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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Benedikt
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der Rose hin und her. »Könnte man so sagen, ja. Bin zufällig günstig an einen größeren Posten von dem Zeug gekommen. Aber das ist nicht unser Thema. Was wollen Sie? Was brüten Sie komischer Vogel in Ihrem schlecht frisierten Kopf wieder aus? Und halten Sie mich nur nicht für blöde! Sie servieren in einem Café, dessen Besitzer ermordet und dessen Azubi fast totgeschlagen worden wäre. Sie wandeln auf einem gefährlichen Weg!«
    Der Vorsalat kam. Ein bisschen zu viel Essig, fand Carmen. »Gefährlicher Weg? Hm. Deshalb brauche ich Sie, Chef. Wir treffen ein Abkommen, okay? Ich arbeite exklusiv für sie. Investigativer Journalismus, wollen Sie doch immer, oder? Hautnah an den Sensationen. Sie lassen mich machen, fragen nicht viel. Helfen mir mit Ihrem Wissen und Ihren Beziehungen. Das nennt man Win-Win.«
    Köhler stopfte sich die Hälfte seines Salats in den Mund und antwortete kauend: »Lassen Sie mich bloß in Frieden mit ihrem BWL-Sprech! Und von wegen investigativer Journalismus! Wir sind ein Anzeigenblättchen, Punkt. Wir leben, wie der Name schon sagt, von Anzeigen. Auch von Todesanzeigen, nebenbei. Und von irgendwelchen Kaninchenzüchtervereins-Vorstandssitzungen. Okay, wenn mal was wirklich Nennenswertes geschieht, berichten wir auch darüber. Mord zum Beispiel. Schwere Körperverletzung. Entführung eines sechzehnjährigen Mädchens. Aber DAFÜR brauche ich keine Journalistin. Und, unter uns: Sie sind auch gar keine Journalistin. Sie sind eine freche, vorlaute, verkrachte weibliche Existenz, die das Glück hatte, einen großmütigen, sehr netten und kulanten Chef zu treffen. Und das alles werfen Sie hin. Dann nötigen Sie mich zu einer größeren Geldausgabe hier. Und zum Dank erpressen Sie mich auch noch und stellen Forderungen!«
    Er war im Verlauf seines Monologs immer lauter geworden, die Gäste in der Nachbarschaft schauten von ihren Rehrücken auf und schüttelten die Köpfe. Sollten Sie halt.
    »Erpressen? Womit denn? Forderungen? Hallo? Ich poche auf vernünftige Arbeitsbedingungen, ein bisschen Kooperation. Also abgemacht?«
    Köhler nahm die zweite Hälfte seines Salates auf die Gabel. »Fangen Sie endlich an zu erzählen. Mal sehen.« »Nein«, sagte Carmen mit größter Bestimmtheit. »Erst mal nicht. Zeigen Sie mir zunächst, dass Sie kooperativ sind.« Köhler verschluckte sich beinahe. »Sie Luder! Wieso tue ich mir das eigentlich an? Gestern hatte ich einen sehr fähigen jungen Mann zum Vorstellungsgespräch, der kommt von der Journalistenschule – na ja, jedenfalls nennt die sich so – und der würde für einen Appel und ein Ei arbeiten.« »Tun doch alle bei Ihnen, oder?« konterte Carmen. Köhler sah sie böse an. »Mag sein. Weil die Arbeit eben nicht mehr wert ist. Auf den Auslöser drücken und ein paar Zeilen schreiben. Kann jeder Viertklässler. Ich überlege sowieso, ob ich nicht Schüler nehmen soll.«
    »In Ordnung, machen Sie das. Also wären wir durch, ja? Ich bezahle natürlich mein Essen selbst.« Er sah sie jetzt nachdenklich und, merkte Carmen, traurig an. »Hören wir halt auf mit den Spielchen. Okay, alles akzeptiert. Sie schreiben über die Ereignisse in Oberwied, ich helfe Ihnen. Wie?«
    Carmen erklärte es ihm. Ein Interview mit Hannas Mutter, wenn es sich einrichten ließe noch heute Abend nach Dienstschluss. »Sie könnten quasi offiziell anrufen, macht sich immer besser, und mich ankündigen. Wohnen Sie nicht überhaupt im Nachbarort?« Köhler nickte. »Im idyllischen Schrammbach, ja. Fünf Kilometer. Aber fragen Sie mich bitte nicht, was ich von den Oberwiedern halte. Sie würden mich sonst erleben müssen, wie Sie mich noch nie erlebt haben. Irgendwie gehässig.«
    Wollte Carmen natürlich nicht. Dennoch. »Genau das will ich aber wissen. Pohland, der Sparkassenfuzzi Völkert, Wolff, der Bestattungsunternehmer. Sind doch alles Honoratioren, oder?«
    Köhler hatte jeden Namen mit einem »hm« begleitet und dabei sinister genickt. »Da haben Sie ja gleich die größten Prachtexemplare des Ortes am Wickel. Pohland und Völkert sind geldgeile Säue, die über Leichen gehen. Einsammler, Müllschlucker, die umarmen die Leute, bis sie erstickt sind. Leider haben wir einen gemeinsamen Fußballverein, ging nicht anders. Die Jungen hängen ja heutzutage im Internet ab oder machen diese Facebookparties, da muss man die Talente zusammenkratzen. Pohland und Völkert sind Sponsoren, ich kann ihnen natürlich nicht aus dem Weg gehen. Als zweiter

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