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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Benedikt
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sollte besser nicht sprechen, aber dann würde sie gar nichts hören, nur das Knirschen der Wände und der Decke, das machte ihr Angst. Das hier musste ein Keller sein, sie spürte es. Und in Kellern gab es Ratten. Deshalb vor allem redete sie, wiederholte das kindische Gedicht, packte hinter jede Zeile einen Fluch, später dann hinter jede Zeile ein »Lieber Gott, hol mich hier raus« und überlegte, ob sich noch etwas anderes auf Besen reimte als ausgerechnet gewesen.
    Einmal hatte sie gedacht, der Kerl sollte sie halt vergewaltigen, dann wüsste sie wenigstens, warum sie hier war. Warum er manchmal erschien, ihr die Fesseln löste, sie zur Toilette führte, immer die Tür schloss, davor wartete, bis sie ihr Geschäft verrichtet hatte. Vorhin war sie wieder gefüttert worden, diesmal nicht mit Haferbrei, sondern mit etwas Essbarem, etwas Warmem, einem Fleischeintopf. Und Limonade hatte sie zu trinken bekommen. Dann war er wieder gegangen, kein Wort, nur schwer geatmet.
    Sie hatte es bedauert, dass er gegangen war und sie in der Dunkelheit, der Stille zurückgelassen hatte. Sie war verrückt geworden, ja klar. Wünschte sich vergewaltigt zu werden, wünschte sich sogar heim ins Wohnzimmer oder mit dem Alten gemeinsam vor den Fernseher, wo sie irgendwelchen Mist angucken würden und der Alte ihr auftrug, frisches Bier aus dem Keller zu holen. Wenn das nicht der Irrsinn war, was sonst?

    *

    »Die Laura zockt mich ab.« Emily ließ sich auf den Sitz fallen und schnallte sich an. »Ach?«, machte Carmen nur. »Jaaaaa. Ich hab der gesagt, ruf bei uns an und frag meine Mum, ob ich noch mal bei euch übernachten darf. Sie so: He he, ja klar, aber das macht wieder zwanzig Affen. Also bring mir die und die anderen zwanzig vorbei, vorher mach ich das nicht.« Teure Sache.
    Carmen ließ den Motor an, schaute in den Rückspiegel. Das war doch... Winfried Starke, ohne Zweifel. Er kam langsam Emilys Straße hoch, blieb vor ihrem Haus kurz stehen, ging dann weiter.
    In der Stadt kauften sie Pizzas, für drei. »Kommt Kevin heute Abend noch?« fragte Emily und war hörbar enttäuscht. Carmen lachte. »Will ich doch hoffen. Wir wollen doch hören, was es Neues gibt, oder?« »Ach so. Aber über Nacht bleibt er nicht?« »Glaube nicht.« Das beruhigte das Mädchen.
    Eine fette Pizza später saßen alle drei um den Küchentisch. »Also«, begann Kevin, »die gute Hanna war nicht sehr vorsichtig. Auf ihrem Computer gibt es genügend Infos über die Söckchensache.« Emily machte »Scheiße« und wurde blass. »Nee«, berichtete Kevin weiter, »so schlau war sie immerhin, dass sie keine Namen nennt. Deinen schon gar nicht. Alles ganz geschäftsmäßig. Sogar mit einer Art Buchführung. Ausgaben, Einnahmen. Ihr habt ja ganz schön verdient.«
    Naja, zierte sich Emily, so gut auch wieder nicht. »In deinem Alter habe ich Zeitungen ausgetragen«, sagte Kevin, »aber sei's drum. Die Burschen jedenfalls haben wir bald am Haken. Und spätestens dann wird meinem Onkel und seinen Kollegen auch bekannt sein, dass mindestens ZWEI Mädchen an dieser Geschichte beteiligt waren. Du musst sowieso damit rechnen, dass die Polizei in den nächsten Tagen mit dir reden möchte. Die befragen jetzt das Umfeld.«
    Emily wurde noch blasser. »Stehst du schon durch. Bist doch ein starkes Mädchen, oder?« Er führt sich gerade auf wie ein Papi, dachte Carmen. Das gefiel ihr nicht schlecht.
    »Ach ja«, fuhr Kevin fort, »und das Beste zum Schluss: Die Söckchen in Pohlands Kleiderschrank. HANNA hat sie nicht getragen. Hat die DNA-Analyse ergeben.« Interessant.
    Emily hatte darauf bestanden, dass Carmen bei ihr im Bett schlief. »Die Couch ist doch so unbequem!« Sie lagen nebeneinander, Carmens Arm unter Emilys Kopf. »Woran denkst du, Schatz? An Hanna?« Emily seufzte. »Ja, auch. Aber gerade an meine Mutter und die ganze Scheiße.« Hm? Emily atmete schwer aus. »Das mit dem Geld, verstehst du? Ich brauch doch gar kein Geld, aber sie brauchts. Wegen meinem sogenannten Vater und seinen Schulden. Sie hat da so gebürgt. Ach was weiß ich. Aber ich weiß, dass sie in der... dass wir halt nicht bezahlen können.«
    »Und deshalb hast du...?« »Auch«, antwortete Emily. »Aber vor allem weil Hanna es wollte. Sie ist doch meine Beste.«
    Völkert, dachte Carmen. Ich werde das Schwein zur Strecke bringen.

28

    Es war ein so vorbildlicher Frühlingsmorgen, dass sie beschlossen, ihr Frühstück auf dem kleinen Balkon einzunehmen. Außerdem war es Sonntag und

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