Private Dancer
Peter? Wo bist du hier gelandet?”
Nonna ging auch zum Essen, allerdings gab es anscheinend eine ruhigere Art das Esszimmer zu erreichen. Ich schob das Essen auf einem Servierwagen, gut verpackt in Richtung des Aufzuges, servierte und alle außer Nonna, Philippo und Alfredo schienen zu glauben, es sei mein Verdienst gewesen. Ich musste an diesem Abend noch drei weitere Male durch die Stahltür um unter anderem zuzusehen, wie die Frau unermüdlich fast die Stange abriss, immer wieder auf ein und dasselbe Lied tanzend, welches mir anfing zu gefallen. Ich bestand darauf abzuräumen und das Geschirr zu spülen und war froh, langsam aber sicher wieder nüchtern zu werden. Als ich fertig war, setzte ich mich ins Kaminzimmer und studierte meine Notizen. Ich wusste nicht genau, wie lange es dauern würde bis Massimo mich nach Hause bringen würde und ich wollte auch nicht stören. Ich saß allerdings nicht sehr lange auf der weißen Couch, als die Tür aufging und Philippo DiCaro eintrat um mich zu umarmen. Ich lächelte zwar aber sagte schließlich: „Bitte Herr DiCaro, nehmen Sie den Scheck wieder, ich kann das unmöglich annehmen, ich habe ja gar nichts gekocht! Ich möchte das nicht!” Er lächelte und sagte: „Mio caro amico, Sie haben mir einen sehr großen Gefallen getan! Ich hoffe wir können diesen Abend noch viele weitere Male wiederholen! Versprechen Sie mir, die Notizen niemandem zu geben?”
„Natürlich…aber erklären Sie mir bitte worin genau dieser große Gefallen gelegen hat? Ich erhalte das beste Spaghettirezept der Welt, muss überhaupt nichts dafür tun außer Likör zu trinken und werde dann auch noch dafür bezahlt? Ich kann das nicht verstehen.”
„Mein Anwalt wird sie informieren wann ich Ihre, wie sagt man? Servizi, Ihre Dienste noch einmal benötige. Mille grazie e Buona Notte.”
Massimo wartete draußen im Wagen und fuhr mich zurück zum Restaurant. Ich war danach noch vier weitere Male bei den DiCaros und machte mir Nonnas Notizen. Dann verstarb Nonna, und ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der im Besitz L’eredita della Nonna DiCaro , dem Vermächtnis von Großmutter DiCaro ist. Das war der Grund meiner ersten fünf Aufträge für DiCaros. Die Rezepte dieser Frau sollten weitergegeben werden, damit sie für die Familie nicht verloren gehen. Noch heute macht es mich stolz, einen so wichtigen Beitrag für diese Familie leisten zu können, auch wenn die DiCaros schon längst nicht mehr in Deutschland leben. Auch wenn Nonna DiCaro schon vor langer Zeit verstorben ist, durch die Rezepte die sie mir weitergegeben hat, ist diese Frau unsterblich geworden.
…
Auf Nonnas Grabstein wurde das Wort „Evviva” eingraviert.
Ein paar Wochen nach meinem ersten Auftrag bei den DiCaros, saß ich bei einem guten Freund im Auto und hörte ein Lied, das mir bereits nach den ersten Tönen bekannt vorkam. Dieser Bass, diese Melodie… Ich sagte überrascht: „Das kenn ich doch,” und mein Freund antwortete: „Dann kennst du es sicher von mir, ich hab es schon länger auf CD, ziemlich cool oder?” Ich unterdrückte ein Lachen, “Ja, total! Gefällt mir sehr gut.Wie heisst es denn?”
„ Libella Swing , von Parov Stelar.”
8
Der Mord
…und wie Sie ihn verhindern können!
Ausser den Rezepten von Nonna, erlaube ich mir nicht andere Rezepte zu benutzen! Rezepte sind was für Leute, die absolut keine Ahnung haben was man unter den Wörtern Kreativität oder Phantasie versteht. Sollten Sie also irgendwelche Kochbücher haben, in denen Dinge stehen wie zum Beispiel Grammangaben oder Liter oder Messerspitzen oder das Allerschlimmste was ich jemals gelesen habe: 3,5 Teelöffel Tomatenmark !!! - VERBRENNEN!
Rezepte ermorden das selbständige Denken!
Ich meine, wenn man nicht weiß wie etwas funktioniert, ist das natürlich keine Schande. Oder wenn man einfach mal keine neue Idee hat, darf man sich natürlich Anregungen holen. Aber wenn Sie nicht wissen was Sie kochen sollen, dann gehen Sie doch einfach mal auf den Markt und kaufen Sie ein, was Ihnen gefällt! Das hilft! Wer braucht schon Rezepte??? Ich werde Ihnen gleich ein Paar „Infos” (kein Rezept!) geben und ich wette mit Ihnen, Sie werden sich daran erfreuen, obwohl ich absolut keine Mengenangaben dazu schreibe. Das tue ich erstens, damit das
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