Privileg Venusgeist
fassungslos.
»Ich – äh – Sir, das kann zwar alles nicht wahr sein, aber geben kann es alles! Sir, draußen stehen drei hübsche Mädchen, die Sie sprechen wollen. Sie haben richtig gehört, die Besucherinnen fragen nach einem gewissen Thor Konnat. Unvorstellbar, mitten auf dem Venusnordpol wird er von jungen Damen gerufen. Ich fühle mich einer Ohnmacht nahe.«
Mein Gesicht mußte Verständnislosigkeit und Erstaunen zugleich ausdrücken. Wie war das gewesen? Drei Mädchen?
»Eben glaubt der Lange, an seinem Verstand zweifeln zu müssen«, hörte ich Hannibal orakeln. »Wenn er bei solch einer Botschaft die Fassung verliert, sehe ich schwarz für ihn …«
6.
»Das ist falsch und ungerecht!« rief die Dunkelhaarige. Ihre Augen funkelten wütend. Sie sprach mit südenglischem Dialekt.
»Ich bin Dr. Miriam Gracand, Biochemikerin, Besatzungsmitglied des europäischen Forschungsschiffes CAPELLA, dessen Trümmer Sie im Weltraum finden. Rechts von mir steht meine Assistentin Horace Pilgron und an meiner linken Seite erkennen Sie den weiblichen Funkoffizier Louise Lebeau. Wir sind am 22. Juli 2010 mit einem Landungsboot zur Oberfläche gekommen, haben die bereits vorher errichtete Druckkuppel bezogen und wenig später erfahren, daß die CAPELLA aus unerfindlichen Gründen explodierte. Die beiden männlichen Stützpunktbewacher, die Ingenieure Jan Vrondanen und Törken Gunnardson, sind vor vier Wochen bei der verzweifelten Suche nach Trinkwasser verschollen. Wir sind allein, mein Herr! Unsere Hoffnung, in Ihnen unseren Retter zu finden, scheint allerdings trügerisch zu sein.«
»Die Angaben entsprechen der Wahrheit«, drang eine Stimme aus dem Mikrolautsprecher meines Armbandgeräts. Ahmid el Haifara hatte die Daten an Hand unserer Unterlagen kontrolliert.
Die CAPELLA, ein Spezialschiff der Europäischen Union, war tatsächlich am 22. Juli 2010 im Venus-Orbit explodiert. Ob es ein Unfall oder ein Attentat gewesen war, wußte niemand.
Die Namensliste der Besatzungsmitglieder lag vor. In der Hinsicht hatte die GWA gut gearbeitet. Wir kannten selbstverständlich jedes Raumschiff, das in den letzten Jahren zu den solaren Planeten vorgestoßen war.
»Bitte, melden Sie sich endlich«, bat Horace Pilgron verzweifelt.
Klein und unscheinbar wirkend, stand sie neben der Biochemikerin. »Unsere Atemluft wird knapp. Der Stützpunkt war noch nicht voll ausgerüstet. Unser Wasservorrat ist verbraucht. Die dehydrierte Trockennahrung kann nicht mehr zubereitet werden. Sie sind mit der ›1418‹ gekommen. Wir kennen das Schiff und wissen, daß es von der GWA flugbereit gemacht wurde. Infolgedessen können wir wohl annehmen, daß wir mit einem GWA-Offizier, zumindest aber mit einem Menschen sprechen.«
»Und wenn Sie der Teufel persönlich wären, helfen Sie uns«, bat die dunkelhäutige Louise Lebeau. Sie weinte. Ihre Worte waren kaum zu verstehen. »Lassen Sie uns das Schiff betreten. Jenseits dieses eigentümlichen Landefeldes ist ein Sandorkan ausgebrochen. Wir finden die Druckkuppel nicht mehr.«
»Melden Sie sich wenigstens«, forderte die Biochemikerin. »Mein Gott, das kann doch nicht wahr sein!«
Ich war noch nicht bereit, unsere Tonaufnahme anzuschalten. Um so besser arbeitete die Außenbord-Bilderfassung.
Die drei Frauen trugen Venus-Druckpanzer mit halbtransparenten Helmen. Die Monturen stammten zweifellos aus der europäischen Fertigung. Die Helmfunkgeräte liefen exakt auf der EURO-Frequenz. Es stimmte alles!
Dogendal meldete sich. Er war also doch nicht »ohnmächtig« geworden!
»Sir, ich habe die Kuppel in der Nahortung. Die Angaben
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