Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinzessin

Prinzessin

Titel: Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Aysa
Vom Netzwerk:
Struktur und Wiederaufbau. Er versprach Schutz vor seiner Gewalt. Er hielt den Eseln Karotten vor die Mäuler, und gehorsam setzten sie sich in Bewegung, ohne nachzudenken. Er war ein Verführer, Trickser und Teufel.
    Eine Zeit lang funktionierte das System klaglos. Doch allmählich wurde es schwerer, Gläubige zu fangen, Gebiete zu erschließen. Auch in dieser Welt gestalteten sich Kreuzzüge nicht einfach.
    Er hatte nicht genug Mannstärke für seine Kampagnen. Der Vormarsch wurde langsamer, kam zum Stillstand.
    Dann schickte ihm der Gottchirurg die ersten der sonderbaren Ersies. Er fand sie unheimlich. Grusliger als die früheren Schöpfungen, die einfach nur abartig bizarr waren, einem kranken Gehirn mit verdrehter Logik entsprungen.
    Die neue Generation war auf eine Sache reduziert: Sie kämpften. Ununterbrochen, ohne zu fragen oder sich zu schonen.
    Die Original-Ersies hatten sich ihrem Gott und seinen Priestern aus Überzeugung angeschlossen und ihre körperliche Umgestaltung aus freiem Willen in Kauf genommen.
    Ob das in jedem Fall zutraf, wusste Trent nicht, und es kümmerte ihn kein bisschen. Werkzeug diente zum Benutzen, woher es kam, war zweitrangig.
    Bei der zweiten Generation war er überzeugt, dass sich kein geistig gesunder Mensch freiwillig in eine derartige Kreatur verwandeln ließe.
    Wobei sich als Gegenargument die Frage auftat, welche Bedeutung man diesem dehnbaren Begriff in dieser Welt eigentlich beimessen konnte.
    Aber ob unheimlich oder nicht, diese Aufstockung seiner Regimenter kam ihm gerade recht. Er konnte wieder expandieren, das Einflussgebiet erweitern und die Herrschaft festigen. Er war beeindruckt von der Effektivität der Truppen, und die Zweifel am Gelingen, die er fast immer im Hinterkopf mit sich herumgetragen hatte, lösten sich in Luft auf.
    Der Gottchirurg hatte eindrucksvoll bewiesen, dass er für Krisensituationen Lösungen parat hatte. Er verlangte nicht nur, wenn nötig stellte er auch Mittel zur Verfügung. Er hielt sich nicht an gängige Klischees, er hatte sie studiert und vermied sie.
    Deshalb würde er am Ende als Sieger dastehen. So viel Verstand innerhalb dieses speziellen Wahnsinns war angenehm und vielversprechend.
    Diese Vernunft bescherte ihm Luxus, der heutzutage so gut wie unmöglich zu haben war. Da sollte es kein Problem sein, diese unangenehmen Kreaturen in Kauf zu nehmen. Das stellte letztlich einen geringen Preis dar.
    Er hatte Sklaven.
    Besser gesagt: Sklavinnen.
    Oh ja, die Sklavinnen.

Kapitel 08
    Die Farbe des Himmels. Eine Melange von Grautönen, die von nahezu Weiß bis hin zu Tiefschwarz reicht. Wolkentürme ragen in die Höhe, gigantische Festungen von beunruhigender Struktur, brodelnd, ständig in Bewegung, mutierend, evolvierend, jeden Augenblick einer Umgestaltung unterworfen.
    Der Sonnenball, der es nur mit Mühe schafft, Licht durch die Wolken zu schicken, glüht schmierig, verwaschen rot, ein bedrohliches, schmutziges Rot, erfüllt vom Versprechen der Gefahr, ein apokalyptisches Rot, das eine Geschichte von Blut, Untergang und Dreck erzählt.
    Wind ist aufgekommen, eine Brise, die zwischen lau und kühl pendelt, einen merkwürdigen Geruch mit sich bringt, bei dem sie eine Gänsehaut bekommt.
    Es ist höchste Zeit, in Deckung zu gehen. Die Luft schmeckt nach einer bizarren Kombination aus Stallgeruch, Regen und Elektrizität. Nach Wetterleuchten, Kugelblitzen sowie erheblich tödlicheren Phänomenen.
    She erreicht das Gehöft rechtzeitig. Vorsichtig, mit blanken Waffen huscht sie durch das Tor in den beschädigten Innenhof des Vierkanters.
    Verputz ist von der Fassade gefallen, der ringsum gleich hohe Dachfirst ist über den Stallungen eingebrochen.
    Der Hof bietet das Bild jahrelanger Verwahrlosung und der traurigen Leere eines unbewohnten Gebäudes, das sich selbst und den Unbilden der Jahreszeiten überlassen ist, dessen Schicksal besiegelt scheint.
    Im Endeffekt will das nicht viel heißen. Es ist lediglich die Widerspiegelung dessen, was das Gesicht der Menschheit dieser Tage zeigt, die Fratze einer abgetakelten, in die Jahre gekommenen Hure, die nicht weiß, wie sie ihren verfickten Job zu einem guten Ende bringen soll.
    Geduckt schleicht sie auf den Wohntrakt zu. Die Tür ist bloß angelehnt, hängt verzogen im Rahmen und schwingt sachte knarzend im zunehmenden Wind hin und her.
    Angespannt und schussbereit tritt sie ein. Die Decke ist niedrig, die Fenster sind winzig, die Räume von bescheidenen Ausmaßen. Ein uraltes Gehöft eben.

Weitere Kostenlose Bücher