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Prisma

Prisma

Titel: Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sogar nach langen, detailreichen Erklärungen nicht, wovon sie redete. Das störte sie mehr als ihn, denn sie befürchtete, dass dies einen Verlust an Menschlichkeit in ihr anzeigte. Nach mehreren Tagen äußerte sie ihre quälendste Sorge: dass die Ärzte in ihrem Bemühen, sie am Leben zu halten, gezwungen gewesen wären, einen Teil ihres Geistes zu modifizieren, und dass sie se darüber nicht informiert hatten, um ihr ein weiteres Trauma zu ersparen.
    Er versicherte ihr, ohne selbst davon überzeugt zu sein, dass ihre genaueren Wahrnehmungen von der Welt ringsum allein eine Folge der Modifikationen war, die mit ihren Augen und Ohren vorgenommen worden waren, und dass ihre Interpretationen der Umgebung genauso menschlich – oder unmenschlich – waren wie die seinen. Das löste bei ihnen beiden schallendes Gelächter aus, und sie erwähnte diese Angst nie wieder. Aber er wusste, dass sie immer noch in ihr steckte und wahrscheinlich niemals ganz verschwinden würde.
    Azur erfüllte sein Versprechen, als er sie geradewegs zu dem MFW führte, dessen geräumiges Innere zur Behausung von einem halben Dutzend interessanter lokaler Lebensformen geworden war, und das in voller Sicht des zentralen Beobachtungsturms der Station. Mit einer Ausnahme sah alles genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, als Evan sich auf die Suche nach Humula und Martine gemacht hatte. Diese Ausnahme war jedoch sehr bedeutsam.
    Am Ende des behelfsmäßigen Landefelds stand eine glänzende, mit Deltaflügeln versehene Raumfähre.
    »Mich laust der Affe!« rief Evan aufgeregt. »Als sie nichts mehr von mir hörten, waren sie wohl so sehr in Sorge, dass sie ihre Pläne änderten und mir ein Rettungsschiff schickten!« Er tat einen Schritt vorwärts und wurde von einem kristallinen Arm zurückgehalten.
    »Schon möglich.« Martine beobachtete angespannt das Schiff. »Vergiss aber nicht, dass Humulas Leute wahrscheinlich ebenfalls darauf gewartet haben, etwas von ihm zu hören.«
    Evan zögerte. »Sicherlich würden sie hier keine Landung riskieren, ehe sie von ihrem Agenten eine Klar-Meldung bekommen haben.«
    »Das wäre eigentlich nur vernünftig; aber Leute, die wegen Geld kaltblütigen Mord befehlen, handeln nicht immer vernünftig.«
    »Das werden wir herausbekommen. Wir müssen hinein.« Er schaute sehnsuchtsvoll zu der Stelle, wo die Fähre wie ein riesiges Insekt auf dem Landestreifen neben der Station kauerte. Was immer ihr Geheimnis sein mochte, sie repräsentierte die Zivilisation, von der er geglaubt hatte, sie nie wiederzusehen. Die Verlockung war nahezu unwiderstehlich.
    »Wenn die Fähre von der Firma geschickt wird und man findet mich hier nicht«, sagte er besorgt, »dann gibt man vielleicht bald auf und verschwindet wieder. Dann für immer.«
    Martine stand schwankend da, hin und her gerissen zwischen gesundem Menschenverstand und höchst seltsamen Gefühlen. »Das ist möglich. Ich stimme zu, dass wir nachschauen müssen, aber dabei sollten wir äußerst vorsichtig sein.«
    »Okay. Dann bleib du hier, und ich gehe allein hin.« Er klopfte sich gegen den Kopf und grinste. »Dank der Mithilfe unserer Freunde kann ich dir sofort mitteilen, womit wir es zu tun haben.«
    »Wenn dies unsere Freunde und nicht Humulas Freunde sind! Nein, ich bleibe nicht zurück, selbst wenn das das einzig Richtige in dieser Situation wäre. Die Toten dort in der Station sind meine Freunde. Wenn es sich um das Firmenschiff handelt, dann könnte uns die Besatzung beim Bestatten der Leichen helfen. Wenn es nicht das Firmenschiff ist – nun, dann möchte ich sehen, wer uns besuchen will. Wir gehen beide.«
    »Wir verstehen«, sagte der Bibliothekar ernst. »Du hast uns alles erklärt, und wir verstehen. Wir werden hier warten und uns darauf vorbereiten, was da kommen mag.«
    »Ich bin sicher, es wird nur ein paar Minuten dauern. Dann könnt ihr nachkommen.« Das Schiff gab noch immer kein Lebenszeichen von sich.
    »Ja, Evan hat wahrscheinlich recht. Ich habe so viele Tage allein verbracht, dass ich vergessen habe, wie es ist zu leben, ohne misstrauisch alles zu beobachten, was da kreucht und fleucht.«
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Station, gingen knirschend durch das feine Blasengras und bemühten sich dabei, Station und Raumschiff gleichzeitig im Auge zu behalten.
    Sie hatten den halben Weg bis zur Station zurückgelegt, als Evans Gesicht in einem breiten Lachen aufleuchtete. Er wies auf den Bug der Fähre. »Damit wäre wohl alles klar. Du kannst

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