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Prinzessin wider Willen

Prinzessin wider Willen

Titel: Prinzessin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret St. George
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nicht daran, dass Aschenputtel keine Jeans tragen und nicht allein ausgehen darf. Ich wusste nicht, dass Etikette und Protokoll sie ersticken könnten. Ich vergaß, dass Aschenputtel zuerst an ihre Untertanen denken muss und erst danach an sich selbst. Ich hätte nie im Traum gedacht, dass sich der schöne Prinz als gichtgeplagter Siebzigjähriger entpuppen könnte, der Knoblauch kaut." Sie versuchte zu lächeln. "Ich hätte der guten Fee sagen müssen, dass sie abhauen soll."
    Nicolas vergrub sein Gesicht in ihrem duftenden Haar. "Jana, hör auf! Ich fange an, mir Sorgen um dich zu machen."
    "Um mich?" Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und presste sich so fest wie möglich an ihn. "Nicolas, übermorgen könntest du tot sein!"
    Sie brach in verzweifeltes Schluchzen aus.
    Der Tag war perfekt für ein Duell. Schleierartige Wolken überzogen den Himmel. Keinem der Kämpfer würde die Sonne in die Augen scheinen. Ein leichter Wind wehte von Ost, kühlte die Wiese und spielte mit den wildwachsenden Blumen. Sanfte Wellen liefen über die nach Zitrone schmeckende
    Mineralquelle.
    Purpurfarbene Bänder hielten die Zuschauer von der Kampf statte fern. Der Hof von Prazlov, darunter Constanza, nahm die Südseite der Wiese ein, der Hof von Boglandia die Nordseite.
    Bauern und Händler mischten sic
    h unter die Höflinge und
    bedienten sich an den langen Picknicktischen, die mit Delikatessen und Bierfässern beladen waren. Diener wachten mit Adleraugen darüber, dass nur Adelige an den Champagner und den Kaviar auf Silbertabletts herankamen.
    Vier Kampfric hter, auf die man sich im Vorhinein geeinigt hatte, und die Sekundanten des Siebenten Herzogs von Kazmanien und des Fürsten von Prazlov berieten im Zentrum der Kampfstätte. Die Kämpfer selbst hielten sich in gestreiften Seidenzelten auf. Vor Nicolas' Zelt flatterte eine blaue Fahne im Wind. Die Fahne von Prazlov war scharlachrot.
    Jana schluckte und ballte ein Taschentuch in ihrer Faust zusammen.
    Abgesehen von dem ständigen Beben, das durch ihren Körper lief, war alles wie in einem Traum, in dem moderne Menschen ein Festival veranstalteten. Bauern rösteten Hühner und Schweine über offenem Feuer. Wohlriechender Rauch stieg zum Himmel. Händler schoben sich auf beiden Seiten des Feldes durch die aufgeregte Menschenmenge und verkauften Kuchen, Apfelsaft, Spitze und geschnitzte Puppen. Ein bunter Zigeunerwagen lockte die Leute zu einer alten Frau, die aus der Hand las und den Ausgang des heutigen Kampfes vorhersagte.
    Eine Violine spielte auf der einen Seite des Feldes, die Töne einer Flöte waren auf der anderen Seite zu hören.
    Jana war froh, dass sich ihr niemand näherte. Ihr Mund war trocken.
    Ein Mann trat in die Mitte der markierten Fläche und blies in ein Horn.
    Der klagende Ton jagte einen kalten Schauer über Janas Rücken. Sie biss die Zähne zusammen und richtete ihre weit aufgerissenen Augen auf Nicolas' Zelt. Ein Helfer hob die seidene Zeltklappe, und Nicolas trat heraus. Er trug ein weißes Hemd mit weiten Ärmeln und eng anliegenden Manschetten.
    Schwarze Stiefel reichten bis zur halben Wade seiner dunklen Reithose.
    Als Jana einen Blick zu Fürst Rudolph warf, entdeckte sie, dass beide Männer aussahen, als wären sie einem Gemälde aus dem achtzehnten Jahrhundert entstiegen. Der einzige Unterschied in ihrem Aufzug war ein Stück hellblauer Spitze, das aus Nicolas' Hemdtasche ragte, Janas Unterpfand, durch das sie Nicolas zu ihrem Stellvertreter im Kampf bestimmte.
    Während Jana gegen eine Woge von Panik ankämpfte,
    gingen beide Männer in die Mitte des Feldes und maßen einander mit Blicken. Die Sekundanten überreichten ihnen die tödlichen Degen.
    Jana konnte kaum schlucken und blinzelte heftig, um die Tränen in ihren Augen zurückzuhalten. Die Degen hatten keine stumpfen Spitzen. Es gab keine Masken und keine
    Körperpolsterung.
    Die Sekundanten zogen sich von dem Feld zurück, und der Kampfrichter trat vor.
    "Schwört Ihr bei allem, was Euch heilig ist, dass Euer Anliegen gerecht ist?" fragte er Fürst Rudolph. Für einen Moment richtete Rudolph seine schmal zusammengezogenen Augen auf Janas weißes Gesicht.
    "Ich schwöre", sagte er fest. "Mein Vertrauen wurde von Fürstin Marijana von Boglandia missbraucht. Ich verlange Genugtuung auf dem Feld der Ehre."
    Der Richter wandte sich an Jana und wiederholte dieselbe Frage. Sie war wie benommen. Sie hatte nicht erwartet, an diesem Irrsinn teilzunehmen. Bevor sie antworten konnte, trat Nicolas

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