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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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erhalten, sie an den Mann zu bringen. Es war der Tag, an dem Hollywood anzuklopfen geruhte, und Mike wollte über nichts anderes reden als über die wahnwitzigen Summen, die da im Gespräch waren, und über ihrer beider Aussicht, sich von Tony Carpenter oder Eduardo Rojas auf der Leinwand unsterblich gemacht zu sehen.
    Carla rief noch ein paarmal an in jener Woche, und dann stand sie plötzlich am Empfang und wollte ihn sprechen. Zum Glück war es einer der Abende, an dem Liz Linshaw sich freigenommen hatte. Er erwog kurzzeitig, sich brutal zu zeigen und dem Portier zu sagen, er solle sie wieder wegschicken, dann sah er sich selbst in einem der Wandspiegel und zog eine Grimasse. Er zog schnell etwas an, das frisch aus der Wäscherei gekommen war, schlüpfte in bequeme Schuhe und ging dann hinunter, um sich ihr zu stellen.
    Sie saß auf einem der Sofas beim Empfang, wie aus dem Ei gepellt, in verblichenen Jeans, die sie zusammen gekauft hatten, wie er sich erinnerte, Stiefeln und einer schicken schwarzen Lederjacke. Als sie ihn sah, erhob sie sich und kam ihm entgegen, versuchte dabei zu lächeln.
    »Na, bekomme ich tatsächlich eine Audienz bei dem Mann der Stunde. Ist es schön, wieder berühmt zu sein?«
    »Was willst du?«
    »Können wir rauf in dein Zimmer gehen?«
    »Nein.«
    Sie ließ ihren Blick ausgiebig durch die leise, diskrete Betriebsamkeit der Lobby schweifen. Die Kränkung machte sich in ihrer Stimme kaum bemerkbar.
    »Hast du grade jemanden da oben?«
    »Rede doch keinen Scheiß. Nein, ich habe niemanden oben. Meine Fresse, Carla, hier geht es nicht um andere Frauen. Du hast verdammt noch mal mich verlassen.«
    »Ich darf also hier rumstehen, während du mich anschreist?«
    Er schluckte und dämpfte seine Stimme. »Da hinten ist eine Bar, durch diesen Bogen. Da können wir uns hinsetzen.«
    Sie zuckte die Achseln, doch die Gleichgültigkeit war aufgesetzt. In dem Winkel der Bar, wo sie sich niederließen, starrte sie ihn aus Augen an, in denen unvergossene Tränen glänzten. Vor kurzem noch hatte sie geweint, das wusste er. Er konnte es sehen. Schon spürte er, wie sein kalter Zorn an den Rändern schmelzen wollte, eine winzige, schmerzliche Wärmequelle war da zugange. Er trat sie schnell aus. Eine uniformierte Kellnerin erschien mit erwartungsvollem Lächeln. Er bestellte einen Laphroaig für sich, fragte Carla, ob sie etwas zu trinken haben wolle, und beobachtete, wie sie unter der Förmlichkeit der Anrede zusammenzuckte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich bin nicht gekommen, um mit dir zu trinken, Chris.«
    »Na schön.« Er nickte der Kellnerin zu, die daraufhin zur Bar zurückkehrte. »Weshalb bist du dann gekommen?«
    »Um mich zu entschuldigen.«
    Er sah sie für einen langen Augenblick an. »Nur zu.«
    Sie brachte ein Lächeln zustande. Schüttelte den Kopf. »Du Scheißkerl. Du hast dich zu einem richtigen Scheißkerl entwickelt, Chris. Weißt du das?«
    »Du hast mich mitten in den Scheißzonen ausgesetzt, Carla. Um zwei Uhr morgens, verdammt noch mal. Du hast allen Grund, dich zu entschuldigen.«
    »Du hast mich als Hure bezeichnet.«
    »Und du hast mich als…« Er fuchtelte hilflos mit den Händen, wusste nicht mehr genau, wie der Streit so hatte eskalieren können. »Du hast gesagt…«
    »Ich hab gesagt, ich würde dich nicht mehr wiedererkennen, Chris. Das war keine Beschimpfung, sondern eine Feststellung. Ich erkenne dich nicht mehr wieder.«
    Er zuckte die Achseln. Ignorierte das leise Rieseln von Säure in seiner Brust. »Was willst du dann überhaupt hier? Ich bin ein Totalschaden, nicht mehr reparabel. Reif für die Schrottpresse. Was vergeudest du deine Zeit?«
    »Ich hab dir gesagt, warum ich gekommen bin.«
    »Ja, um dich zu entschuldigen. Sehr geschickt stellst du dich dabei nicht an.«
    Der Laphroaig kam. Er zeichnete ihn ab, nahm einen Schluck und stellte ihn zwischen ihnen auf dem Tisch ab. Dann wandte er sich Carla wieder zu.
    »Also?«
    »Ich bin nicht gekommen, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich dich in den Zonen verlassen habe.« Er öffnete den Mund, aber sie machte eine jedes Wort abschneidende Geste. »Nein, hör mir zu, Chris. Ich würde es jederzeit wieder tun, wenn du noch einmal so mit mir reden würdest. Du hattest es verdient.«
    Sie wandte den Blick ab, starrte ins Unbestimmte, legte sich zurecht, was sie sagen wollte. Abwesend streckte sie die Hand nach dem Whiskyglas aus, zuckte dann zurück, als sie sich der unwillkürlichen Vertraulichkeit dieser

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