Privileg Venusgeist
ist. Der KASHAT-Kreuzer steht in einer Position, die man nicht mehr neutralisieren kann.«
Als der dritte Strahlschuß des Gegners einschlug und weitere Glutbahnen neben uns in die Atmosphäre peitschten, hatte Listerman seine Zielautomatiken justiert. Es war höchste Zeit! Die Nordpolregion würde in wenigen Minuten überflogen werden.
Das infernalische Donnern unserer Breitseite durchdrang sogar den Gehörschutz der Kampfhelme. Die Zentralekontrollen verflimmerten zu nicht mehr ablesbaren Leuchtbändern. Erschütterungen, die jedes irdische Raumschiff in Stücke gerissen hätten, ließen die Panzerzelle aus MA-Metall erbeben.
Vier weißglühende Kanäle durchbrachen die Atmosphäre. Sie erreichten die leuchtenden Kuppeln und wurden offenbar mühelos absorbiert.
Die zweite Salve blieb ebenfalls wirkungslos. Unmittelbar darauf trat ein anderer, sehnlichst erhoffter Effekt ein!
Unser Hauptrechner schien zu dem logischen Schluß gekommen zu sein, daß ihm keine Wahl blieb, als der Landeanweisung nachzukommen. Ob er mit dem Venusgehirn in Kontakt stand, oder unter Umständen bestimmte Anweisungen erhalten hatte, war mir unklar.
Jedenfalls spie der Ringwulst der »1418« plötzlich lohende Impulszungen aus. Wir bremsten mit Höchstwerten und rasten gleichzeitig auf die nahe Lufthülle zu, die wir bei einer Beibehaltung der Werte in einem gefährlich spitzen Winkel anschneiden mußten.
Listerman feuerte erneut, wiederum ohne Wirkung. Dogendal meldete sich. Anscheinend hatte er etwas dazu zu sagen. Ich konnte seine Stimme einigermaßen verstehen.
»Ich sehe über meinen Kontrollen einen stark gewölbten Schirm flackern. Die Farbe ist hellgelb. Darin zeichnet sich in blauer Farbe eine Kreismarkierung ab. Die … Vorsicht!«
Die beiden letzten Worte hatte er in heller Panik hervorgestoßen. Ich schrie wahrscheinlich ebenfalls, konnte mich aber später nicht mehr erinnern, zu welcher Reaktion mich mein Selbsterhaltungstrieb tatsächlich gezwungen hatte.
Weit unter uns brachen ultrablaue Feuerbälle aus dem Wüstensand hervor. Ehe ich die Erscheinung verstandesgemäß verarbeiten konnte, zuckten Strahlbahnen von gewaltigem Durchmesser an uns vorbei; viel zu weit entfernt, als daß sie der »1418« gegolten haben könnten.
Die Automatiken der Kampfanzüge schalteten die Schwarzfilter vor die Sichtscheiben. Diese Gluten konnte kein menschliches Auge ertragen.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis die wild durchgeschüttelte »1418« wieder zur Ruhe kam.
Als ich endlich die Benommenheit überwunden hatte, herrschte in dem Schiff Grabesruhe. Nein – doch nicht!
Meine überstrapazierten Ohren gewöhnten sich nur langsam an die neuen Verhältnisse.
Tatsächlich rumorten die auslaufenden Umformerbänke noch laut genug, und das Knacken sich entspannenden Materials glich Gewehrschüssen.
Ein auf- und abschwellender Pfeifton wurde vernehmbar. Gleichzeitig ertönte die Stimme des Zentraleroboters:
»An HC-9: Das angreifende Fremdschiff wird von meinem übergeordneten Programmgeber nicht als systemfremd eingestuft. Ich übergebe alle Schalteinheiten.«
Allison richtete sich zuerst auf. Die breiten Anschnallgurte glitten in das Konturlager zurück.
Er klappte den Helm auf die Schultern und wischte sich mit dem Ärmel über die schweißbedeckte Stirn.
Mein erster Blick galt den aufleuchtenden Bildschirmen.
Die Hochenergie-Abwehrglocken des Venusgehirns schienen greifbar nahe, doch mußten sie weit entfernt sein.
Die »1418« stand auf einem weiten, blauleuchtenden Kreisfeld, auf dem trotz der heulenden
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