Privileg Venusgeist
nutzte ihm sein starkes Schiff nichts. Der Feuerüberfall war der letzte Versuch gewesen, die Angelegenheit »Nang-Tai alias HC-9« gewaltsam zu bereinigen.
Wäre ihm der Anschlag gelungen, wäre er bereits der Herrscher des Sonnensystems gewesen. Mein störender Kodator wäre vernichtet worden, und das Venusgehirn hätte keine »moralische Rückendeckung« mehr gehabt.
Stunden später hatte er sich noch zweimal gemeldet. Nun wartete ich auf die vierte Unterredung, die den Anfang vom Ende oder den Sieg bringen mußte.
Meine Planung stand fest. Wie sein Vorhaben aussah, würde sich herausstellen.
Er nannte sich »Maerec-Taarl«, war für einen Soghmoler mit etwas über 1,80 Meter Körperlänge überraschend hochgewachsen und auch nicht so breit und muskulös gebaut wie andere Angehörige seines Volkes.
Sein Gesicht war allerdings ebenso ausdruckslos, wie es die der beiden anderen Befehlshaber gewesen waren.
Ich hielt dem Blick seiner winzigen, in tiefen Knochenhöhlen eingebetteten Augen stand und unternahm nicht mehr den Versuch, seine seelische Verfassung darin ablesen zu wollen.
Das war bei Lebewesen seiner Art ein zweckloses Unterfangen.
Hannibal nannte sie »die Erbsenäugigen«; eine treffende Bezeichnung für Intelligenzen, deren Sonne so heiß und grell auf ihren Planeten niederschien, daß die Natur durch die Buckelstirn für einen natürlichen Sichtschutz gesorgt hatte.
Sonst glich er durchaus einem Menschen. Ohne den übergroßen, haarlosen Kopf mit den charakteristischen Augen hätte man ihn für einen muskulösen Asiaten halten können.
Seine tiefe, rauh klingende Stimme konnte meine Aufmerksamkeit auch nicht mehr ablenken. Wir kannten die Soghmoler unterdessen fast so gut, wie sie uns Menschen zu kennen glaubten.
»Ich grüße Sie, Kommandant«, sprach ich ihn an. »Sind Sie ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen, daß unsere bisherigen Maßnahmen weder Ihre noch meine Wünsche befriedigen können?«
Er war ein kluger Mann und Taktiker. Wenn ihm Fehler unterlaufen sollten, konnten sie ihre Ursache nur in einer Überschätzung seiner Fähigkeiten haben.
»Woher wollen Sie das genau wissen, HC-9?«
Ich lauschte den Worten nach. Sie wurden von einem marsianischen Mikrotranslator übersetzt, aber die Modulation wurde unverändert übernommen.
Wieso hatte er sich nicht der Mühe unterzogen, ebenso wie seine beiden umgekommenen Kollegen Englisch zu lernen? Bei seinem NO-Quotienten hätte es nicht problematisch sein können. Sollte das eine gewisse Mißachtung ausdrücken?
Ich brauchte meine ausgeglichene Haltung nicht zu schauspielern. Seine Wünsche waren bekannt.
»Das sollte als geklärt gelten. Übrigens habe ich die irdischen Televisionssendungen abgehört. Der Kommandant der vernichteten Terrakreuzer scheint tatsächlich zur Erde berichtet zu haben, Dr. Nang-Tai wäre von dem GWA-Schatten HC-9 erschossen worden.«
»Stimmt«, sagte er. »Wir verfolgen die Nachrichten sehr genau. Sie begingen einen Fehler, dem General ohne Maske gegenüberzutreten. Es schwächt Ihre bisherige Position gegenüber den irdischen Machthabern.«
Ich lehnte mich weit in dem Sessel zurück und schaute unauffällig zu Boris Petronko hinüber.
Er hatte sich nahe der marsianischen Weitwinkelerfassung postiert. Jedermann an Bord des KASHAT-Kreuzers mußte seine monströse Erscheinung sehen können.
»Ich bin anderer Auffassung, Maerec-Taarl. Die Gepflogenheiten irdischer Befehlshaber sind ein wichtiger Baustein in meiner Planung. Sie sollten sich darüber keine Gedanken machen. Die Erde steht hinter
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