Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Schießeisen von Rowlands vorgewölbtem Bauch und richtete es auf Jo.
Indessen sagte Rowland ruhig: "Wie soll es jetzt weiter gehen? Wie wollen Sie aus dem Revier herauskommen? Vielleicht indem sie uns beide als Geiseln nehmen?"
"Lassen Sie das mal meine Sorge sein!" fauchte Marvin.
Natürlich hatte er nicht den geringsten Schimmer, wie es weitergehen sollte. Er war einfach ausgerastet.
"Geben Sie mir Ihre Waffe und wir vergessen diesen Vorfall hier! Ich verspreche Ihnen, daß Sie fair behandelt werden!" machte Rowland einen letzten Versuch.
Aber es hatte keinen Sinn.
Irgendwo draußen vor der Bürotür gab es ein schepperndes Geräusch. Vielleicht war ein Papierkorb umgerannt worden - irgendetwas in der Art. Aber es lenkte Cole Marvin einen Augenaufschlag lang ab - und diesen Sekundenbruchteil nutzte Jo entschlossen.
Er schnellte nach vorne, griff den Waffenarm seines Gegenübers und riß ihn in die Höhe.
Ein Schuß löste sich und krachte in die Decke.
Putz bröckelte herunter.
Marvin wehrte sich, versuchte sich loszureißen und verpaßte Jo einen Kniestoß in die Seite. Aber Jos Griff war eisern. Ein weiterer Schuß ging los und Rowland sprang zur Seite, während die beiden Kontrahenten zu Boden sanken.
Sie rollten übereinander, dann bekam Jo Oberhand, schlug Marvin die Waffe aus der Hand und drehte ihm den Arm herum. Marvin lag am Boden und konnte sich nicht mehr rühren. Er fluchte.
Als Jo aufblickte, sah er, daß die Tür von Tom Rowland Büro offen war und sich ein halbes Dutzend Beamten davor drängelten.
"Festnehmen!" rief Rowland.
*
Wenig später war Jo zusammen mit Rowland und seinen Leuten auf dem Weg zu Martha Randinos Wohnung. Die Spurensicherung war dort bereits in Aktion.
"Für mich war das eben so gut wie ein Geständnis!" meinte Rowland heftig und schlug sich dabei auf die Schenkel. "Wahrscheinlich hat Marvin sich an diese Randino herangemacht, um an Gonella besser heranzukommen, seine Gewohnheiten auszuforschen und so weiter... Vielleicht wußte sie zuviel über ihn und mußte deshalb sterben."
Jo zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
"Indizien, Tom. Alles Indizien, aber noch keine Beweise."
Rowland legte die Stirn in tiefe Falten.
"Was soll das heißen?" dröhnte er.
"Die Sache ist noch ein bißchen dünn. In vierundzwanzig Stunden wirst du dem Haftrichter etwas Handfestes vorlegen müssen."
Jo blies den Rauch heraus und Tom nickte
"...oder ihn laufen lassen, meinst du?"
"Genau."
"Bei einem der Killer-Cop-Morde konnte ein Fußabdruck sichergestellt werden, Jo. Schuhgröße 8. Und Cole Marvin hat Schuhgröße 8."
"Und weist du auch, wie viele noch?"
"Nein."
"Mehr als ein Drittel aller New Yorker Polizisten haben diese Schuhgröße."
"Aber die meisten werden nicht als psychisch labil eingestuft!"
In Rowlands Gesicht stand jetzt so etwas wie stiller Triumph, während Jo seinen Freund fragend ansah.
"Wer tut das denn?"
"Cummings, der Psychologe vom Rauschgift-Dezernat. Cole Marvin hatte eine Art Nervenzusammenbruch und ist vier Wochen wegen psychischer Erschöpfung beurlaubt worden. Ich habe Cummings heute Morgen noch an der Strippe gehabt. 'Übersteigertes Gerechtigkeitsempfinden' - so war seine Diagnose auf einen Nenner gebracht. Marvin konnte sich nie damit abfinden, daß auch bei Polizei und Justiz nicht alles perfekt ist, daß jedem Mörder alle denkbaren Rechtsmittel freistehen und so weiter..."
Jo pfiff durch die Zähne.
Das paßte wirklich alles ineinander.
Fast zu schön um wahr zu sein, dachte er.
"Jetzt kannst du nur noch hoffen, daß auch alle anderen Spuren zusammenpassen", meinte er nachdenklich. "Zum, Beispiel das, was wir gleich in Martha Randinos Wohnung finden werden. Wenn nicht, bricht alles zusammen."
Tom Rowland atmete tief durch.
"Weißt du Jo, ich wünschte es würde nicht zusammenpassen. Lieutenant Marvin ist noch nicht allzulange bei uns, aber ich mag ihn. Er ist ein guter Polizist und ein netter Kerl - wenn auch etwas hitzköpfig. Aber wer ist schon ohne Fehler?"
*
Von Martha Randinos Schönheit war über den Tod hinaus nicht viel geblieben. Dafür hatte die Kugel Kaliber 38 gesorgt, die man ihr in den Kopf gejagt hatte. Mitten ins Gesicht, zwischen die Augen. Es mußte aus nächster Nähe geschehen sein.
Es war ein furchtbarer Anblick und selbst Rowland, dessen Job es war, sich so etwas Tag für Tag anzuschauen, verlor etwas von seiner frischen Gesichtsfarbe.
Die Beamten der Spurensicherung waren emsig bei
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