Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Zugriff auf mich. Sieh mich an.« Aber unterhalb des entspannten Scherzens regte sich eine vage Besorgnis. Nicht über das, was sie von ihm wollte. Sondern über das, was er möglicherweise von ihr wollen würde.
    »Also machen wir das gelegentlich wieder?«
    Er dachte an Carla. Verscheuchte den Gedanken. Ließ los.
    »Ja, das machen wir. Ich wohne jetzt im Hotel, Liz. Keine Komplikationen mehr.«
    Und ganz hinten in seinem Kopf hatte etwas zugehört, das jetzt seine Kehle zum Himmel reckte und das wie eine Hyäne lachte.
     
    Inmitten der griechischen Statuen saß Louise Hewitt auf der Kante des grau bezogenen Bettes und starrte an dem grellweißen Schein der Nachttischhalogenlampe vorbei. Das Zimmer um sie herum war still. Ihr Jackett hatte sie nach dem Betreten der Wohnung mit automatisierter Sorgfalt weggehängt, und jetzt hingen ihre Schultern unter der weichen Seide ihrer Bluse herunter. Ein ungewohnter Schmerz saß in ihrem Hals fest.
    Sie blickte hinab aufs Bett, presste die Lippen zusammen. Dann legte sie sich seitwärts auf die Decken und senkte ihr Gesicht auf das Kissen. Von der grauen Baumwolle stieg sein Geruch auf, sie kniff die Augen zu.
    »Herrgott, Nick«, murmelte sie, und in ihrer Kehle knackste es, als sie schlucken musste. »Hab ich’s dir nicht gesagt? Hab ich dich nicht gewarnt?«
    Sie blieb eine Weile liegen, und eine einzelne Träne sickerte unter ihrem rechten Augenlid hervor. Sie kullerte sprunghaft bis zum Kinn und plumpste ins Kissen.
    Als die zweite und dritte Träne sich selbständig machten, setzte sie sich abrupt auf und wischte sie sich mit wütender Geste aus dem Gesicht, als würde sie sich eine Maske vom Kopf reißen. Sie räusperte sich, stand auf und ging in ihr Arbeitszimmer. Mit Entschiedenheit drückte sie den Anschaltknopf des Datadowns und ließ sich vor dessen weichem, vielfarbigem Leuchten nieder.
    Sie arbeitete.

 
     
DATEI 05:
Schlussrevision

 
VIERZIG
     
     
    In den folgenden Wochen musste Chris sich mitunter gewaltsam daran erinnern, dass es sein eigenes Leben war, das er da führte.
    Zum Teil lag es am Hotel. Sich über längere Zeit ganz auf erstklassigen Service zu verlassen, das hatte etwas Isolierendes, es fühlte sich an, als würde man dünne Gummihandschuhe tragen. Haushaltsaufgaben, die er selbst zu übernehmen gewohnt war, erledigten sich wie von selbst, fast unsichtbar. Er gab seine schmutzige Wäsche weg, und wenig später kam sie frisch und knackig zurück, wie von Elfen gereinigt. Eine ähnliche Zauberei bewirkte, dass tagtäglich frische Handtücher und kleine Fläschchen mit Seife und Shampoo im Bad auftauchten. Er bestellte etwas zu essen, und es wurde ihm an die Tür gebracht, aus einer Küche, die er nie zu sehen bekam, oder er verköstigte sich in einem der drei zum Hotel gehörigen Restaurants. In beiden Fällen blieb ihm die kleine physische und emotionale Anstrengung erspart, ausgehen und nach einer Essgelegenheit suchen zu müssen.
    In der Firma operierte er mit leicht benommener, mechanischer Kompetenz. Die Arbeit stapelte sich, da Nick Makins plötzlicher Abgang alle in Mitleidenschaft zog. Er wühlte sich da durch wie jemand, der sich mit einer stumpfen Machete einen Weg durch dichtes Buschwerk bahnt. Blick nach vorn gerichtet, ausholen und schlagen, zupacken, wegräumen und weitergehen, Blick nach vorn, zuschlagen. Hin und wieder wurde es ihm ein bisschen zu viel, doch die Routine hielt ihn auf den Beinen.
    Seine Schrotkugelwunden heilten, aus echten Schmerzen wurde Unannehmlichkeit, die sich bald zu blasser Erinnerung verflüchtigte. Die von Carla handelnden Träume weigerten sich hartnäckig, dem gleichen Muster zu folgen.
    Über Lopez trafen Geheimberichte aus der NAME ein. Barranco hatte seine erste Dosis Shorn-Wohltätigkeit eingenommen – dreihundert Kalaschnikows plus Munition, dreißig von den Aerospatiale-Flugzeugkillern, runde tausend King-Granaten, alle in tiefster Nacht an irgendeinem pazifischen Strand an Land gebracht, und zwar von einem privatisierten russischen Kriegs-U-Boot der Epsilon-Klasse und dessen demobilisierter Crew. Die besten Zusteller von geheimen Großlieferungen, die für Geld zu haben waren.
    Auf der anderen Seite des Globus, in Kambodscha, ging Nakamura genau so vor, wie Vasvik vorausgesagt hatte. Planungen für den Militärputsch wurden auf den Weg gebracht. Chris hatte die relevanten lokalen Werkzeuge längst zur Hand, schon Tage, bevor die Informationen der Spionageabteilung eintrafen – fast

Weitere Kostenlose Bücher