Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
umzubringen!"
"Wieso das? Ich dachte wir sprechen über einen Brand, bei dem jemand ums Leben gekommen ist!"
"Ja, das ist die eine Möglichkeit. Es könnte aber auch sein, daß Jennings zur Fabrik gelockt wurde oder daß er nicht freiwillig dorthin gefahren ist. Und dann könnte das ganze auch ein Mord sein!"
Kramer pfiff erstaunt. Das war ein Schlag, der gesessen hatte. Er ging zum Aschenbecher und drückte seine Zigarette aus. "Sehen Sie, ich habe Mrs. Jennings erpreßt. Oder besser: Ich habe es versucht."
"Womit?"
"Ich kann es ihnen ja jetzt, da Anthony tot ist, ruhig sagen. Sie hat einen Liebhaber. Ich bin in einer fürchterlichen finanziellen Klemme und wollte mich an Anthony Jennings wenden. Es war ein Akt der Verzweifelung, aber ich hatte praktisch keine Wahl. Es war ein Strohhalm - doch dann fand ich heraus, daß Liz Jennings einen Liebhaber hat... Es war Zufall, ich sah die beiden im Wagen sitzen, bin der Sache nachgegangen und machte ein paar Fotos. Sie sehen also, Walker: Wenn das Mord war, dann hat auch Mrs. Jennings ein Motiv."
Jo lächelte nachsichtig.
"Wenn Sie der Tote wären, ja. Aber es geht um Liz Jennings' Mann!"
"Walker, ich war damals Trauzeuge bei den beiden. Und ich weiß auch, mit welchen juristischen Tricks Anthony immer versucht hat, sich gegen alles nur Denkbare abzusichern. Zum Beispiel dagegen, daß seine Frau sich scheiden läßt und die Hälfte seines Vermögens einfordern kann!"
"Ein Ehevertrag also", schloß Jo.
Kramer nickte. "Richtig. Bei einer Scheidung bekommt sie so gut wie nichts. Wenn Anthony stirbt, gehört ihr ein Vermögen."
"Aber sie würde dann doch wohl kaum die Fabrik in Brand stecken, die sie nachher erben möchte, oder?"
"Was weiß ich! Jedenfalls bin ich nun wirklich nicht der Einzige, der etwas gegen ihn hatte."
"Wie ist denn Ihr Erpressungsversuch ausgelaufen?"
"Es war noch alles drin. Dachte ich jedenfalls, denn Liz mußte auf jeden Fall verhindern, daß ihr Mann davon erfuhr. Aber wenn Anthony versucht hat, mich zu erreichen, dann hat er vielleicht von der Sache Wind bekommen."
"Was wieder für Sie als Brandstifter - und vielleicht auch Mörder - sprechen würde, Mister Kramer!"
"Herrgott nochmal!" Er feuerte wütend den Aschenbecher zu Boden, der aber ziemlich robust war und diese Behandlung schadlos überstand. "Was wollen Sie eigentlich? Mir mit aller Gewalt einen Strick um den Hals legen?"
"Nur, wenn Sie es auch verdient haben, Kramer! Nur dann! Hat Liz Jennings' Verhältnis auch Name und Adresse?"
"An seiner Tür steht Colin Rigg", murmelte er und nannte dann die Adresse. "Er ist Tierarzt."
Jo wandte sich Gehen. Er hatte den Eindruck, hier nichts mehr erfahren zu können, was ihn in dieser Sache weiterbrachte. Vielleicht war Kramer wirklich unschuldig, aber Kommissar X konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sein Gegenüber ihm noch nicht alles gesagt hatte.
*
Chuck Porter wohnte in der dritten Etage eines Mietshauses und war einer der Nachtwächter, die für Jennings arbeiteten. Er war groß und blond und hatte ein kantiges Gesicht, dessen scharfe Konturen nur durch den ungepflegt wirkenden Oberlippenbart etwas gemildert wurden.
Porter stand im Morgenmantel da und schien gerade aus dem Bett zu kommen. Er musterte Jo mißtrauisch, nachdem er die Tür halb geöffnet hatte. Und auch nachdem Jo sich vorgestellt hatte, blieb er reserviert.
"Was wollen Sie von mir, Walker?"
"Ich möchte gerne wissen, wie das heute Nacht passiert ist."
"Ich muß Ihnen nicht antworten, oder?" Er rülpste ungeniert. "Ich finde, die Sache ist bei der Polizei in guten Händen."
"Das fand Ihr Boß nicht und deshalb hatte er mich engagiert."
Er grinste. "Schlecht für's Image, was? Ich meine, wenn der Klient einem so wegstirbt und..."
"Ja, Sie haben schon recht, Porter. Aber für das Image eines Nachtwächters ist es doch auch nicht gerade toll, wenn jemand die Fabrik anzündet, die er bewachen soll, oder?"
"Sie wollen mir sicher was anhängen, oder? Pflichtverletzung oder so etwas."
"Nein, ich möchte nur wissen, wie's passiert ist."
"Wer schickt Sie wirklich?"
"Ihr Boß, Mister Jennings, wie ich gesagt habe. Und jetzt suche ich den, der ihn auf dem Gewissen hat."
"Kommen Sie herein."
Jo wurde in einen Raum mit zusammengewürfelt wirkenden Möbeln geführt. Wäscheteile und benutztes Geschirr lagen herum. Und jede Menge Flaschen. Bier, Whiskey und alles was sonst noch gut, teuer und hochprozentig war. Porter räumte ein paar Sachen bei Seite
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