Prinzessin
ähnlich destruktiven Albträumen. Magisches Blabla, das Kaninchen aus dem Hut, die zersägte Jungfrau. Billige Tricks, der Zauber der Jahrmarktbuden.«
Er starrte Trent eindringlich an. »Du bist doch nicht gläubig, oder?«
»Nie gewesen«, gab Trent zurück, und der Dicke nickte zufrieden.
»Gut. Du versprichst ihnen im selben Atemzug, in dem du sie in Panik versetzt, dass sie vom Schrecken verschont bleiben, wenn sie sich deinem Glauben anschließen. Du rettest sie vor der Hölle, die du auf sie niedergehen lässt. Das ist Religion. Mehr steckt nicht dahinter. Es ist, wie gesagt, eine primitive Angelegenheit. Funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Schutzgelderpressung der Mafia.«
Der Fette hatte die Stimme gesenkt, und Trent war gezwungen, sich ihm zu nähern, um ihn zu verstehen. Das fand er ein bisschen eklig.
Doch der Koloss hatte lukrative Gedanken und Ideen, es schien ratsam zu sein, sich den Dickhäuter warmzuhalten. Er gehörte zu den Leuten, die man zwar nicht mochte, in deren Schatten zu bleiben sich allerdings lohnte.
»Es geht um Macht. Es ist nie um etwas anderes gegangen. Eine Gruppe von Wenigen beherrscht die Masse. Das urmenschliche Spiel. Wir spielen es, seit es uns gibt. Die Auserwählten leben im Luxus und lassen sich von der großen Menge aushalten, über die sie mit Taschenspielertricks und psychologischen Kniffen gebieten.«
Eine theatralische Geste.
»All die Kirchen, all die Mafia-Banden, all die gewissenlosen Verbrecher, die Manager von Konzernen. Die Warlords, die verfluchten Politiker und korrupten Schweine, die auf alle Zeiten an glühenden Spießen hängen und brüllen mögen, sie haben dieses Spiel gespielt. Das Machtspiel, mehr nicht. Und weißt du was, Trent?«
»Nein, was?«
»In der heutigen Welt brauchst du keine psychologischen Kniffe. Du musst Macht demonstrieren, Angst und Schrecken verbreiten und den Leuten Schutz vor diesem Terror anbieten. Du kannst es offen und ehrlich machen. Du zeigst deine Machtinstrumente und führst vor, was sie können. Brutal, ohne zu zögern, mit arroganter Selbstverständlichkeit. Das genügt.«
Schulterzucken.
»Es ist nicht so grausam und ungerecht wie das alte System. Es ist weniger verlogen, und alle haben die Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen, weil es um manuelle Gewalt geht und einfach durchschaubare Tricks. Wer seinen Verstand benutzt, kann sich dem entziehen. Die Zeiten, als man Hunderte Millionen Menschen gleichzeitig in Geiselhaft nehmen konnte, sind endgültig vorbei.«
Er holte schnaufend Luft. »Auge um Auge, das ist das neue Gesetz. Natürlich, die Chancen bleiben trotz allem ungleich verteilt, keine Frage. Aber die Sache ist unmittelbarer und direkter. Jeder ist in der Lage, zu erkennen, was abgeht. Genauso werde ich dieses Spiel spielen, und das Ergebnis wird geraten, wie ich es wünsche. Das, mein Freund, kannst du mir glauben.«
Der Fette redete viel, und Trent hörte aufmerksam zu und ließ sich überzeugen. Später war er den Ersies begegnet und schwer beeindruckt gewesen. Sie waren erschreckend. Entmenschlichte Menschen. Das perfekte religiöse Werkzeug.
Er hatte mit erstaunt aufgerissenen Augen gesehen, was sich der Gottchirurg unter einer luxuriösen Regentschaft vorstellte, seine eigene Rolle präsentiert bekommen – und das alles zusammengenommen begeisterte ihn für dieses Unterfangen.
Zu Mittag eines schicksalshaften Tages war er gemeinsam mit drei Missionaren aufgebrochen. Jeder von ihnen war in eine andere Himmelsrichtung marschiert.
Gespannt und erfüllt von Erwartungen war er losgezogen, um seinen Platz unter jenen zu beanspruchen, die zu den Herrschenden gehörten.
»Religionsgemeinschaften stehen auf Riten und Symbolismus«, hatte der Gottchirurg erklärt, als er sie ziehen ließ. »Gläubige fahren darauf ab. Die Grundausstattung habe ich euch mitgegeben. Ergänzt, was ihr bekommen habt. Je reichhaltiger, je mehr ihr anbietet, umso unentwirrbarer verstrickt ihr eure Gemeinde in das Netz, das ihr webt. So wird auf lange Sicht niemand in der Lage sein, unsere Expansion aufzuhalten. Vergesst nicht die Widersprüche.«
Trent war nach Westen gegangen, zusammen mit einer Handvoll Ersies, mit Clawfinger und Wasserkopf, beide verrückt wie Hühnerscheiße. Er war losgezogen mit der Vorstellung von Dingen, die erledigt gehörten, einem Kopf gefüllt mit schönen Bildern, Gemälden der Macht.
Er predigte mit Feuer und Gewehr, mit Brandschatzung und Brachialgewalt. Er versprach Ordnung,
Weitere Kostenlose Bücher