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Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Titel: Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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ausbaut, und in einen anderen Teil, der sich eine bessere Zukunft wünscht. Nun aber verändert das digitale Zeitalter die Natur dieser Spaltung ganz und gar! Die IT-Revolution im Dienstleistungssektor dezimiert Beamte und Staatsangestellte, auch die »Postbeamten«, »Bahnbeamten« und »Bankbeamten«, wie man früher sagte. Und wo sind die Arbeiter? In meiner Kindheit war es jedem Einzelnen klar, ob er zur Arbeiterklasse gehörte oder nicht. Sehr viele Arbeiter organisierten sich in Gewerkschaften, die damals eine beträchtliche Macht ausübten. Aber heute?
    Heute sehen wir den Graben zwischen den Pros und Unpros, zwischen den ausgebildeten Professionals und den Niedriglohnjobbern, zwischen Premium und Commodity. Die alten Strukturen und Klasseneinteilungen verändern sich. Digital Natives verstehen gar nicht mehr richtig, was Bauern, Arbeiter, Angestellte, Beamte, Unternehmer, Gewerkschafter und Kirchen als Kategorien bedeuten.
    Die heutigen Digital Natives werden es zu einer neuen wohlhabenden Mittelschicht bringen und schon sehr bald zur Willensbildung im Staat beitragen. Wen aber, bitte schön, sollen Digital Natives heute wählen? Was können sie mit einer alten konservativen Partei, einer Wirtschaftspartei oder einer Arbeiterpartei anfangen? Die politischen Parteien haben den Umschwung ins digitale Zeitalter nicht wirklich aufmerksam verfolgt. Sie stellten und stellen ihre Identität nicht um.
    Die Digital Natives sind jetzt bei Wahlen ganz unsicher und wählen die Piraten oder einfach einmal »Grün«, weil ihnen das am nächsten kommt. Sollten die Digital Natives eine eigene Partei haben? Wie könnte die aussehen? Welches Programm könnte die haben? Brauchen Digital Natives noch so etwas Altertümliches wie eine Partei, wo doch in Ägypten schon die Regierung »per Facebook« niedergerungen wurde?
    Wir sehen die Orientierungslosigkeit oder beginnende Neuorientierung an den letzten Wahlergebnissen, die wild hin und her schwanken. Wir bekamen gerade 2011 einen ersten grünen Ministerpräsidenten (in Baden-Württemberg). Erdrutschartige Verschiebungen bei Wahlen nehmen zu und werden fast normal. Wir wählen …, ja, welches Programm? Gibt es schon eins für die Zukunft? Welche Welt streben die Digital Natives an? Wer sind ihre Protagonisten?
    Wie wird eine digitale Demokratie aussehen?
    Es gibt noch diese alten US-Filme, in denen die Abgeordneten des Repräsentantenhauses mit den Interessenbekundungen ihres Distrikts unter dem Sattel nach Washington ritten, um dort ihre Wähler zu vertreten. Die Organisation einer Demokratie hat sehr viel mit der räumlich nicht möglichen direkten Kommunikation zwischen den Wählern und der Regierung zu tun. Braucht man das im digitalen Zeitalter noch so?
    Die Demokratie erhebt den Anspruch, die Macht im Staate, die eigentlich vom Volke ausgeht, so zu verteilen, dass es zu keinem Missbrauch kommen kann. Man will den »aufgeklärten« Staat in die Lage versetzen, nach der Vernunft zu entscheiden. Aber wir sehen heute hier wie überall, dass es gar nicht so sehr um die Entscheidungen im Staat geht, sondern um die Fähigkeit zum Umsetzen.
    Das Umsetzen von politischen Vorhaben, von Reformen und Veränderungen ist wie im Management von Großunternehmen immer schwieriger und komplexer geworden. Wir brauchen viel weniger Leute, die um eine vernünftige Entscheidung ringen, sondern viel mehr solche, die die erwünschten Veränderungen auch wirklich erfolgreich einleiten.
    Das professionelle Regieren (das Handeln) ist sehr schwer geworden. Lernt man das in vier bis acht Jahren Rededuell-Wahlkämpfen? Das Wissen um das politisch Richtige ist ja da, nur das Umsetzen gelingt nicht mehr so einfach wie früher.
    Wollen wir nicht gleich digital direkt entscheiden? Das könnte in einer digitalen Welt gehen, in der drei Viertel studiert haben (wie heute schon in Finnland). Die Ausrede von einem »tumben Volk« können sich Politiker bald ganz und gar sparen.
    Wir kaufen doch auch direkt bei Amazon, wo wir früher von Verkäufern beraten wurden. Wir buchen Reisen im Internet. Die ganze digitale Wirtschaft spart sich die »Vermittlerebene« oder den »Zwischenhandel« ein. Es geht alles direkt! Was bringt mir heute mein eigener Abgeordneter? Der reitet nicht mehr nach Berlin, der wohnt wahrscheinlich dort.
    Ich beginne die Zukunft jetzt schon weit weg im unklaren Dunstschleier am Horizont zu sehen …
    Wie kommen wir dahin? Wohin wollen wir?
    Eine Welt der Professionellen Intelligenz
    Ich

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