Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Firmen oder lässt sie am ausgestreckten Arm verhungern. Und verdient so oder so daran. Wir können ein Liedchen davon singen.«
»Ihr?« Carmen blieb stehen und sah Kevin an. Der nickte bitter. »Als mein Vater gestorben ist, ich war damals zwölf, da hatte meine Mutter Schwierigkeiten, die Hypothekenraten zu bedienen. Der Ernährer war ja weg. Völkert hat ihr das Messer auf die Brust gesetzt. Umschuldung, nannte er das. Ein Jahr Luft, aber dann wärs erst richtig losgegangen. Meine Mutter hat abgelehnt. Völkert nur gelacht. Zwangsversteigerung und so. Das Beste aber kommt jetzt. Dass meine Mutter in Geldschwierigkeiten war, davon hat außer Völkert kein anderer gewusst. Du kennst das ja, bloß nicht nach außen dringen lassen, dass irgendetwas hakt. Und was passiert? Eines Abends taucht Pohland bei uns daheim auf und macht meiner Mutter den Vorschlag, ihr das Häuschen abzukaufen. Spottpreis natürlich.«
»Hm, und den Tipp hat er von Völkert. Verstehe.«
Kevin bestätigte das. »Und weißt du was? Mit der Nummer haben sie sogar Erfolg. Nicht bei uns, Gott sei Dank. Hat sich herausgestellt, dass mein Vater eine Lebensversicherung abgeschlossen hatte, von der meine Mutter nichts wusste. Hat uns dann über das Gröbste hinweggeholfen. Anderen ist es wohl schlechter ergangen. Man erzählt sich, dem Pohland würde das halbe Dorf gehören.«
»Hm, ja, glaub ich. Das Haus von der Louise Schmitz auch?«
Eine gefährliche Frage, das wusste Carmen. Und Kevin sah sie auch sofort misstrauisch an. »Wie kommst jetzt auf die?« »Na, weil ich die halt flüchtig kenne. Und geschieden ist sie und das Geld dürfte wohl auch etwas knapp sein.»
»Nee, so viel ich weiß, hat die Louise einen guten Job. Und das Häuschen ist auch ihr Elternhaus. Aber du verheimlichst mir nicht zufällig etwas? Woher kennst du die Schmitzens überhaupt?»
Jetzt sprach der Polizist mit den Kripoambitionen. Carmen suchte sich eine plausible Antwort zusammen, putzte sich, um Zeit zu gewinnen, erst einmal ausgiebig die Nase und setzte an: »Ich glaube, wir sind im Supermarkt ins Gespräch gekommen. Ja, genau, an der Tiefkühltheke. Ich hab sie gefragt, ob sie schon mal die Fischstäbchen probiert hat und ob die...«
Weiter kam sie nicht. Im linken Augenwinkel nahm sie eine schnelle Bewegung war, etwas Dunkles, das vorbeiflog, dann ein Geräusch, ein Gegenstand, der gegen den Stamm einer Fichte krachte.
Kevin fluchte. »Was soll denn der Scheiß?« Jemand hatte mit einem Stein nach ihnen geworfen und sie nur knapp verfehlt. Kevin trat an die Fichte, bückte sich. Ein faustgroßer Stein, tatsächlich. Sie blickten sich um, niemand war zu sehen.
*
Mist, daran hatte sie jetzt nicht gedacht! Morgen wäre es ja wieder soweit. Aber wo jetzt? Sie sah auf ihr I-Phone und die schönen bunten Icons. Nur gut, dass ihre Eltern nicht wussten, was so was kostete. Hätte ihr gerade noch gefehlt, so eine überflüssige Diskussion. Sie musste jetzt über das andere nachdenken.
Emily konnte sie vorläufig vergessen. Schlecht. Also die Sache allein durchziehen? Warum nicht. Nur wo? Die alte Scheune war viel zu unsicher. Trafen sich zu viele für den kleinen Fick zwischendurch, ha, ha. Okay, als Provisorium sozusagen, bis sie was anderes gefunden hätten. Mit 18 konnte man sich eine Wohnung mieten. Anderthalb Jahre noch. Hanna fluchte. Kam ihr vor wie eine Ewigkeit.
Ob sie IHN mitnehmen sollte? Zum Aufpassen? Wusste ja Bescheid, leider. Sollte bloß nicht kommen und die Hand aufhalten wollen. Dem würde sie was pfeifen. Sie erpressen wollen oder so.
Mein Gott, was die hier in dem Laden für einen Schrott hatten. Trug das jemand? Diesen spießigen Dreck für fette Mädchen? Nein, nicht mal fette Mädchen trugen das. Klosterschülerinnen vielleicht. Sie ging raus, ohne sich noch einmal nach der Verkäuferin umzuschauen, die ihr bestimmt nachschaute. Sollte die doch. Alles begann ihr irgendwie über den Kopf zu wachsen, spürte sie gerade. Ab in die coole Milchbar, einen Shake trinken. Brauchte sie jetzt nach der Schule, wieder ohne Emily. Die Sache mit der Maus, nicht witzig. Wer steckte dahinter? Doch ER? Glaubte Sie nicht, nein. Der war... ja was eigentlich? Ein nützlicher Idiot, mehr nicht. Sie würde ihn mitnehmen, obwohl... Was sollte schon passieren, wenn sie das Ding alleine durchzog? Volles Risiko, volle Kohle. Nicht schlecht. Sie sah auf das Display ihres I-Phones, überlegte, ob sie zuerst ihn oder Emily anrufen sollte.
650 hatte sie für das
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