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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sir?«
    Chris holte ein Geräusch aus der Kehle und trennte die Verbindung. Der Saab bretterte über die Zufahrtsstraße zur ersten Unterführung.
    Er befand sich auf dem erhöhten Abschnitt, der über die nördlichen Zonen führte, als ihm plötzlich einfiel, wo Mike Bryant und Hernan Echevarria an diesem Morgen waren.
    Erneut stieg er aufs Gaspedal.
     
    Die Bescherung war da.
    Er wusste es. Als er den Saab so nahe an den Aufzügen parkte wie möglich, wusste er es genau und fragte sich, warum er hier überhaupt noch rumtobte. Als er allein mit der geschwätzigen Fahrstuhlstimme nach oben fuhr, war ihm längst alles klar und er hätte vor Ungeduld beinahe laut losgeschrien. Als er sich an einer Reihe von erschrockenen Verwaltungsmitarbeitern vorbeidrängte, konnte kein Zweifel mehr bestehen. Als er auf die per Code gesicherte Eingangstür zum geheimen Beobachtungszimmer starrte und sie einen Spalt offen stehen sah, wurde die albtraumhafte Ahnung zur Gewissheit. Doch trotz allen Vorauswissens – als er die Tür ganz aufstieß und Barranco dort stehen sah, traf es ihn wie ein Schlag in die Magengrube.
    Hinter dem Fensterglas saßen Nick Makin und Mike Bryant mit Hernan Echevarria und einem weiteren Uniformierten zusammen und besprachen offenbar das Thema Verhörtraining. Ihre Stimmen sickerten in den Nachbarraum hinein. Eben tönte Gelächter so schrill herüber, dass es wie übersteuert klang.
    »Vicente…«
    Barranco wandte ihm das Gesicht eines Leichnams zu. Unter seiner Sonnenbräune war er totenblass, der Mund unnatürlich verzerrt. Eine Schläfenader freilich pochte wild.
    »Hijos de puta«, flüsterte er. »Ihr…«
    Im Konferenzzimmer nickte Echevarria feierlich.
    »Vicente, hören Sie…«
    Er zuckte zurück, ging halbwegs in die Karate-Verteidigungshaltung, als er Barrancos Augen sah. Der Kolumbianer zitterte am ganzen Leibe. Flüchtig fragte sich Chris, wie die im echten Kampf erworbenen und bewährten Fertigkeiten sich gegen sein Shotokan-Firmentraining ausnehmen würden. Barranco sah ihn befremdet, ja angewidert an und wandte sich dann ab. Er stand neben dem Schreibtisch und starrte auf eine gebundene Kopie des Echevarria-Programms, die jemand dort hatte liegen lassen.
    »Ich konnte es nicht glauben«, sagte er leise. »Als der Büroangestellte es mir sagte. Hat mich gefragt, ob ich zu Hernan Echevarria gehöre. Ob ich mich verlaufen hätte. Dann hat er mich hergebracht, lächelnd, mit einem Scheißlächeln im Gesicht. Hat mich hier reingelassen, damit ich zusehen kann, wie ihr…«
    »Vicente, es ist nicht das, wonach es aussieht.«
    »Es ist genau das, wonach es aussieht!« Das Geschrei hallte von den Wänden zurück. Es schien ausgeschlossen, dass man es jenseits des Fensterglases nicht hören würde. Barranco schlug mit einem Fuß aus. Der Schreibtisch rutschte, Programm, zugehörige Disks und Papiere fielen herunter. Ein Stuhl kippte um, stieß gegen Mikes Baseballschläger und ließ ihn über den Fußboden rollen.
    »Vicente.« Chris konnte das Flehen in seiner eigenen Stimme hören. »Sie müssen gewusst haben, dass Echevarria vorerst noch mit am Tisch sitzt. Aber jetzt ist er aus dem Spiel. Und Sie sind drin. Sehen Sie das nicht?«
    Der Kolumbianer wandte sich wieder in seine Richtung, die Hände gekrümmt.
    »Drin«, zischte er. »Draußen. Was ist das, alles nur ein Scheißspiel für Sie? Was haben Sie eigentlich in Ihren Adern, Chris Faulkner? Was für ein Mensch sind Sie, verdammt noch mal?«
    Chris leckte sich die Lippen. »Ich bin auf Ihrer Seite, Vicente…«
    »Seite? Auf meiner Seite?« Barranco spuckte aus. Seine Stimme nahm wieder Volumen an. »Sie grinsende Scheißhure, reden Sie mir nicht von Seiten. Für Leute wie Sie gibt es keine Seiten. Gut Freund mit Mördern«, er deutete, mit blitzenden Augen, aufs Fensterglas, »mit Folterern, wenn es sich bezahlt macht. Sie sind reiner Abschaum, ein seelenloser Gringo-puto, stinkendes Geschmeiß.«
    Hinter Chris’ linkem Auge platzte etwas auf. So heftig, dass er richtiggehend zusammenzuckte. Rotädrige Flügel stiegen scharenweise in seinem Kopf auf. Die HM-Akte öffnete sich ihm wie eine leuchtend bunte Falltür. Er sah Hubschrauber an einem von Wolken durchsetzten Regenwaldhimmel hängen, hörte das Heulen und Knattern der Geschütze, das Zischen und Einschlagen der Raketen. Dörfer in Flammen, eingeäscherte Bäume, verkohlte Bündel über die feuergeschwärzte Erde verstreut. Schrille Gefängniszellenschreie, Soundtrack einer

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