Private Dancer
Beruf sprach, der mich sehr interessierte. Ich trainierte ja zu der Zeit auch bereits und konnte von einigen seiner Erfahrungen lernen. Ausserdem war ich froh, dass Mister Universum nicht mehr traurig war, wegen MIR! Also fragte ich so lange, bis mir nur noch einfiel ihn zu fragen, wo er sich am Wochenende zum Ausgehen aufhielt, woraufhin er mir erzählte, dass er gerne ins Kino gehe, zum Tanzen in einige Clubs und: „Aber das geht immer nur Freitag abends. Samstags nicht.”
„Warum nicht samstags? Musst du sonntags zur Arbeit?”
„Nein, nein …das nicht …aber ….das glaubst du jetzt eh nicht.”
Ich musste lachen, „Jetzt erzähl schon!”
Er zögerte erst kurz, atmete tief durch und sagte: „Ich muss sonntags immer früh raus.” Ich lächelte und blickte nach oben um zu überlegen ob mir das reichte, „Das ist nicht die richtige Antwort,” sagte ich schließlich. Er zögerte wieder und ich überlegte, ob er vielleicht Sozialstunden leisten musste weil er irgendjemandem aufs Maul geschlagen hatte und derjenige seitdem nur noch den Kopf von links nach rechts baumeln und dabei Alle meine Entchen singen konnte. Er hatte wirklich sehr muskulöse Arme.
„Ich spiel sonntags Orgel in der Kirche,” sagte er wieder schnell, als wolle er es schleunigst hinter sich bringen und als hoffe er, ich hätte es vielleicht nicht gehört. Meine Augenbrauen verabschiedeten sich in Richtung Mond und ich stellte das Weinglas vorsichtshalber mal ab.
„Tust du nicht!” sagte ich schockiert.
„Doch, doch,” er lachte ein wenig , sah mich dann aber direkt wieder verunsichert an. Ich konnte es nicht fassen, „Ein tätowierter Bodybuilder spielt sonntags in der Kirche Lobet den Herrn ?”
„Na komm, so viel Muskeln hab ich jetzt auch wieder nicht, dass man mich als Bodybuilder bezeichnen muss.”
„Das ist doch jetzt völlig egal!” quietschte ich und lachte. Ich wollte es nicht glauben, aber er erzählte sehr überzeugend , dass sein Vater ihm das Orgelspielen beigebracht hatte und, dass er es seit er klein war lernte und es ihm viel Spaß machte so ein riesiges Instrument zu beherrschen. Er nannte es „Die Königin der Instrumente” und war, als er vom Orgelspielen erzählte ebenso begeistert wie von seinem Beruf. Als ich ihm langsam glaubte, hatte ich aber anscheinend noch immer einen kritischen Blick aufgesetzt. „Warte mal kurz,” sagte er und ging nach drinnen. Als er zurückkam trug er eine Lederjacke und Schuhe, er hielt einen Schlüsselbund in der Hand und sagte : „Komm, ich beweis' es dir.”
Wir fuhren mit seinem Motorrad (an dieser Stelle werde ich immer wieder gefragt, welches Motorrad er fuhr… meine Antwort: Schwarz) ein paar Kilometer in einen der umliegenden Orte. Ich genoss es auf dem Motorrad mitzufahren und wünsche mir bis heute den Führerschein zu machen. Vor einer Kirche bog er also tatsächlich auf den Parkplatz und erklärte, dass er den Schlüssel habe. Er sperrte einen Seiteneingang auf und wir gingen in die dunkle Kirche. Es war gruselig, mitten in der Nacht und ohne Licht die Wendeltreppe zu der Orgel hinauf zu steigen aber ich fand es auch unheimlich spannend. An der Orgel selbst konnte er ein kleines Licht anschalten, damit er die Tasten besser sehen konnte. Er schaltete an einigen Knöpfen rum, lächelte mich kurz an und fing an zu spielen. Ich erkannte das Lied direkt nach den ersten Tönen und bekam eine Gänsehaut. Der Moment war wahnsinnig und völlig unwirklich, aber er war da. Ich stand in einer dunklen Kirche, in der nur ein paar Opferlichter weit entfernt unter mir brannten und jemand spielte für mich Toccata und Fuge in D-Moll. Schauriger ging es nicht, und André wusste das und lächelte als er meinen erschrockenen und trotzdem begeisterten Gesichtsausdruck sah. Ich war völlig verblüfft von der Lautstärke der Orgel, der Wirkung ,die dieses Lied, (darf man das “Lied” nennen?)die Nacht und die natürliche Energie einer leeren Kirche auf mich hatten.
Später überredete er mich noch dazu in einer Kneipe Etwas trinken zu gehen. Da wir die einzigen waren, die nicht volltrunken waren machte es mir nichts aus in Kochkleidung dort einzulaufen, man nahm sowieso wenig Notiz von uns, was uns gefiel. Wieder bei ihm zuhause ging ich noch mit zu ihm rein, allerdings nur um meine Kiste zu holen, was ihn wahrscheinlich dann doch etwas enttäuschte. Es war ja auch gemein, niemand hatte es so sehr verdient das jemand über Nacht bei ihm blieb wie André an
Weitere Kostenlose Bücher