Privileg Venusgeist
Emotionsströme seines Gehirns. Das ist eine indirekte Auswertung. Augenblicklich zögert er noch. Generell scheint er aber entschlossen zu sein, der Sache auf den Grund zu gehen. Natürlich will er uns hereinlegen. Paß auf! Er hat einen bestimmten Plan.«
»Wem sagst du das! Weiß er, daß wir Kleinprojektoren zum Aufbau eines Individualschutzschirms besitzen?«
»Ich kann nichts feststellen, Sir«, meldete sich Kiny. »Diese Soghmoler sind von Natur aus derart parataub, daß Hannibals Indirektauswertung bereits mit Vorsicht zu bewerten ist. Ich bin nicht sicher, ob Maerec-Taarl gewillt ist, auf Ihre Vorschläge einzugehen. Ende – er spricht wieder.«
Ich konzentrierte mich auf die Stimme und das dreidimensionale Farbbild der marsianischen Videoverbindung. Sie war ausgezeichnet.
»Einverstanden, HC-9, wir wollen es versuchen. Meine Bedingungen sind Ihnen bekannt. Falls der Venusroboter anspricht, haben Sie mir auch bei der Nutzbarmachung des Marsgehirns behilflich zu sein.«
Ich hatte auf eine solche Entscheidung gehofft, doch nun wollte ich es nicht wahrhaben.
Maykoft, der hinter mir stand, atmete so heftig aus, daß ich einen Pfeifton vernahm.
Ich sah, was ihn zu dieser Regung hinriß! Der Soghmoler lächelte plötzlich. Niemals zuvor hatte ich bei einem Intelligenzwesen seiner Art diese menschliche Regung beobachtet.
Seine messerscharfen Lippen waren nicht in die Breite gezogen, sondern etwas vorgewölbt. Der Charakter des Lächelns war aber nicht zu verkennen.
Wenn mir bis dahin unbekannt gewesen wäre, daß er einen für uns tödlich verlaufenden Betrug plante, hätte ich es jetzt geahnt. Allerdings wußten wir nicht, in welcher Weise er uns unschädlich machen wollte.
Selbstverständlich war er nicht bereit, sich von uns bevormunden zu lassen. Er wollte nicht einen Teil des Marserbes – er wollte alles!
»Und noch etwas, Herr General«, vernahm ich seine Stimme. Sie klang heller, beinahe heiter.
»Ich werde mit einem Beiboot landen. Der Kreuzer bleibt mit – wie sagen Sie zu dem Gerät? – dem Superkodator im Weltraum zurück. Die Aktivität des Marsgehirns NEWTON gibt mir zu denken. Könnte es nicht sein, daß Sie das Befehlsgerät meines Expeditionsleiters zerstört haben? Vielleicht in einem Augenblick der Unachtsamkeit? Dadurch wäre NEWTONS feindselige Haltung zu erklären. Ich grüße Sie, Sir.«
Er schaltete ab. Einen Augenblick herrschte an Bord der »1418« Schweigen der Verblüffung, bis es von Allison gebrochen wurde.
»Donnerwetter – unser verehrter Freund wird aber vorsichtig! Er überschätzt Sie, Konnat. Er weißt doch bestimmt, daß Sie und Utan bis auf die Haut entkleidet wurden. Wie kann er unter Berücksichtigung dieser Tatsachen auf die Idee kommen, Sie hätten seinem Kommandeur den Superkodator zertrümmert? Mit den bloßen Händen wäre das schlecht möglich gewesen.«
Mein Auflachen vermochte er nicht richtig zu deuten. Hannibal, Nishimura und vor allem Anne Burner sahen klarer.
»Überschätzt zu werden, ist im vorliegenden Falle besser als unterschätzt zu werden«, sagte ich gedehnt. »Sie haben doch hoffentlich nicht damit gerechnet, er würde sein kostbares Raumschiff dicht neben der ›1418‹ landen?«
Nein, damit hatte ich nicht gerechnet, aber ständig darauf hingearbeitet, damit er keinesfalls auf die Idee kam, ich würde keinen Wert darauf legen.
Anne nickte und suchte in ihren Taschen vergeblich nach einer Zigarette.
Ich stand auf und schaute auf die Uhr.
»Könnte man Details erfahren?« erkundigte sich Allison wütend. »Ich darf Ihnen verraten, daß wir nur durch eine Zerstörung des Fremdgeräts gewinnen können.
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