Privileg Venusgeist
Ungeöffnet.«
Ich fühlte seine instinktive Abwehr. Laherty entwickelte sich zum Störenfried. Wir hatten einfach keine Zeit mehr, stundenlang mit ihm zu diskutieren oder Identifizierungsnachweise zu erbringen.
»Vergessen Sie Ihren Argwohn, Laherty. Nang-Tai und Dr. Robbens sind tot, desgleichen das Ungeheuer vom Planeten Moohrko. Wir sind startklar, aber ich will Ihnen trotzdem die sterblichen Überreste zeigen – um überflüssige Fragen vorzubeugen«, fügte ich hinzu.
Ich winkte ostentativ. Dr. Tarescu erschien auf einem anderen Bildschirm.
»Umschalten zur Tiefkühlkammer«, ordnete ich an. »Passen Sie auf, Laherty.«
Das Bild wechselte. Plötzlich erschienen einige zerschossene Körper, darunter Nang-Tais Leiche.
Ich schluckte verkrampft, als ich meine ehemalige Maske sah. Sie hatte sich schrecklich verändert. Die für diesen Zweck vorbereitete und sorgsam aufgeblasene Puppenfolie störte es allerdings nicht.
Ich starrte in weit aufgerissene Augen. Der Bildausschnitt begann zu wandern. Dogendal streute mit seinen Kameras die Kühlkammer ab.
Boris Petronko, maskierter Darsteller des Intelligenz-Monstrums von Moohrko, hatte nicht nachgebildet werden können. Deshalb hatte er sich entschlossen, die Rolle des Toten zu schauspielern, obwohl er wußte, daß die Kältekammer trotz der abgeschalteten Maschinen noch lebensgefährlich war.
Sein Körper wies schwere »Schußwunden« auf; ein aufgeklebtes Produkt unserer einfallsreichen Wissenschaftler.
Ich schaute unauffällig zu Hannibal hinüber. Er stand vor einem Beobachtungsschirm und betrachtete kritisch »seinen« Leichnam. Was der Zwerg dabei dachte, konnte ich mir lebhaft vorstellen, aber solange er den Mund halten konnte, war es nicht störend.
Dogendal, unser Ortungsoffizier, schaltete ab. Laherty konnte mich wieder sehen.
»Mehr kann ich Ihnen nicht bieten, General. Öffnen Sie nun Ihren Geheimbefehl.«
»Dazu haben Sie – ich meine, dazu hat HC-9 einen Kodebegriff durchzugeben«, entgegnete er gedehnt. »Wie gut sind Ihre Leichen präpariert?«
Ich holte tief Luft. Allison fluchte lautlos, während der Zwerg anerkennend grinste und Lobral, unser »1418« -Pilot die Stirn runzelte.
»Hier wurde nichts präpariert. Öffnen Sie Ihren Befehl. Der Kodebegriff lautet ›Daseinskämpfer im Bereich Robotnarkose NEWTON‹. Sie nehmen doch hoffentlich nicht an, jemand außer dem echten GWA-Schatten HC-9 könnte darüber informiert sein?«
Laherty beugte sich vor. Sein »Löwenkopf« wurde größer.
»Es sieht so aus, aber ich kann mich nicht dazu durchringen, Ihnen bedingungslos zu glauben. Dafür waren die Ereignisse zu turbulent. Sie sollten zusätzlich wissen, welche Anweisungen ich ablesen werde.«
Er verhielt sich wie angenommen. Ich gab Anne Burner einen Wink. Sie trat an meine Seite.
»Ich bin Dr. Anne Burner, Psychologin«, begann sie gelassen. »General, ich gehöre zu den drei letzten Überlebenden der Marsbeobachtungskommandos. HC-9 kam am 15. Oktober 2010 auf dem Mars an. Einen Tag zuvor, am 14. Oktober, landete die ›1418‹ unter Nang-Tais Kommando.«
»Womit kam HC-9 an?« unterbrach Laherty eisig. »Mit welchem Schiff?«
Anne lächelte maliziös.
»Mit keinem Schiff. Haben Sie schon von der marsianischen Transmitterbrücke zwischen dem Mond und dem Roten Planeten gehört? Sie wurde von den Einsatzschatten der GWA benutzt. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen. Nang-Tai wurde vor vier Tagen, am 21. Oktober, gestellt und zusammen mit seiner Besatzung erschossen. Der Robotregent NEWTON übergab HC-9 die ›1418‹.«
»Und damit befindet sie sich wieder im
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