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Private Dancer

Private Dancer

Titel: Private Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Porsani
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dürfen.” Sein Ton verriet mir, dass er sich selbst etwas vormachte. Er wusste ganz genau, dass es mehr als falsch war. Es gab kein Wort dafür.
    „Und du Ferdinand? Magst du dich auch?”
    Daraufhin sagte er nichts mehr. Er stand auf und verließ das Restaurant. Ich hab ihn nie wieder gesehen.
     
    Wenig später kam seine Frau ins Restaurant, bezahlte mich und ich bemerkte, wie Leid es ihr tat, dass ich schon wieder nachhause musste. Ich lächelte sie an und sagte ihr, sie solle auf sich aufpassen. Ferdinand hatte ihr anscheinend nicht den wahren Grund erzählt, warum ich den Auftrag vorzeitig abgebrochen hatte. Der Lohn war lächerlich, wenn er mir am Telefon gesagt hätte, dass ich neun Euro die Stunde bekommen sollte, hätte ich den Auftrag niemals angenommen. Aber hier in Budapest war das anders, es war unglaublich viel. Ich ging ein letztes Mal in die Küche und überredete Rosemarie, den Umschlag mit dem Geld anzunehmen. Sie war fast genau so fassungslos wie die Leute auf der Straße, die inzwischen wohl zufrieden auf Ferdinands Kosten schmausten. Ich lächelte, als ich das Restaurant verließ.
     
    Am nächsten Morgen packte ich meine Sachen, freute mich über den kurzen Besuch von David, der sich von mir verabschieden wollte, und verabschiedete mich dann selbst von dem englischen Portier des Hotels, der mit seinem fünffachen Lohn und seinem daherrührenden Dauergrinsen kein Trinkgeld von mir bekam. Ich hatte nicht gedacht so bald schon wieder aufzubrechen. Ich mochte die Stadt und auch die Leute. Aber Budapest ist mehr als Architektur und Landschaft und Einheimische. Sie sollten mal hinfahren, um meine gemischten Gefühle zu verstehen. In dieser Stadt herrschte Ungerechtigkeit, auch wenn sich außer mir keiner daran zu stören schien. Und obwohl Budapest andererseits einfach nur rockte, da wollte ich nicht mitmachen.
    Als ich nachhause fuhr, hörte ich in einem österreichischen Radiosender ein Lied über einen Baum, eine Birke, die keinen Bock mehr hatte, immer an der gleichen Stelle zu stehen und deshalb loszog, um mal etwas anderes zu erleben. Letztendlich ging die Sache übel aus und sie endete als Schrank in einem Schlafzimmer. Das Lied wurde von Hildegard Knef gesungen, und ich war froh, dass ich nachhause konnte ,bevor mich selbst ein ähnliches Schicksal wie das der Birke ereilt hatte.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    12
    Bücher…
     
     
    Ich muss es einfach mal zugeben: Ich lebte damals ein ziemlich fragwürdiges Leben. Ich hatte kein geregeltes Einkommen, hatte aber Glück, dass ich eigentlich immer gute Aufträge hatte. Die meisten Kunden zahlten in bar und ich brachte das Geld so gut wie nie auf mein Konto, sondern steckte es in die Hosentasche, versteckte es im Gefrierschrank oder bunkerte es in der Hauptsaison, wenn ich  sehr viel verdiente, in einer Alditüte, die ich im Keller versteckt hatte. Zumindest solange bis meine Mam Wind davon bekam und mich dazu zwang, mir einen Tresor zu besorgen. Ich schrieb mir allerdings auf, was ich ausgegeben und verdient hatte, und legte diese Notizen dann irgendwo hin, um sie nie wieder zu finden. Finanziell ging es mir besser als je zuvor in meinem Leben. Trotzdem, wenn man sieht, dass das Geld auch mal knapp wird, und kein neuer Auftrag in Sicht ist, fängt man an zu grübeln. Wo ist die ganze Kohle schon wieder hin? Ich hatte doch letzte Woche so viel verdient! Wie viel hab ich diesen Monat eigentlich verdient? Was hab ich ausgegeben? Und wofür??? Die ersten Monate hatte ich mir wenig Gedanken darüber gemacht, mir ging das Geld ja auch nie wirklich aus. Aber als der erste Brief vom Finanzamt kam, wusste ich, dass es Zeit war, ein wenig Ordnung in die Sache zu bringen. So lernte ich Alexandra kennen. Alex war Steuerberaterin und ich glaube, ich bin bis heute der Grund ihrer schlaflosen Nächte. Als ich ihr erzählte, wie meine Buchführung aussah, glaubte sie zuerst, ich würde scherzen und lachte laut. Das war aber auch das erste und letzte mal, dass ich sie lachen sah. Anschließend zeigte sie mir meistens, wie sie sich die Haare raufen konnte oder wie sie die Hände über dem Kopf zusammen schlug. Ich fand (und finde bis heute) das ganze immer etwas lustig, was Alexandra dann noch weniger verstand und wirklich manchmal verzweifelte. Vor allem auch die Tatsache, dass ich einfach mal ab und zu im Ausland war, um dort Geld zu verdienen, machte ihr

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