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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Benedikt
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um, sah, dass die Maus vor dem offenen Schrank lag, halb von einem Sockenknäuel bedeckt. Sie wollte wieder schreien, konnte nicht, ihr wurde abermals schwarz vor Augen. Dann erwachte sie ein zweites Mal und diesmal lag sie im Bett und der Arzt, Dr. Krause, war da und zog gerade eine Spritze auf.
    Das mit der Maus, hatte die Mutter sie beruhigen wollen, sei ihr als kleines Mädchen auch passiert. »Die kriechen halt gerne in Schränke und manchmal sterben sie dort. Ich hab damals auch geschrien, aber ich war schon 17 und du bist gerade etwas körperlich labil, sagt der Doktor, habs ja in den letzten Tagen schon gemerkt.«
    Er hatte ihr eine Spritze gegeben, das war die Watte, durch die sie das Steinchen am Fensterglas gehört hatte. Hanna? Sie glaubte ihre Stimme zu hören, sie rief ihren Namen. Aber wie sollte sie aufstehen? Irgendwie schaffte sie es. Irgendwie gelang es ihr auch, das Fenster zu öffnen und den Kellerschlüssel hinunter zu werfen. Dabei wusste sie nicht einmal, wie spät es war. Egal. Sie ging zurück zum Bett, taumelnd, aber das Gefühl war schön.

    *

    Bis sie Hanna die ganze gruselige Geschichte erzählt hatte, verging viel Zeit. Aber Hanna drängte sie nicht, sie sah sie nur so komisch an. Lag neben ihr im Bett, streichelte ihr übers Haar, sagte immer wieder »Das zahl ich der heim«. Konnte doch nur die Frau gewesen sein. Aber spielte jetzt keine Rolle. Emily war irgendwann eingeschlafen, Hanna hatte ihren Arm vorsichtig unter dem Kopf der Freundin weggezogen. Dann leise aus dem Haus. Schauen, ob das Auto der Frau in der Nähe geparkt war. Nein. Glück gehabt, du dreckige Schlampe.

    *

    Carmen war tatsächlich vor dem Fernseher eingeschlafen. Das SMS-Geräusch ihres Handys weckte sie. Wer? »Mitternacht. Falls Sie noch wach sein sollten: Sie kriegen 100 Euro im Monat mehr. Köhler.« Haha.
    Das Ding ausschalten und sofort ins Bett. Das Zähneputzen verschob sie auf morgen. Noch eine SMS. »Okay, 150. Aber nur, wenn Sie in Zukunft auch Kaffee kochen«.
    Carmen gähnte und legte das Handy auf den Nachttisch. Wenn das so weiterginge, wäre sie morgen Früh die bestverdienende Frau der Stadt.

15

    Es regnete in Strömen und ein munterer Wind schickte sich an, zum noch muntereren Sturm zu werden. Man konnte sich also glücklich schätzen, einen Platz in einem hellen und warmen Café ergattert zu haben, sei es auch kaffeezapfend hinter einer Theke, hinter deren Glas schon die ersten frischen Kuchen auf Abnehmer warteten. Außerdem roch es nach frischen Brötchen.
    Sie hatten heute Morgen nur wenige Frühstücksgäste, genaugenommen zwei. Mit dem einen war Clara per Du, sie begrüßten sich sogar mit Küsschen links, Küsschen rechts, dass es nur so schmatzte. Schon ein etwas älterer Herr, in dessen Leben Friseure keine Rolle mehr spielten. Er wurde von Clara, als sie Carmens Fragezeichengesicht sah, als »der Günther Wolff, der Bestatter« identifiziert. So sah der gar nicht aus, eher wie Carmens früherer Grundschullehrer kurz vor der Rente. Muntere Augen in einem riesigen Kopf auf einem schmächtigen Körper, der in einem dreiteiligen grauen Anzug steckte, ohne ihn wirklich ausfüllen zu können. »Mein Patenonkel«, erklärte Clara weiter, »der ist auch nicht traurig, dass der Pohland über den Jordan ist.«
    Das leuchtete Carmen ein. Bestattungsunternehmer und Floristen nehmen den Tod bekanntlich lockerer, weil ökonomisch. »Nee, nee«, lachte Clara und legte für ihren Patenonkel eine Extraportion Butter auf den Teller. »Das war so: Der Günther hatte ne Ehekrise. Jüngere Frau, du verstehst. Ist einfach frustig geworden und hat Ablenkung gesucht. Erst die Spielautomaten in der Kneipe, dann das Spielcasino. Dann war die Frau mit ihrem Lover über alle Berge und der Günther saß dafür auf einem Berg Schulden. Hat ihm der Pohland finanziell unter die Arme gegriffen.«
    Das sei doch nett von dem gewesen, kommentierte Carmen und erntete dafür einen milde tadelnden Blick. »Der Pohland war nie nett, es sei denn zu einigermaßen vorzeigbaren Weibern, die bei drei nicht auf den nächsten Baum kletterten.« Schwang da nicht ein wenig Bitterkeit und Bedauern mit? Eine vorzeigbare Frau war Clara durchaus. Einundvierzig übrigens, das wusste Carmen schon. Und momentan ledig, was sich aber, wie Clara gescherzt hatte, jederzeit ändern konnte.
    »Also nee, von wegen nett. Der Pohland hat das Institut vom Günther quasi zum Spottpreis gekriegt, erst Schuldscheine und so, dann Beteiligung. Seitdem

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