Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
lieber allein unterwegs war. Ihre Gesellschaft war ihm angenehm und er mochte diese attraktive, selbstbewußte junge Frau, die genau zu wissen schien, was sie wollte. Aber bei dem was er vorhatte, war es vielleicht besser, wenn sie ihm nicht über die Schulter sah.
Jeffrey Kramer bewohnte ein Apartment in Paterson, daß sich wahrscheinlich vor allem dadurch auszeichnete, daß es nicht allzu teuer war.
Jo klopfte, aber es kam keine Reaktion.
"Mister Kramer? Ich weiß, daß Sie zu Hause sind! Machen sie bitte auf!"
Auf der anderen Seite der Tür tat sich noch immer nichts. Jo wartete kurz ab, versuchte es dann noch einmal und griff schließlich zu anderen Mitteln. Er holte ein Stück Draht aus seinem Zigarettenetui und öffnete damit die Tür. Es war ein preiswertes Schloß, ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen. Dutzendware, also. Für Jo kein besonderes Hindernis.
Als er die Tür vorsichtig öffnete, blickte er in ein leeres, unaufgeräumtes Zimmer. Zwei Koffer lagen auf der Couch. Einer war geöffnet und enthielt Kleidung, die nicht gerade schonend zusammengelegt war. Jo schloß die Tür hinter sich. Sein Blick ging zu den beiden Türen, von denen eine vermutlich ins Schlafzimmer, die andere ins Bad führte.
Neben dem schon ziemlich angejahrten Fernseher stand ein Aschenbecher. Die Zigarette, die dort in der Kerbe steckte, rauchte noch und das hieß, daß jemand hier war. Jo wandte den Blick herum und blickte direkt in die Mündung eines kurzläufigen Revolvers.
Vor ihm stand ein Mann von schwer zu schätzendem Alter. Irgend etwas zwischen 45 und 55 schätzte Jo. Er war hager und schmalbrüstig. Sein Gesicht hatte die ungesunde Farbe eines Kettenrauchers und seine mattblauen Augen mit den schweren Tränensäcken verrieten Angst.
"Ich würde Ihnen nicht empfehlen, auch nur die geringste Bewegung zu machen!" zischte er drohend.
Kommissar X blieb gelassen.
"Legen Sie das Ding weg! Ich will nur mit Ihnen reden, Kramer!"
Jeffrey Kramer verzog das Gesicht zu einer bitteren Grimasse.
"Ja, das kann ich mir denken, wie dieses reden bei euch Schweinehunden aussieht! Nach der letzten Unterhaltung lag ich zwei Wochen im Krankenhaus!"
"Sie verwechseln mich, Kramer. Mein Name ist Jo Walker und ich habe Sie noch nie zuvor gesehen!"
"Ja, sie schicken immer wieder andere Gorillas..."
"Ich bin Privatdetektiv. Wollen sie meine New Yorker Lizenz sehen?"
Jo wollte in die Manteltasche greifen, aber da spannte sein Gegenüber den Hahn des Revolvers und fuchtelte in bedenklicher Weise damit herum. Jo erstarrte mitten in der Bewegung und meinte: "Passen Sie auf, daß Ihr Ding da nicht losgeht. Sie machen mir einen ziemlich nervösen Eindruck..."
Kramer kam etwas näher heran und atmete tief durch. "Sie täuschen sich", meinte er. "Ich bin ganz ruhig. Jedenfalls solange Sie tun, was ich Ihnen sage." Er streckte die offene Linke aus, während seine Augen Jo fixierten. "Zuerst geben Sie mir mal Ihr Schießeisen. Ihr Brüder habt doch alle eins unter der Jacke! Also los! Und keine Tricks, verstanden? Sonst blase ich Ihnen den Kopf weg!"
Jo tat, als hätte er die Aufforderung nicht zur Kenntnis genommen und meinte ungerührt: "Wußten Sie schon, daß Anthony Jennings' Papierfabrik heute nacht ausgebrannt ist? Man wird sehen, wie viel am Ende noch davon übriggeblieben ist."
"Ihre Waffe, verdammt noch mal!"
"Jennings selbst hat es auch erwischt. Ich nehme an, daß Ihnen das nicht allzu sehr leid tut, schließlich soll er Sie in grauer Vorzeit mal übel über den Tisch gezogen haben!"
Für eine Sekunde schien er baff zu sein. Jos Worte hatten wie ein Schlag vor den Kopf gewirkt und schienen Kramer für den Bruchteil einer Sekunde zu lähmen. Das nutzte Jo, packte den Revolverarm seines Kontrahenten mit der Rechten und bog ihn nach oben, während die Linke als wuchtiger Haken kam, der Kramer rückwärts gegen die Wand taumeln ließ. Bevor er wieder beieinander war und seinen Revolver hochreißen konnte, hatte Jo längst die Automatic aus dem Schulterholster geholt und sie auf den am Boden Liegenden gerichtet. Jeffrey Kramer ließ sofort seine Waffe fallen.
Jo trat hinzu und hob sie auf. Mit der Linken öffnete er die Trommel und ließ die Patronen auf den Boden klackern.
"Und was geschieht jetzt?" fragte Kramer matt. Jo zuckte mit den Schultern und steckte als Zeichen des guten Willens erst einmal seine Pistole weg. "Wer ist hinter Ihnen her? Die Schuldeneintreiber eines Buchmachers oder mit wem haben Sie sich
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