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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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geistesabwesend hatte er sie antreten lassen. Er tat so, als müsse er die Berichte studieren, telefonierte eine Stunde später über vorab arrangierte Autorisierungscodes mit Langley und erwartete das weitere Geschehen von seinem Schreibtisch aus.
    Explosionen verbreiteten sich durch Phnom Penh wie Ausschlag. Ein Oberst und seine Familie mittels Autobombe. Ein General in einem Restaurant. Ein Luftwaffenbefehlshaber in einem Bordell, von drei Schüssen mit so ungewöhnlicher Präzision getroffen, dass Chris vermutete, der Laden müsse irgendeine Art von geschütztem Langley-Franchise sein. Und noch ein paar weitere Fälle, Schüsse aus dem fahrenden Auto respektive Autobombe. Die übrigen Verschwörer verstanden die Botschaft, und der Staatsstreich brach in sich zusammen, noch bevor er richtig in Gang gekommen war. Nakamura zog sich eilig zurück. Die Rückmeldung erreichte Chris von ganz oben. Notley war schwer beeindruckt.
    Unterdessen wurden Ermittlungen bezüglich des geheimnisvollen Verschwindens von Nick Makin aufgenommen. Niemand, mit Ausnahme der wenigen Teilnehmer einer Lagebesprechung bei Shorn, wusste, wo er abgeblieben war. Seine Leiche wurde, zusammen mit den anderen, per Hubschrauber aus Crutched Friars weggeflogen, noch maskiert, noch warm.
    Es gab keine Bilder von Gesichtern, keine DNA-Spuren – die von Mike bestellte schnelle Eingreiftruppe hatte den blutigen Asphalt mit Chemikalien besprüht, die jegliche Gewebeanalyse aussichtslos machten. Das Feuergefecht wurde als ein überehrgeiziger Bandenüberfall abgetan, dessen Ausgang ein Fall von ausgleichender Gerechtigkeit darstellte. Geschickt lancierte Medienspekulationen wollten wissen, dass Makin eben derselben Gang zum Opfer gefallen sei, bevor diese ihr Glück verlassen habe. Chris und Mike gaben vorbereitete Erklärungen ab und hielten sich ansonsten bedeckt.
    Die Medien erfüllten ihre Aufgabe, besser eigentlich, als man hatte erwarten können. Die Einzelheiten des Geschehens lösten sich rasch in reißerischen Vollfarbbildern auf, die man den Überwachungskameras in Crutched Friars entnommen hatte. Der dort zur Schau gestellte Pistolero-Chic kam außerordentlich gut an. Wie bei Clint Eastwood – Konzernfahrer überstehen Blutbad! Zonengangs ernten High-Noon-Wirbelwind! Polizei lobt Shorn-Helden! Die Geschichte ging rund um den Globus. Das Fernsehen und die Männermagazine überschlugen sich. Chris und Mike bekamen ihre Souvenirs: Die Remingtons wurden vom Polizeipräsidenten persönlich in einem wahren Blitzlichtgewitter überreicht. Alle grinsten fröhlich in den Rachen des Medienorkans hinein. Neben diesem Aufruhr erschien der Triumph über Mitsue Jones und ihr Team vergleichsweise unspektakulär. Eines Morgens kam Mike ins Büro und hatte einen Anruf von einem Hollywood-Agenten auf seinem Anrufbeantworter. Die Studios, meinte der Agent, stünden Schlange. Optionen, Angebote, Geldsummen, bei denen selbst Louise Hewitt schlucken musste. Buchveröffentlichungen wurden ins Auge gefasst. Ein Computerspiel. Actionfiguren.
    Nichts unterschreiben, sagte Notley mit gewohnter onkelhafter Nachsicht. Wartet noch ein bisschen ab.
    Einheiten der Konzernpolizei fielen in die Zonen ein, auf der Suche nach Komplizen und Verwandten der vier Männer, die mit Makin gestorben waren. Sie schlugen Türen und Köpfe ein, stellten mittels Einschüchterung und Bestechung sicher, dass niemand irgendetwas Berichtenswertes wusste. Es wurden Verhaftungen vorgenommen. Die Medien machten Männchen und applaudierten. Shorn führt Zerschlagung von Banden an! Sicherheit und Ordnung hat Priorität für Bürger! Shorn-Partner erklärt: Drogensumpf wird trocken gelegt! Manager versprechen: Mehr Sicherheit für unsere Kinder!
    Nach zehn Tagen waren die ursprünglichen Ereignisse rund um Nick Makins Tod ausgelöscht. In Erinnerung blieben allein die Bilder von Chris Faulkner und Mike Bryant, wie sie blitzschnell ihre Pistolen zogen, einer Überzahl von Männern und Waffen gegenüberstehend, sich dennoch gegen fünf kaltblütige, feige, maskierte und mit Drogen handelnde Killer behauptend.
    Der Medienrummel ließ die Realität verschwimmen.
    Chris gab Interviews, hielt sein Gesicht in die Kameras. Musste eine Flut von Anrufen der Fahrerfanclubs und der Londoner Handelskammer abwimmeln. Anfragen, bei irgendwelchen Festivitäten als Tischredner aufzutreten, Bitten um ausrangierte Teile des Saab-Motors und Angebote für bizarre sexuelle Dienste – alles buhlte aufdringlich um seine

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