Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
- Eine feine Art hast du, das auszudrücken!"
"Was soll das ganze eigentlich? Soll das eine Art Verhör sein? Denkst du vielleicht, ich hätte Dad auf dem Gewissen."
"Ein Motiv hättest du doch, oder etwa nicht? Du hast es vorhin ja selbst zugegeben!" Sie musterte ihn kurz, sah wie er mit zitterigen Fingern nach der Flasche griff und sie zum Mund führte.
Dann schüttelte sie energisch den Kopf.
"Nein, Brian, ich denke, es ist ziemlich ausgeschlossen, daß du es warst. Schau dir nur deine Hände an... Du bist doch gar nicht in der Lage, eine Waffe ruhig genug zu halten, um damit jemanden zu treffen."
Brian lief puterrot an und knurrte ärgerlich vor sich hin.
"Man muß stets versuchen, aus den Dingen seinen Nutzen zu ziehen, ganz gleich in welche Richtung sie laufen", meinte Brian dann, nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte. "Ich habe gewußt, daß es irgendwann soweit sein würde. Und jetzt ist es eben soweit. Jetzt hat er die Kugel im Schädel, die schon vor langer Zeit für ihn bestimmt gewesen ist."
"Gute Nacht, Brian. Ich hoffe, du verschwindest hier möglichst schnell wieder."
"Gute Nacht Schwester! Sobald ich mein Geld habe, kann ich mir jedes Hotel leisten!"
*
Es war eine üble Absteige, rund um die Uhr geöffnet und im Drei-Schicht-System mit jeweils wechselnden Portiers besetzt.
Aber für den Mann, der in diesem Augenblick durch die Tür trat war es genau das Richtige.
Der Mann war hochgewachsen und schlecht gekleidet und trat mit bedächtigen Schritten auf den Tresen zu, hinter dem der Nachtportier saß.
Dieser schreckte von seiner Illustrierten hoch, in der er Kreuzworträtsel gelöst hatte.
Der Portier mußte schlucken, als er das Gesicht seines Gegenübers sah. Im Schein der Neon-Röhre war die Narbe gut sichtbar, die die rechte Gesichtshälfte verunstaltete.
"Was wollen Sie?" fragte der Portier.
"Ich wohne hier."
Der Portier runzelte die Stirn, während der Mann mit der Narbe mit der flachen Hand auf den Tresen schlug. Seine Augen waren kaum mehr als schmale Schlitze, sein Mund ein dünner Strich.
Der Portier hatte diesen Mann noch nie gesehen, aber bei dem schichtweise wechselnden Personal war das auch kein Wunder.
"Welche Nummer?"
"Dreiundzwanzig."
Der Portier drehte sich herum und ging zu dem Nagelbrett, an dem die Schlüssel hingen. Schließlich hatte er den richtigen gefunden und knallte ihn eine Sekunde später auf den Tresen.
"Hier, Mister..."
Der Narbige hob den Kopf und unterzog sein Gegenüber einer kurzen Musterung.
"Bridger!" flüsterte er dann.
Es war der Name, unter dem er sich eingetragen hatte, aber es war nicht sein wirklicher.
"Wollen Sie Frühstück, Mister Bridger?"
"Nein."
Der Portier zuckte mit den Schultern.
"Wie Sie wollen..."
"Noch was?"
"Nein."
"Das ist gut. Sie quatschen nämlich zuviel, Mister!"
"Ich dachte nur..."
"Gute Nacht!"
Der Mann, der sich Bridger nannte, drehte sich um und ging die Treppe hinauf, um zu seinem Zimmer zu gelangen.
Die Stufen knarrten entsetzlich...
Es hat mich niemand gesehen! dachte er und fühlte die Schalldämpfer-Pistole in der Tasche seiner Parka. Verdammt, es ist alles in Ordnung! Alles läuft wie am Schnürchen!
Aber Bridger war unruhig.
Er fühlte seinen Puls schlagen, obwohl es dafür doch eigentlich keinen Anlaß gab. Brady war tot und die Gefahr, die er dargestellt hatte vorüber.
Bridger öffnete die Tür zu seinem Zimmer und verschloß sie sogleich sorgfältig hinter sich.
Dann atmete er tief durch.
Es war noch nicht zu Ende!
Roy Brady war nicht der Letzte auf seiner Liste!
*
Als Jo Walker am nächsten Morgen ins Büro kam, schlug ihm gleich Aprils helle Stimme entgegen.
"Jo! Du kommst gerade richtig!"
"Was ist denn?"
"Telefon!"
Sie hielt den Hörer in der Hand.
Jo behielt den Mantel an. Er hatte es so im Gefühl, daß es sich vielleicht nicht lohnte, ihn auszuziehen.
"Wer ist es?"
"Captain Rowland."
Jo pfiff kurz durch die Zähne und den Hörer.
"Tom?"
"Ja, ich bin's!"
"Sag bloß, die Polizei arbeitet schon zu dieser frühen Stunde!"
"Jetzt ist keine Zeit für Witze, Jo! Wir wollen Maldini einen Besuch abstatten! Und da dachte ich, daß du vielleicht gerne dabei sein möchtest!"
Jo mußte unwillkürlich grinsen.
"Schön, daß du an mich gedacht hast...", meinte er mit einem deutlich sarkastischen Unterton.
In Wahrheit konnte das nur heißen, daß Rowland bei seinen Ermittlungen gegen Maldini auf der Stelle trat und er von oben Druck bekommen hatte.
Nun, es war
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