Privileg Venusgeist
mir. Ich gelte als Retter der Menschheit.«
»Die Hilfeleistung durch die Menschheit ist für uns bedeutungslos.«
»Das sollten Sie nicht unterschätzen«, warnte ich. »Der Robotkommandeur ZONTA gehorcht meinen Befehlen. Er ist angewiesen worden, die irdischen Truppeneinheiten nicht nur zu dulden, sondern sie tatkräftig zu unterstützen. Hinsichtlich der Schwierigkeiten, die Sie mit dem Marsgehirn und in verstärktem Maße mit dem hiesigen Venusbefehlshaber hatten und haben, würde ich Ihnen zu einem schnellen Entschluß raten. Kommandant – geben Sie das Schachspiel auf. Klären Sie endlich die Fronten! Ich bin bereit, Ihnen einen Teil der marsianischen Hinterlassenschaft zu überlassen. Auf keinen Fall werde ich jedoch soghmolische Kommandos in meinem Heimatsystem dulden.«
»Früher waren Sie anderer Ansicht«, entgegnete er lebhafter. Mir schien, als wäre er erregt. »Meinem Expeditionsleiter, Toerc-Civre, boten Sie den Mars, die Ursprungswelt meiner Vorfahren, als ständigen Stützpunkt an. Sie selbst beanspruchten die Herrschaft über die Erde und den irdischen Mond.«
»Nicht nachgeben!« warnte Hannibal telepathisch. »Der Knabe hat keine Ahnung, zu welchen Zugeständnissen wir sonst noch bereitgewesen wären.«
Ich mußte meine frühere Aussage korrigieren. Er war gut informiert. Ich hatte keine andere Wahl, als die kompromißlose Haltung eines sich mächtig fühlenden Mannes einzunehmen. Das konnte den erhofften Erfolg einengen, oder sogar unmöglich machen.
»Das ist richtig. Ihr Kommandeur hätte sich schon auf dem Mars mit mir einigen sollen. Statt dessen wollte er mich beseitigen. NEWTONS Eingreifen zu meinen Gunsten gab nicht nur mir zu denken, sondern sicherlich auch Ihnen, Kommandant. Sie glauben doch wohl nicht ernsthaft, ich ließe mich mit einer solchen Rückendeckung auf mehr Zugeständnisse ein als notwendig? Wenn wir nicht zu einer Einigung gelangen, lasse ich es endgültig auf die gewaltsame Entscheidung zwischen Ihnen und mir ankommen. In diesem Fall werde ich die Nutzung der Marshinterlassenschaften verweigern. Ich würde mir das an Ihrer Stelle überlegen.«
Aus seinem Schweigen ging hervor, daß er in zwei Verhandlungspunkten am kürzeren Hebelarm saß. Einmal hielt er mich tatsächlich für einen machtlüsternen, verräterisch eingestellten GWA-Schatten, und zum anderen konnte er sich noch immer nicht vorstellen, durch welche Umstände das MARSHU-Schlachtschiff tatsächlich vernichtet worden war.
Er mußte an der Wirksamkeit seines Großkodators zweifeln. Das hätte er natürlich nicht getan, wenn er gewußt hätte, daß NEWTON nicht aktiv angegriffen hatte.
»Sie sollten nicht mehr lange überlegen, Maerec-Taarl«, drängte ich. »Das ist unser viertes Gespräch. Alle Details sind besprochen worden. Ich schlage Ihnen erneut vor, die Verhältnisse auf diesem Planeten mit mir gemeinsam zu klären. Oder muß ich Ihnen nochmals versichern, daß allein keiner von uns den positronischen Venuskommandeur zur Dienstleistung heranziehen kann? Das gelingt uns nur gemeinschaftlich. Ich bin nicht daran interessiert, die letzte Bastion der Marsianer unerforscht zu lassen. Sie doch auch nicht, oder?«
Er schwieg beharrlich. Jetzt hätte ich etwas dafür gegeben, einen Blick in seine Augen werfen zu können. Vielleicht waren sie doch ein Reflektor seiner Gefühle; aber ich konnte außer einem kristallartigen Glitzern tief unter den Knochenwülsten keine Regung erkennen.
»Er beißt an«, teilte Hannibal mit. »Kiny und ich können zwar keinen Gedanken auffangen, allmählich bekommen wir aber einen Überblick über die
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