzt weiß ich, wieso Sie mir diese Predigt über Pflicht gehalten haben. Ich darf keine Gefühle haben? Sie brauchen nur ein paar Worte über Pflicht zu verschleudern, und ich stimme allem zu? Ich heirate sogar einen Mann, den ich vor fünf Minuten getroffen habe?" Sie schlug mit der Faust gegen einen Felsblock, ohne den Schmerz zu fühlen, der durch ihren Arm schoss.
"Jana, hören Sie mich an! Ich habe alles falsch angefasst, aber Sie bedeuten mir sehr viel. Bringen Sie das nicht durcheinander."
"Wie können Sie es wagen, mir zu sagen, ich würde Ihnen etwas bedeuten! Doch nicht, wenn Sie mich mit einem anderen verheiraten! Nicolas, wie konnten Sie das machen? Ich habe Ihnen vertraut. Ich habe mich in Sie ..." Sie biss sich auf die Unterlippe, weil sie die Worte nicht aussprechen konnte. "Und die ganze Zeit haben Sie hinter meinem Rücken Ränke geschmiedet!"
"Jeder in der Vosnia hat darum gebetet, dass es nicht dazu kommt. Jana, Prazlov kann es sich leisten, alle unsere Bürger mit Strom, Arbeit und einer Zukunft zu versorgen. Das wollen doch Sie und ich."
"Und dafür brauchen wir nur mich zu opfern! Und was genau passiert mit Boglandia? Werden wir zu einem weiteren kleinen Land, das verschluckt wird und verschwindet?"
"Was können wir sonst machen?"
"Etwas anderes, als mich an einen Fremden zu verkaufen!"
Ihre Augen verschossen Blitze. "Die Antwort ist nein, Nicolas!
Sie können mich nicht wie ein Stück Fleisch an Ihren Nachbarn verkaufen!"
Er zuckte zusammen, als habe sie ihn geschlagen. "So ist das nicht."
"Und ob es so ist! Es gibt andere Möglichkeiten, um Arbeit für unsere Leute zu finden und Geld aufzutreiben, als das Land zu verschenken und mich zu verheiraten! Und Sie sollten über diese Möglichkeiten nachdenken, weil ich Rudolph nicht heiraten werde!"
"Ich schwöre Ihnen, die Vosnia hat ein Jahr lang na ch einer Lösung für unsere finanziellen Probleme gesucht. Niemand hatte eine Idee, die schnell genug wirkt, um unser Land vor dem Bankrott zu retten. Unsere Probleme haben sich verschlimmert."
Seine schwarzen Augen flehten sie an. "Um Himmels willen, Sie müssen doch wissen, Jana, dass ich das nicht will!"
"Ich weiß gar nichts, was Sie angeht. Ich dachte, ich würde es wissen, aber das stimmt nicht. Aber selbst mir fällt etwas Besseres ein, als mich und mein Land zu verschenken!" Sie holte aus und versetzte ihm eine so harte Ohrfeige, dass er nach hinten schwankte. "Das ist dafür", fauchte sie und starrte auf den roten Abdruck ihrer Hand auf seiner Wange, "dass Sie dachten, ich wäre von Ihren Küssen so benebelt, dass ich allem zustimmen würde!"
Er sah sie unve rwandt an. "Das ist nicht der Grund, aus dem ich Sie geküsst habe. Ich habe Sie geküsst, weil ich noch nie eine Frau so sehr begehrt habe wie Sie!"
"Aufhören! Für wie dumm halten Sie mich? Entweder wollten Sie mich weich machen, damit ich Rudolph akzeptiere, oder Sie haben mich benützt, weil Sie wussten, dass Sie mich verkauft haben! So oder so, es ist abscheulich und
unverzeihlich!"
Als sie zu der Wiese herumwirbelte, entdeckte sie, dass fünfzig Leute zugesehen hatten, wie sie ihren Premierminister ohrfeigte, und sie mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen anstarrten. Jana hob den Kopf an und ging auf die Leute zu. Ein Blick in ihr wütendes Gesicht, und Constanza wich hastig von dem Fürsten zurück. Fürst Rudolph seinerseits trat vor und fing sie ab.
"Ich möchte mich für mein schlechtes Benehmen
entschuldigen", sagte Jana direkt heraus. "Mein hinterhältiger und verlogener Premierminister hat es versäumt, mich über seine eifrigen Bemühungen, mich zu verheiraten, zu
informieren. Das Zusammentreffen mit Ihnen und Ihr
Heiratsantrag waren eine völlige Überraschung. Ich habe die Neuigkeit schlecht aufgenommen und war unhöflich zu Ihnen.
Es tut mir leid."
Rudolph warf einen Blick zu Nicolas, auf dessen Wange der rote Handabdruck leuchtete, während er an der Felskante auf und ab ging. "Ich verstehe", murmelte Rudolph.
"Ich bin sicher, dass Sie ein netter Mensch sind, und das hat auch nichts mit Ihnen persönlich zu tun, aber ich werde keinen Fremden heiraten, nicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher