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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Straßenkämpfe sind zur Dauereinrichtung geworden. Niemand bricht mehr die Regeln. Man testet, man sondiert, man produziert neue Präzedenzfälle, aber niemand tut so etwas. Niemand riskiert den Ärger, es sei denn, es steckt sehr viel Geld drin. Und das heißt, es muss jemand von Shorn sein.«
    »Denkst du an Makin?«
    »Oder Hewitt.«
    Bryant schüttelte den Kopf. Der Shorn-Block tauchte auf, er verlangsamte und hielt ein paar Meter vor der Sicherheitsschleuse zum Autodeck. Er stützte seine Arme aufs Lenkrad. Starrte nach oben auf die kahle Fassade des Turms.
    »Na gut.« Er seufzte. »Nehmen wir an, du hast Recht.«
    »Ja, tun wir das.«
    »Nehmen wir an, die Sache ging von innerhalb der Firma aus, wie du sagst. Das würde heißen, dass du auch in Bezug auf die Fahreraufsicht Recht hättest. Weißt du, Liz hat Kontakt zu den Leuten. Vielleicht ruf ich sie mal an, bitte sie, dass sie mir einen Gefallen tut und an den richtigen Stellen ein paar Fragen stellt.«
    »Was?« Chris drehte den Kopf, versuchte die schrille Besorgtheit schnell wieder aus der Stimme zu pressen. »Liz Linshaw? Ah, das ist vielleicht doch nicht, ich meine, wäre das ratsam? Sie mit reinzuziehen?«
    »Ganz ruhig, Alter. Du könntest Liz dein Leben anvertrauen.«
    »Ja, aber… ich dachte, du und sie, das wäre, na ja, vorbei.«
    Mike grinste. »Mit dieser Frau? Auf keinen Fall. Mal ist es heiß, mal kalt, je nachdem, was sonst in unserem Leben so abläuft. Aber es ist wie bei der Schwerkraft. Keiner von uns kann sich der Anziehung widersetzen. Je länger wir auseinander sind, desto heißer ist es, wenn wir dann wieder vögeln. Beim letzten Mal hat sie einen Knutschfleck auf meiner Schulter hinterlassen, das glaubst du nicht.«
    Chris starrte aufs Armaturenbrett. »Ach ja? Was hatte denn Suki dazu zu sagen?«
    »Tja.« Mikes Grinsen steigerte sich ins Verschwörerische. »Du wirst auch dies nicht glauben, aber weißt du, was ich gemacht hab? Bin zurück ins Büro gegangen, hab meinen Baseballschläger genommen und mir damit voll eins auf die Nase gegeben.«
    »Was?«
    »Yeah. Hat höllisch wehgetan. Die Nase hat geblutet wie Sau. Hab die ganze Scheiße dann über meinen Trainings-Gi tropfen lassen und ihr erzählt, ich wäre beim Sparring an einen Vollbekloppten geraten.«
    Chris erinnerte sich an die lädierte Nase vor ein paar Wochen.
    »Das hast du mir auch erzählt.«
    »Na ja, schon. Wollte dich nicht zum Lügen nötigen, falls die Sache je in Sukis Anwesenheit zur Sprache käme.« Mike Bryants Gesicht bekam einen nachdenklichen Zug. »Weißt du, wenn ich nicht schon Suki und Ariana hätte, dann glaube ich wirklich, dass Liz die Frau für mich hätte werden können.«
    »Das glaubst du, ja?«
    Mike nickte feierlich. »O ja. Sie ist wirklich was ganz Besonderes, Chris.«
     
    Der Saab stand einsam im Halbdunkel des Shorn-Autodecks. Alle anderen Wochenendarbeiter waren nach Hause zum Essen gefahren. Chris saß lange einfach nur so da. Die Stille heulte in seinen Ohren. Am anderen Ende des Parkdecks flackerte ein schadhaftes Deckenlicht immerzu an und wieder aus wie ein obskures Notsignal. Es fühlte sich an, als warte er auf jemanden.
    Als er den Saab schließlich anspringen ließ und in die Straßen hinausfuhr, war es, als würde er sich durch einen Traum bewegen. Die Stadt glitt kulissenhaft an ihm vorbei, wie auf Rollen geschoben. Der Innenraum des Saabs war eine Blase der erschöpften Ruhe, ein sicherer Ort, den er, wie er befürchtete, vielleicht gar nicht so leicht würde verlassen können. Armaturenbrett und Lenkrad, Pedale und Schalthebel verschafften ihm die Möglichkeit der Fernsteuerung und eine wie von ihm abgelöste, auf Autopilot laufende Kraft. In seinen Ohren murmelten die Optionen. Lass uns dorthin fahren. Nein, hierhin. Nein. Scheiß aufs irgendwo Hinfahren, hauen wir einfach ab.
    Alles hinter sich lassen.
    Er war schon fast in den Straßen von Highgate, als der Selbstlauf seiner nervösen Erschöpfung sich ausschaltete und er begriff, dass er sich nicht auf dem Weg nach Hause befand.

 
     
DATEI 04:
Unbeständiges Kapital

 
DREIUNDDREISSIG
     
     
    Carla schlief bereits, als er nach Hause kam. Er erinnerte sich undeutlich, dass sie ihm etwas von einem frühmorgendlichen Arbeitsbeginn mit Mels Bergungseinheit an der westlichen Peripherie erzählt hatte. Partnerschaftsausscheidungen in irgendeiner Strukturanpassungs- Consultingfirma. Chris hatte noch nie von denen gehört, aber das war heutzutage nicht weiter

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