Privileg Venusgeist
nicht eingelaufen.
Was also hatte eine phantastische Maschine wie unser Zentralrechner in dieser typisch gefechtsmäßigen Situation zu tun?
Er verzichtete auf jedes, vom Gegner leicht zu berechnende Gewaltmanöver und den Aufbau überstarker Schutzschirme. Sie hätten unsere gesamte Energiekapazität benötigt und letzten Endes doch nicht standgehalten.
Ich bemerkte an den Kontrollanzeigen, daß unsere Schirme zwar entstanden, aber nur bis zur Abwehrgrenze von Streifschüssen oder sekundären Energieentladungen.
Der gesamte Reststrom, erzeugt von lautlos laufenden Reaktoren und donnernd hochfahrenden Umformerbänken, wurde in ein Gerät geleitet, von dessen Existenz wir bisher nichts gewußt hatten.
Wir bemerkten ein irrlichterndes Glühen. Es preßte uns auf die Lager. Dann geschah etwas, was wir auch bei dem Gewaltstart vom Mond nicht erlebt hatten; ein Beweis dafür, wie ernst der Robot die jetzige Situation einstufte.
Rund um die Schiffszelle entstand ein filigranhafter Energiekäfig, dessen Bedeutung mir erst klar wurde, als die ersten, von den Kreuzergeschützen ausgeschickten Strahlbahnen in großer Entfernung vorbeizuckten.
Derart extrem konnten marsianische Zielautomatiken überhaupt nicht vorbeischießen; es sei denn, sie wurden gestört.
Unser positronischer Kommandant schien sich auf diese Kunst vorzüglich zu verstehen.
Er nahm die Fahrt aus dem Schiff, jagte auf die leuchtende Atmosphäre der Venus zu und baute zusätzlich die bugseitigen Prallschirme zur Abwehr der Gaspartikel auf. Die Marsianer schienen genau gewußt zu haben, wir man stärkeren Schiffen ein Schnippchen schlagen konnte.
»Hervorragend!« gab Hannibal telepathisch durch. »So etwas lernt man in einem hundertjährigen Weltraumkrieg. Nichts fördert technologische Entwicklungen aller Art derart schnell wie langanhaltende Kriege.«
»Das ist für meinen Geschmack ein zu hoher Preis, Kleiner. Irgendwie geht das immer ins Auge. Vorsicht, unser positronischer Freund scheint auch nur mit Wasser zu kochen.«
»Irrtum! Die Gegner haben ein Gegenmittel. Soeben neutralisieren sie unser Störfeld – und jetzt treffen sie auch! Großer Tumadschin-Khan, wo bleiben die Retter?«
5.
Die Frage, wie beschämend es für einen Menschen ist, sich hundertprozentig der Initiative eines Roboters auszuliefern, war für uns zweitrangig geworden.
Der soghmolische Befehlshaber war nicht nur ein entschlosse ner und offensichtlich intelligenter Mann – er riskierte auch wesentlich mehr als die beiden anderen Kommandanten, die ich im Verlauf unseres großangelegten Unternehmens kennengelernt hatte.
Es wurde immer deutlicher, daß die Regierung von Soghmol außer drei erstklassigen Raumschiffen auch hervorragende Besatzungen auf den Weg zum Mars geschickt hatte.
Das unverhoffte Auftauchen dieser Intelligenzwesen hatten wir uns selbst zuzuschreiben.
Wir waren gezwungen gewesen, die hypnosuggestiv begabten Orghs zu beeindrucken und ein galaktisches Schauspiel ablaufen zu lassen, das in seinen wesentlichen Grundzügen die Funktionsbereitschaft des Robotgiganten NEWTON in sich eingeschlossen hatte.
Dadurch war es zu einer Fülle von vorgetäuschten Hyperfunksprüchen gekommen, die man nicht nur auf dem Planeten Soghmol gehört und eingepeilt hatte.
Nach menschlichem Ermessen hatten wir weitere Besucher zu erwarten; aber vorerst hatten wir es nur mit den Soghmolern zu tun.
Nach der Neutralisierung unseres Störschirms hatte sich der gegnerische Kommandant zu einer Maßnahme entschlossen, die
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