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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mehr-Schein-als-Sein-Panzerung handelte. Wahrscheinlich ein Junior-Analyst oder ein Trainee. Kein Gegner. Ohne groß nachzudenken, machte er sich bereit, und eine Sekunde später scherte Bryant kurz zur Seite aus. Der andere Fahrer erschrak, bremste und wich aus. Mike schnitt in den frei gemachten Raum und setzte sich in die Mitte der Spur. Ein paar Dutzend Meter hinter dem Gipfelpunkt begann er zu bremsen und kam vor dem Kreisel sanft zum Stehen. Er wartete, den Blick auf den Rückspiegel gerichtet. Nach kurzer Zeit kam der Ford angekrochen und reihte sich respektvoll hinter ihnen ein.
    »Danke sehr«, sagte Mike und ging ganz gemächlich in die Kurve.
    Barranco wandte sich Rat suchend an Chris. »Hatte das irgendwas zu bedeuten?«
    »Nicht das Geringste«, sagte Bryant unbekümmert. »Keine Herausforderungen zugelassen auf diesem Abschnitt heute. Haben diesem Typen nur mal klar gemacht, was Respekt heißt.«
    Chris zwinkerte.
     
    Zehn Minuten später passierten sie das Haupttor des Luftwaffenstützpunkts, und ein uniformierter Bediensteter winkte sie in eine Parkzone hinein. Dicht an dicht standen dort bereits die Konzernkampfwagen und die gemieteten Limousinen. Hier und da hatte man das eine oder andere khaki-schmutzfarbene Armeenutzfahrzeug platziert, hauptsächlich, wie Chris vermutete, um der Ausstellung einen möglichst authentischen Anstrich zu verleihen. Mitunter blieben neue Schwellenlandkunden entschieden unbeeindruckt von den Anzug tragenden Paten, von denen sie sich abhängig gemacht hatten. Da war es hilfreich, den militärischen Aspekt der Veranstaltung zu betonen, damit die Diktatoren und Revolutionäre etwas hatten, woran sie sich halten konnten.
    Als sie ausstiegen, kreischte ein Trio von ausgesprochen boshaft aussehenden Kampfflugzeugen in Hausdachhöhe über den Flugplatz, zog dann das die Gedärme zersägende Getöse von entzündeten Nachbrennern hinter sich her in den azurblauen Himmel. Aus dem Augenwinkel sah Chris, wie Barranco zusammenzuckte.
    »Diese Hampelmänner«, sagte er. »Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll.«
    »Das sind Harpyien«, informierte Barranco ihn nüchtern. »Führen ein Tiefflugangriffsmanöver vor. Die werden in Großbritannien gebaut. Letztes Jahr haben Sie fünfzehn davon an das Echevarria-Regime verkauft.«
    »Tatsächlich«, sagte Mike, während er den Autoalarm aktivierte, »werden sie in der Türkei hergestellt, von BAe in Lizenz gegeben. Ist schon seit ein paar Jahren so. Hier lang, glaube ich.«
    Er setzte sich in Richtung der Flugzeughallen in Bewegung, wo man eine lose zusammenhängende Menschenmenge herumwuseln sah. Chris und Barranco folgten ihm in einigem Abstand.
    »Sie hätten mich nicht hierher bringen müssen«, murmelte Barranco.
    Chris schüttelte den Kopf. »Ich denke, Sie werden hinterher froh darüber sein. Die North-Memorial-Ausstellung präsentiert Waffen auf dem neuesten Stand der Technik, von allen führenden Herstellern der Welt. Nicht nur die großen Sachen, es gibt auch Sturmgewehre, Granaten, Raketenwerfer, Mikrowellensysteme zur Gebietsabsperrung. Neue Treibladungen, neue Munition, neue Sprengstoffe. Vicente, selbst wenn Sie nicht viel von diesem Zeug kaufen, sollten Sie sich darüber informieren, was Echevarria gegen Sie einsetzen könnte.«
    Barranco fixierte ihn mit einem strengen Blick. »Sagen Sie mir doch einfach, was Echevarria alles hat, dann können wir uns beide viel Zeit sparen.«
    »Uh…«
    »Sie wissen es doch, nicht wahr? Sie rüsten ihn aus, Sie bezahlen alles.«
    »Ich nicht.« Er trampelte das Schuldgefühl in seinem Innern nieder, schüttelte erneut den Kopf. »Ich bin nicht für dieses Geschäft zuständig, Vicente, tut mir wirklich Leid. Ich habe nicht mehr Informationen darüber als Sie.«
    »Sie könnten sich diese Informationen aber verschaffen.«
    Chris hustete. Machte dann ein Lachen daraus. »Vicente, so funktioniert das nicht. Ich kann nicht einfach ins Büro eines anderen Managers spazieren und in seinen Kundendateien stöbern. Ganz abgesehen von den Sicherheitsvorkehrungen ist das auch eine Frage der Ethik. Nein, wirklich, ganz im Ernst. So was könnte mich meinen Job kosten.«
    Barranco wandte sich ab. »Na gut, egal. Vergessen Sie, dass ich’s angesprochen habe. Ich begreife, dass Sie viel zu verlieren haben.«
    Es schien nicht ironisch gemeint, und Chris glaubte durchaus, Vicente Barranco inzwischen so gut zu kennen, dass er desgleichen würde identifizieren können. In den letzten Tagen, so seine

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