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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aufmerksamkeit. Auf dem Datadown stapelten sich einmal mehr die Nachrichten von den ihm schon bekannten lüstern aussehenden Frauen mit osteuropäischen Namen und von Fahrer-Sites wie Straßenschlacht und Asphalt Xtreme. Er las Film-Treatments und CI-Berichte mit dem schwindelerregenden Gefühl, dass er schon bald nicht mehr in der Lage sein könnte, den Unterschied zu erkennen. Er verfolgte die offizielle Shorn-Marschroute, diktierte politische Richtlinien ins Telefon. Er managte Kambodscha, die NAME. Paranà. Assam. Makins Geschäfte in Guatemala, Kaschmir, Jemen. Und noch einiges mehr.
    Er trug die Remington in den Schießstand und reagierte einen Teil des Stresses an den Holozielscheiben ab. Der streuende Ausstoßrhythmus verschaffte ihm eine tiefe Befriedigung, wie sie nicht einmal die Nemex gewähren konnte. Er entwickelte eine Neigung für diese Waffe, die er sich bei der Pistole nie gestattet hatte. Das Gefühl benutzte er wie eine Droge.
    Abends, in der anonymen Zurückgezogenheit des Hotels, war Liz Linshaw bei ihm, wie eine zerfransende sensorische Überlast auf dem Bildschirm seiner Gefühle. In eleganter Nacktheit auf seinem Bett drapiert, glatt und geschniegelt aus seiner Dusche springend, an die Wände des Zimmers gedrängt, die Beine um ihn geschlungen, sich anspannend im Orgasmus, Schweiß dampfend, durchs zerzauste Haar grinsend.
    Auch sie benutzte er wie eine Droge. Wie eine materialisierte Erscheinung aus einer Softporno-Gebührensenderrealität, an die das Hotel angeschlossen war. Wenn sie nicht da war – etwa jeden dritten Tag, damit wir einigermaßen kühlen Kopf bewahren, Chris – masturbierte er mit ihrem Bild vor Augen. Sie half ihm einzuschlafen, half ihm, eine allzu bewusste Selbstprüfung zu vermeiden, wenn er am Ende eines jeden Tages ausgepumpt ins Hotel zurückkehrte und sich unversehens fragte, ob man wirklich ein ganzes Leben auf diese Weise über die Runden bringen konnte.
     
    Schließlich kam Carla ins Hotel.
    Zunächst rief sie an. Mehrere Male. Aus seiner Handy- und der Bürotelefonleitung hatte er sie ausgesperrt, aber irgendwie hatte sie Mike die Hotelinformation entlockt. Als sie das erste Mal anrief, wurde er kalt erwischt. Gewichtslos hing er an seinem Ende der Leitung, gab einsilbige Antworten. Nach einer Weile fing sie an zu weinen.
    Er legte auf.
    Er wandte sich an die Telefonzentrale des Hotels und gab Anweisung, alle eingehenden Anrufe zu filtern und ihm zu melden. Dann rief er Mike an, stinkwütend. Er bekam eine Art Entschuldigung, aber was der Freund wirklich dachte, wurde zwischen den Zeilen deutlich, kaum zu überhören.
    »Ja, ich weiß, Chris. Tut mir echt Leid. Sie hat immer wieder angerufen, tagelang, ich konnte sie einfach nicht mehr abwimmeln. Sie war aufgebracht, weißt du. Richtig aufgebracht.«
    »Ich bin auch aufgebracht, Mike. Und ich könnte hier verdammt noch mal ein bisschen Solidarität gebrauchen. Ich meine, hab ich schon mal hinter deinem Rücken Suki irgendwelche Geschichten erzählt?«
    »Du musst mit ihr reden, Alter.«
    »Das ist deine Meinung, Mike. Auf die du ein Recht hast. Aber du triffst nicht meine verdammten Eheentscheidungen für mich, klar?«
    Am anderen Ende folgte eine lange Pause.
    »Ist klar«, sagte Mike schließlich.
    »Gut.« Chris räusperte sich, schlug einen etwas entspannteren Ton an. »Wir sehen uns dann morgen um acht. Kambodscha-Besprechung.«
    »Yeah.«
    »Na dann, gute Nacht.«
    »Ja. Gute Nacht, Chris.«
    Es war etwas Ausdrucksloses in Mikes Stimme, das Chris nicht übermäßig gefiel, aber er war selber immer noch zu verärgert, um dem weiter Beachtung zu schenken.
    Liz trat aus dem Bad, nackt, sich mit viel Verve die Haare abtrocknend.
    »Wer war das denn?«
    Er gestikulierte. »Ach, Mike. Bürokram.«
    »Ja? Du siehst aus, als wärst du ziemlich sauer.«
    »Ja, na ja. Kambodscha.«
    »Irgendwas, was ich wissen sollte?«
    Er rang sich ein Grinsen ab. »Jede Menge Sachen, die du wahrscheinlich gerne wissen würdest. Aber reden wir lieber über den Mars.«
    Sie warf das Handtuch nach ihm.
    »Ich krieg es schon noch aus dir raus«, versprach sie, während sie auf ihn losging.
    Am nächsten Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, drang ihm Mikes Tonfall wieder ins Bewusstsein, und er fragte sich, ob dieser nach der Kambodscha-Besprechung einen neuerlichen Versuch machen würde. Er legte sich in Gedanken schon mal einige zornige Erwiderungen zurecht, während das Taxi um Hyde Park Corner kurvte.
    Er sollte keine Gelegenheit

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