Private Dancer
hatte ihm angehört, dass er sich richtig darauf freute, dass ich bei ihm kochen werde.
„Servus, ich freu mich dass du da bist, komm rein!” Er sah meine große, rote Kiste mit den Zutaten darin, die ich in der Hand hielt. „Ich nehm’ dir das ab und bring’s in die Küche,” bot er an.
„Oh, danke…. ist gar nicht nötig, ich kann sie auch selbst tragen.” Aber er zog an der Kiste rum, so dass ich losließ und ihm lächelnd in die Küche folgte. Ich blickte mich etwas um. Die Wohnung war sehr stylisch eingerichtet und anscheinend hatte André ausreichend Geld, um zwei Pocket-Bikes in einer Glasvitrine im Wohnzimmer und ein ziemlich krasses, ungetragenes Paar Nike-Schuhe in einer ähnlichen, kleineren Vitrine im Flur auszustellen, aber so etwas war ich inzwischen von meinen Kunden gewohnt. Es war Sommer und ziemlich heiss, deshalb lief André barfuß durch die Wohnung, was mir irgendwie sympathisch war. Er war groß und dunkelhaarig, hatte ein Paar Naturlocken und versuchte diese anscheinend nicht zu bändigen. Schon bei meinem Auftrag bei Frau Reichenbach war sein Gesicht natürlich gebräunt und er hatte einen jungenhaften Gesichtsausdruck wenn er lächelte, obwohl er sicher ein paar Jahre älter war als ich und ein markantes Gesicht hatte. Ich hatte mich an ihn erinnert, weil er am Telefon direkt sagte, dass er bei Frau Reichenbach der einzige am Tisch war, der unter vierzig war und somit etwa fünfundzwanzig Jahre jünger als die meisten anderen damals. Er stellte die Kiste auf einer Anrichte in der Küche ab. „Willst du etwas trinken?” fragte er und sah mich nur kurz an.
„Danke, aber ich bring mir immer selbst etwas mit, es ist in der Kiste.”
„Ah,” er zog eine der Dosen des koffeinhaltigen, kalorienreduzierten Erfrischungsgetränks heraus. „Trinken Köche so etwas?” fragte er verblüfft, woraufhin ich lachen musste.
„Was dachtest du, was Köche trinken?”
Er zuckte die Achseln, „Louis Roederer, Chateauneuf du Papes und Voss?”
Ich musste wieder lachen, „Da kennt sich aber einer aus, was?”
„Anscheinend nur ein Klischee,” sagte er, aber er lächelte dabei.
„Na ja, wenn es Champagner gibt, nehm’ ich auch ein Glas, so ist das nicht,” antwortete ich leicht herausfordernd. Er ging zum Kühlschrank und zog völlig begeistert eine Flasche Champagner heraus. „Endlich kann ich den mal aufmachen.”
„Nein, nein, das war nur ein Scherz! Den brauchst du doch sicher für heute Abend,” sagte ich schnell und etwas erschrocken. Ich wollte nicht, dass er die Flasche extra für mich öffnete.
„Ja, den brauch ich für später, aber ich denke ein Glas können wir ruhig probieren.”
Da er die Flasche bereits geöffnet hatte, ersparte ich mir weitere Proteste und prostete ihm zu als er mir ein Glas reichte (prostete statt Proteste).
Ich genoss den ersten Schluck Champagner und er sah mir mit begeistertem Blick zu wie ich trank, als würde es anders aussehen als bei anderen Menschen …Mein Koch, das unbekannte Wesen…. Ich hatte es schon öfter erlebt, dass Leute in meiner Umgebung mir gerne zusahen wie ich esse und trinke, aber das ist denke ich ein Phänomen, mit dem viele Köche in Berührung kommen. Manchmal machte ich mir einen Spaß daraus, indem ich so tat als würden mir die Blicke der anderen nicht auffallen. Dann schluckte ich etwas herunter, schloss zufrieden meine Augen um zum Ausdruck zu bringen wie köstlich etwas war und schmunzelte genussvoll bevor der nächste Happen auf die Gabel kam, oder ich den nächsten Schluck trank. Meine Beobachter freuten sich nach diesem Schauspiel wie kleine Kinder auf Weihnachten, ich hoffe nur, sie sind nicht zu enttäuscht wenn sie das hier lesen und erfahren, dass es nur gespielt war, jedenfalls meistens.
„Also heute Abend gibt es ein romantisches Essen?” fragte ich um herauszufinden mit wem ich es später zu tun bekommen würde. Er lächelte und nickte „Ja, ich freue mich sehr weil es das erste Mal ist, dass wir zusammen essen und es dann gleich so etwas Besonderes gibt, mit einem eigenen Koch und so…”
„Schön, also ist es noch ganz frisch?”
„Ja, noch ziemlich am Anfang… drück mir die Daumen!”
„Das wird schon klappen,” beschwichtigte ich und fing an meinen Arbeitsplatz vorzubereiten.
“Und wann kommt dein Besuch?”
„Na ja,” er wartete einen Moment bevor er weiter sprach, „ich denke es reicht wenn du um 19 Uhr fertig bist, mach dir keinen Stress,” er spielte mit dem
Weitere Kostenlose Bücher