Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Pohland habe seine gierigen Griffel erfolglos nach der Immobilie ausgestreckt.
Auch hier machte sie schnell ein paar Fotos, sah auf die Uhr. Die fünf Minuten waren fast vorbei. Rasch noch weiterblättern. Eine Reihe von Grundbuchauszügen, auch der des Schmitzhauses war dabei und als Eigentümer eine »PoVo Immobilien-GmbH« eingetragen. Dann ein paar Kopien von Mietverträgen. Louise Schmitz war nur noch die Mieterin ihres Elternhauses, der Betrag, den sie monatlich berappen musste, nahm sich beachtlich aus. Fotografieren. Alles so hinterlassen, wie man es vorgefunden hatte, perfekte Agentenarbeit sozusagen.
Sie schlüpfte aus dem Büro, zog die Tür vorsichtig hinter sich zu. Gerade zeitig genug, denn schon wurde die Tür zum Gastraum geöffnet und Joey trat auf den Flur. Sie sahen sich eine Sekunde lang stumm an, dann senkte Joey den Kopf und ging dorthin, wo sie hoffte dass er glaubte wo sie hergekommen war. Zur Toilette.
*
Hallo? Konnte einer so megamäßig bescheuert sein? Zu blöde, einen alten Stuhl aufzutreiben? Aber sie würde dem schon Beine machen, der sollte sich mal anstrengen. Eine Hanna gab es nicht umsonst, die gab es eigentlich gar nicht. Die stellte sich zur Verfügung, wenn es nicht anders ging, so musste man das sehen.
Gut, dass heute Nachmittagsunterricht war und auch das nur drei Stunden. Sie hatte die Zeit genutzt und daheim auf dem Speicher gewühlt, eklig, ganz dreckig und staubig war sie geworden, aber keine Zeit zum Duschen. Genau, der alte Duschvorhang, der geblümte. Dass die auch nie etwas wegwerfen konnten! Na ja, sonst hätte sie den jetzt nicht. Sie legte ihn einigermaßen zusammen, stopfte ihn in die Shopping Bag.
Kein Plan, wie und wo sie den anbringen sollte. Die alte Scheune war halt nur die alte Scheune, ein einziger großer Raum, durch dessen morsche Außenwände man gucken konnte und durch die der Wind pfiff. Wo es immer unangenehm roch nach... na ja, nach DEM eben. Wer keine sturmfreie Bude hatte, ging halt in die alte Scheune, manchmal standen sie hier richtig Schlange und Parties wurden hier auch gefeiert, überall lagen leere Dosen und Glassplitter und Snackpackungen herum.
Aha, jetzt simste der schon wieder. »hab stuhl«. Und einen Schemel? Okay, brauchte man nicht unbedingt. Sie hätte sowieso auf das ganze Brimborium verzichten können, aber gehörte irgendwie dazu. Ihretwegen. Wenn sie nur den Vorhang vernünftig anbringen konnten, an einem Gestänge oder was.
Okay, es gab die alte Treppe auf die Tenne oder wie das hieß. Konnte man zwar nicht mehr benutzen, weil viel zu baufällig, aber wenn sie da den Vorhang anbringen würde, sähe das so aus wie eine Art Kabäuschen dahinter. Ach, kein Plan. Würde sich zeigen.
Sie hörte im Wohnzimmer den Fernseher murmeln und ihre Eltern leider nicht murmeln. Sie stritten sich wieder. Hatte sie jetzt den ganzen lieben langen Tag an der Backe, furchtbar. Schnell an der Tür vorbei und raus ins Freie. Dumme Fragen konnten sie jetzt nicht brauchen. Sie ging die Straße entlang, wartete an den Abzweigung. Musste ja gleich kommen. Oder war er auch dazu zu blöde? Einfach mal pünktlich sein? Nein, da bog sein Auto schon um die Ecke.
*
Irgendeine fette Laus schien gerade über die Leber des Konditors Starke zu laufen. Hin und her, hin und her. »Musst du immer bei der Arbeit pennen?« schnauzte er Joey an, der mit provozierender Langsamkeit ein Backblech einfettete. »Schon mal was davon gehört, dass man daheim auch schlafen kann?«
Sie hockten in der Backstube und aßen, bis auf Joey, ihre Brote. Der jetzt schneller machte, heute Nachmittag hatte er frei. »Gefällt's dir eigentlich bei uns?«, fragte Clara und bevor Carmen »ja« sagen konnte, kam aus dem Mund des Konditors ein grimmiger Ton. »Halt mal den Rand, Winnie«, wies ihn Clara zurecht, »die Carmen kann nix dafür, dass die Kati die Elke gefeuert hat. Hätt ich an ihrer Stelle auch getan.«
Winfried Starke warf ihr einen der Blicke zu, von denen man mit Fug und Recht behauptet, sie könnten töten. Aber Clara lachte nur. »Die Elke hat sie alle becirct, die älteren Herrschaften.« Das war zuviel für Starke. Er stand auf, verließ fluchend den Raum, warf dem feixenden Joey noch ein »Hätte sie besser die Schlaftablette hier rausgeschmissen« zu.
»War das so eine?« fragte Carmen neugierig. »Ja, so eine«, bestätigte Clara. »Verheiratet, aber was solls. So war sie schon immer, ich kenn sie ja aus der Schule, wir sind gleichalt. Bisschen älter
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