Prinzessin
Knochensplitter spritzten herum. Der kopflose Rumpf kippte nach vorn und sprudelte noch ordentliche Mengen warmes Rot in Richtung der Gefangenen.
Die versuchten panisch, auszuweichen, aber die Ersies hielten sie fest.
»Sehr gut, Wasserkopf«, bemerkte Clawfinger anerkennend und sah die monströse Beule in der Hose des Hünen. Zeit, seinem Gehilfen zu gestatten, sich Erleichterung zu verschaffen.
»Such dir aus, wen du willst«, sagte er großzügig und grinste, als der Riese mit einem erfreuten Glucksen losmarschierte, zielstrebig auf die schreiende alte Schachtel zu.
»Mensch Wasserkopf, was für eine kluge Wahl«, meinte Clawfinger lachend. »Das reife Gemüse kann dir bestimmt den einen oder anderen Trick beibringen. Du hast Glück, mein Freund, die ist ausgeleiert genug, damit du zur Abwechslung zur Gänze reinpasst.«
Die Schreie erfuhren ein Crescendo.
Kapitel 07
Wie angekündigt hatte ihm der Gottchirurg eine Einheit der nächsten Generation Ersies geschickt. Sie sahen etwas anders aus als die, mit denen er vertraut war. Körperlicher, was Größe und Muskelmasse anbelangte, ihren Vorgängern diesbezüglich eindeutig überlegen.
Im Gegenzug mangelte es ihnen an ... nun, er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte, aber ihr Blick erschien ihm trüber, irgendwie undefiniert. Nicht das, was man als tot bezeichnen konnte, allerdings auch nicht am Leben.
Es war widerlich.
Schon beim ersten Anblick dieser Versionen – das lag inzwischen eine Weile zurück, da hatte es nur eine Versuchsreihe gegeben – hatte ihn ein Widerwille, eine instinktive Abneigung gegen diese Wesen erfüllt. Sie erschienen ihm bei Weitem nicht so vertrauenswürdig und zuverlässig wie die ursprünglichen Ersies.
Mit denen konnte man problemlos kommunizieren. Sie waren weder dumm noch stumpfsinnig, sondern lediglich auf blinden Gehorsam programmiert.
Diese spezielle Variante, die eine Art kirchlichen Stoßtrupp darstellte, empfand er als unheimlich – weder richtig lebendig noch tot.
Eine ernsthafte Kommunikation mit ihnen war nicht möglich, ohne Anweisung rührten sie sich nicht vom Fleck. Sie warteten, mehr taten sie nicht. Es fehlte ihnen jeglicher Antrieb.
Sicher, er hatte diese Variante damals im Einsatz gesehen und fand ihre Effektivität beeindruckend, aber ihnen haftete etwas von psychopathischen Untoten an, das Trent zutiefst irritierte.
Ihn hatte der Eindruck beschlichen, dass der Gottchirurg das menschliche Erscheinungsbild aus reiner Bequemlichkeit beibehalten hatte. Sonst glichen sie mehr stumpfsinnigen Tieren. Verstörend.
Sie stellten einen wandelnden Widerspruch dar, schwebten zwischen Mensch und Unmensch, schwer einschätzbare Kreaturen. Perfekt zu dieser Religion passend. Ein Glaube der Unvereinbarkeiten. Er hatte es gewagt, diese Ungereimtheit anzusprechen, und siehe da, er war mit einer in sich logischen Antwort konfrontiert worden.
»Keine Konfession funktioniert ohne Inkonsistenz«, hatte ihm der Fette erklärt, als er sich angeschickt hatte, die Mission zu beginnen.
»Widerspruch ist, woraus eine Glaubenslehre besteht. Sie ist die Verkörperung der Schizophrenie. Sie feiert Dinge, die nicht zusammenpassen, und das beginnt bei der Sache an sich. Also sag mir, warum sollte meine Religion auf derartige Missverhältnisse verzichten? Sie sind sogar notwendig.«
»Notwendig?«, hatte Trent mehr der Höflichkeit wegen als aus echtem Interesse nachgehakt. Es stand ohnehin fest, dass der Dicke eine vernünftige Antwort parat haben würde.
Und tatsächlich, der fettleibige Mann hatte eindringlich und mit einem schmalen Lächeln genickt.
»Selbstredend«, erläuterte er. »Dadurch bekommst du die Macht, die Chose zu drehen und zu wenden, wie du sie brauchst. Du benötigst mal die eine, mal die andere Sache. Das ist normal, wenn du mit menschlicher Irrationalität zu tun hast. Damit säst du den Keim des Zweifels in deinen Gläubigen. Verunsicherung, Skepsis am Verständnis der Dinge, der Welt. Argwohn, den du ausräumst, indem du eine alleingültige Wahrheit präsentierst, deine Wirklichkeit. Mehr steckt nicht dahinter. Es geht nur darum, die Leute zu übertölpeln und zu überzeugen. Im Grunde ist Religion eine primitive Angelegenheit, die nur einem einzigen Ziel dient – deinem Zweck.«
Der Gottchirurg hatte eine dramatische Pause eingelegt.
»Du verbreitest Angst und Schrecken, fütterst das Unwissen der Menschen mit Bildern des Grauens, mit dem Versprechen von Verdammnis, ewigen Schmerzen und
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