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Private Dancer

Private Dancer

Titel: Private Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Porsani
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Rumpsteak dreißig Euro kostete und zwar ohne irgendwelche Beilagen. Die Einrichtung des Restaurants passte überhaupt nicht zu den Preisen. Aber im Laufe des Abends versicherten mir mehrere Gäste, ich solle stolz darauf sein, im angesagtesten Restaurant Budapests zu arbeiten. Es war auch unheimlich gut besucht. Ich verstand das alles nicht wirklich. In meinem Hotel zum Beispiel war alles modern und elegant, aber kein Mensch ging dort essen, außer die Hotelgäste und selbst die auch nicht alle. Ferdinand stellte mich einigen seiner Freunde vor, unter anderem auch David. David war etwa fünfzig Jahre alt und kam aus Wien. Er arbeitete für eine große Automobilfirma als irgendein hohes Tier. Er war vollkommen betrunken und lud im Laufe des Abends jeden ein, der an unserem Tisch vorbei ging. Ich beobachtete alles und jeden im Restaurant und fand es unglaublich spannend zu sehen, was hier los war. Nach einer Stunde wurde mir klar, dass meine Pause schon viel zu lange gedauert hatte und ich sorgte mich über meinen Promillegehalt, der inzwischen höher war, als bei Köchen während der Arbeitszeit üblich (und das will was heißen… Scherz!). Als ich aufstand, um zurück in die Küche zu gehen, hielt Ferdinand mich auf.
    „Wo willst du hin, mein Freund?”
    „Na ich muss doch zurück und schauen, ob alle die Handschuhe ausgezogen haben!”
    „Zurück um was?”
    „Die Handschuhe! Die tragen alle Handschuhe!!”
    „Peter, komm setz dich wieder, du hast doch schon viel zu lange gearbeitet!”
    „Was??? Drei Stunden…”
    „Genau! Du bist Deutscher! Das bedeutet, du verdienst mindestens dreimal so viel wie die ungarischen Mitarbeiter die ich beschäftige. Du sollst also weniger arbeiten. Sonst kann ich dich am Ende nicht bezahlen”, er lachte laut, „setz dich wieder zu uns, genieß den Abend.” Ich war verblüfft und verstand gar nichts. Den Rest des Abends trank ich die Getränke, die David mir vor die Nase stellte und machte mir Gedanken über das, was Ferdinand mir erzählt hatte. Wenn das die Wahrheit war, stimmte hier etwas ganz gewaltig nicht. Ein Mann, der für ein Rumpsteak dreißig Affen verlangte plus Beilage, plus Getränke, beschäftigte die ungarischen Mitarbeiter in seinem Restaurant zu einem Drittel des Normalgehaltes in Deutschland… das musste ein Scherz sein!
    Gegen 02:00 Uhr morgens wurde es immer stiller im Restaurant. Auch Ferdinand war bereits gegangen und so saß ich inzwischen alleine mit David an unserem Tisch. Er ließ mich nicht gehen. Als schließlich alle Angestellten nachhause gegangen waren, gab mir Rica, eine Servicekraft, die Schlüssel für Kasse und Tür und erklärte, mir wie ich die Kasse bediente, die Lichter ausschaltete und zusperrte. Langsam aber sicher glaubte ich wirklich nicht mehr im richtigen Film zu sitzen. Als David endlich die Rechnung bestellte, sah ich verblüfft auf den Betrag und noch mehr wunderte ich mich darüber, dass David in bar bezahlen konnte. Dann verabschiedete er sich von mir, sagte, er freue sich, mich bald wieder zu sehen, knallte einen Bündel brauner Scheine auf den Tisch, „Trinkgeld für dich,” und verschwand. Das war der Overkill! Es waren dreihundert Euro, die er mir da gelassen hatte, einfach so, Trinkgeld…dafür, dass ich den ganzen Abend auf seine Kosten getrunken hatte. Das Hotelzimmer war also für die nächsten drei bis vier Tage gerettet.
    In den darauffolgenden Tagen versuchte ich weiterhin mein Können weiter zu geben und wurde dafür viele Male schräg angesehen, ausgelacht oder einfach nur missachtet. Ich hatte von Rosemarie ein paar Worte ungarisch gelernt und wusste, wie ich auf mich aufmerksam machen konnte, mich verabschiedete, die Leute lobte oder ihnen klar machte, dass etwas falsch war. Nach vier Tagen hatte ich es geschafft, drei neue Gerichte auf die Karte zu bringen, von denen das Küchenpersonal einigermaßen überzeugt war, vorausgesetzt man dürfe als Topping geschmolzene Butter drauf klatschen(stöhn!). Was soll's, ich war froh, dass man mir überhaupt zuhörte und Ferdinand war sehr zufrieden. David war anscheinend ein täglicher Gast, und nahm mich nach Feierabend (also nach drei bis vier Stunden) mit zu seinen Partylocations, wo wir meistens die einzigen Ausländer waren. Er liebte es anscheinend mit Geld um sich zu schmeißen, was ich ihm oft auch im kritischen Ton versuchte beizubringen. Denn viele Einheimische sahen uns meist mit argwöhnischem Blick an und es hätte mich nicht gewundert, wenn wir

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